„Ku’damm“-Star Claudia Michelsen: „Es ging oft ums nackte Überleben“

Seit Staffel eins ist sie als allerziehende Tanzschulleiterin Caterina Schöllack einer der Stars der Erfolgsserie

Quelle: ZDF / Boris Laewen

Claudia Michelsen spielt in der Erfolgsserie „Ku’damm“ die alleinerziehende Tanzschulleiterin Caterina Schöllack. „Es ging oft ums nackte Überleben“, erklärt die Schauspielerin über die Frauen der Nachkriegszeit.

Claudia Michelsen (52) spielt in der erfolgreichen Serie „Ku’damm“ (seit 2016, ZDF) die alleinerziehende Berliner Tanzschulleiterin Caterina Schöllack, die ihre drei Töchter Monika (Sonja Gerhardt, 31), Helga (Maria Ehrich, 28) und Eva (Emilia Schüle, 28) unbedingt unter die Haube bringen will. Warum sie diesen Plan aus heutiger Perspektive mitunter ziemlich gnadenlos verfolgt, erklärt die Schauspielerin im Interview mit spot on news.

Ausserdem erzählt die in Dresden geborene Künstlerin von den Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen und verrät, in welchem Jahr eine vierte Staffel spielen könnte. Der dritte und letzte Teil der dritten Staffel „Ku’damm 63“ wird am Mittwoch (24.3., 20:15 Uhr) ausgestrahlt.

Auf welche Rolle wurden Sie in den letzten Jahren öfter angesprochen: Caterina Schöllack aus „Ku’damm“ (seit 2016) oder „Polizeiruf“-Kommissarin Doreen Brasch, die Sie seit 2013 ebenfalls regelmässig spielen?

Claudia Michelsen: Genau kann ich das nicht beantworten, ich glaube aber auf beide ungefähr gleich oft. Das sind ja sehr unterschiedliche Figuren, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Einen grösseren Spagat kann man eigentlich kaum machen (lacht). Herrlich ist das.

Was mögen Sie an Ihrer Rolle der Tanzschulleiterin Caterina Schöllack besonders gern?

Michelsen: Ich mag den „Bogen“, den wir erzählen. Das Spannende ist, dass Annette Hess vier Frauen in den 1950er Jahren erfunden hat, die hier im Mittelpunkt stehen dürfen. Das kommt nicht oft vor. Eine Mutter und ihre drei Töchter in der Nachkriegszeit. Wir erzählen von Mädchen, die zu Frauen werden, die zu Müttern werden. In der ersten Staffel ging es für Caterina Schöllack nur darum, ihre Töchter unter die Haube und versorgt zu bekommen. Dieses Ziel verfolgt sie mit einer unglaublichen, fast schon preussischen Disziplin, die die Frauen nach dem Krieg an den Tag legen mussten, weil sie als Alleinerziehende in dieser Zeit Mutter und Vater in einem sein mussten.

Man könnte sagen, dass Caterina Schöllack im Umgang mit ihren Töchtern zwischen liebevoll und kalt changiert. Sehen Sie das auch so?

Michelsen: Nein, ich sehe es ein wenig anders. Sie ist nicht kalt. Die Frauen dieser Zeit konnten oft nicht anders, nach dieser schrecklichen Zeit des Zweiten Weltkriegs. Diese Frauen haben zu viel Gefühl einfach nicht zulassen können, sie haben es sich nicht erlaubt, sich teilweise verboten. Nur so konnten sie durch diese Jahre hindurchkommen. Es ging oft ums nackte Überleben. Frauen waren damals ja noch lange nicht so selbständig wie heute. Sie mussten ihre Familien versorgen. Insofern ist Caterina etwas komplexer in ihrem Wesen und Sein, in dem wie sie sich gibt und was sie sich und ihren Töchtern zugesteht und was nicht erlaubt sein kann und darf.

Was sagen Sie zu Kostüm und Kulisse bei dieser Produktion?

Michelsen: Ja, das ist natürlich eine Riesenfreude und ein grosser Spass, sich in diesen Räumen und mit allem, was dazu gehört von Kopf bis Fuss bewegen zu dürfen. Die Arbeit mit Maria Schicker (Kostümbild) und mit Jeanette Latzelsberger (Maskenbild) und ihren Abteilungen war für mich essentiell. Wir haben mit viel Zeit, die ich immer brauche, gemeinsam diese Figur entwickelt. Sie sehen ja, wie sehr die Maske hier auch tatsächlich verändert und eine Figur entwirft, die ja erst einmal sehr weit weg von mir ist. Alles in allem haben wir hier ein grosses Glück, da all diese Abteilungen wunderbar waren und wir uns dadurch enorm getragen fühlen konnten.

Corona hat auch diese Dreharbeiten überschattet. Sie haben im Februar angefangen, mussten im März unterbrechen und haben im August weitergedreht. Wie war der Unterschied zwischen den beiden Drehphasen?

Michelsen: Der Unterschied war enorm. Ein Abbruch ist natürlich schrecklich, weil man wie in einem Startblock steht und loslaufen möchte. Der Lauf im Frühjahr war sicherlich ein anderer als der im Spätsommer. Das ist einfach so. Trotzdem war es auch ein Riesenglück, dass wir unter extremen Hygienebedingungen überhaupt weitermachen konnten.

Schauen Sie sich Ihre Filme an, wenn sie ausgestrahlt werden?

Michelsen: Nein, das mache ich meistens nicht. Ich schaue mir den fertigen Film manchmal vor den Pressegesprächen an. Das hängt aber von den jeweiligen Arbeiten ab, die sehr unterschiedlich verlaufen. Der eigentliche Film kann sich im Schnitt nochmal völlig neu sortieren und sogar die Dramaturgie einer Figur verändern. Und wenn ich unsicher bin, dann schaue ich schon. Aber es ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung, wenn ich ehrlich bin.

Wenn Sie es sich wünschen könnten, in welcher Zeit würden Sie eine vierte „Ku’damm“-Staffel spielen lassen?

Michelsen: Wenn es überhaupt eine Staffel vier gibt und ich es entscheiden könnte, dann würde ich wahrscheinlich in diesem Dreijahresabstand bleiben. Die 1960er Jahre sind aber auch insgesamt eine spannende Zeit, in der viel passiert ist.

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