Alexandra Maria Lara: „Die eigene Erinnerung kann trügerisch sein“

Alexandra Maria Lara als Gedächtnisforscherin Dr. Jasmin Braun

Quelle: TVNOW / Hardy Brackmann

Alexandra Maria Lara mimt in „8 Zeugen“ Rechtspsychologin Dr. Jasmin Braun. Was sie über den Beruf und die Welt der Erinnerungen gelernt hat, verrät sie im Interview.

Alexandra Maria Lara (42, „You Are Wanted“) verkörpert in der neuen Krimiserie „8 Zeugen“ die Rechtspsychologin und Gedächtnisforscherin Dr. Jasmin Braun, die von der Polizei bei Befragungen in einem Entführungsfall um Hilfe gebeten wird. Jede Folge widmet sich in einer kammerspielartigen Anordnung einem Zeugen der Entführung und dessen Erinnerungen. TVNow veröffentlicht am 25. März alle acht Episoden, später ist eine Ausstrahlung bei VOX geplant. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät Alexandra Maria Lara, was sie als Krimi-Fan an der Serie gereizt hat, wie sie mit Erinnerungen aus ihrer Kindheit umgeht und wie sich ihr Alltag durch Corona verändert hat.

Ihre Rolle geht als Erinnerungsforscherin auf ganz bestimmte Art und Weise an Ihre Arbeit heran. Wie würden Sie das beschreiben?

Alexandra Maria Lara: Dr. Jasmin Braun wird überraschenderweise zu einem Polizeieinsatz hinzugeholt und soll dabei helfen die Zeugenaussagen zu bewerten. Trotz anfänglicher Skepsis nimmt sie sich ihrer Aufgabe an. Allerdings macht sie auch schon von der ersten Minute an darauf aufmerksam, dass ihre Arbeit normalerweise nicht mit den Zeugen persönlich vonstattengeht, sondern dass sie mit Transkripten arbeitet. Gleichzeitig geht sie in ihren Verhören anders vor als es die Polizei tun würde, was dazu führt, dass die Zeugen Dinge von sich preisgeben, die sie selbst überraschen. In unserer Geschichte kommt alles anders als erwartet.

Was reizt Sie denn an Krimiserien?

Lara: Ich mag Krimis generell und kann zum Beispiel beim Lesen das Buch nicht weglegen, weil ich unbedingt wissen muss, wie es weitergeht. Das besondere Konzept der Serie, und die Tatsache, dass eine so facettenreiche Frauenfigur im Zentrum der Handlung steht, haben mich sofort fasziniert. Auch dieses kammerspielartige Element, dass es zu Eins-zu-eins-Gesprächen zwischen der Rechtspsychologin und den jeweiligen Zeugen kommt, war ein grosser Reiz für mich. Ich habe zwar leider nie viel Theater gemacht, aber ich bin mit dem Theater grossgeworden und habe schon immer grosse Lust gehabt, eine Rolle zu spielen, bei der man sich auf so intensive Weise den Text zu eigen machen muss.

Wie haben Sie den Dreh dann erlebt?

Lara: Wir haben teilweise am Stück gedreht und hatten Takes von vierzehn Minuten, das war fast so, als würde man auf einer Bühne sitzen. Davon habe ich schon lange geträumt, so etwas mal machen zu können. Aber ich stand natürlich auch unter einem gewissen Druck und hatte die Verantwortung allen gegenüber, am nächsten Tag halbwegs ausgeruht und trotzdem mit etwa 20 neuen Textseiten parat, die Gespräche und Verhöre führen zu können. Ich habe sehr wenig geschlafen in den sieben Drehwochen (lacht).

Was haben Sie aus diesen Befragungen für sich persönlich mitgenommen?

Lara: Mir war zum Beispiel nicht bewusst, dass die eigene Erinnerung tatsächlich so trügerisch sein kann. Wenn man anfängt darüber nachzudenken, dann macht das absolut Sinn. Aber das muss man erst einmal für sich begreifen und aufdröseln, zum Beispiel die Frage, ob es sich, wenn man etwas von früher erzählt, dabei um eine gelebte oder eher um eine nacherzählte Erinnerung handelt. Welche Geschichte aus der Kindheit hat man wirklich noch in der eigenen Erinnerung parat? Und welche ist nur über Jahre einfach immer wieder von Geschwistern oder Eltern so erzählt worden?

Sind Sie jemand, der sich sehr gut an die eigene Kindheit erinnern kann?

Lara: Ich bin mittlerweile 42 und es ist ein schönes Gefühl, mit meinen Freunden auf die letzten 22 Jahre oder noch länger zurückblicken zu können. Das schweisst einen zusammen, weil man automatisch diese Erinnerungsthemen hat. Aber wenn es dann beispielsweise um die Kindheit geht, finde ich das gar nicht so einfach. Da ist es schwerer auseinanderzuhalten, ob es die ureigene Erinnerung ist oder ob eben doch noch Elemente von aussen die Erinnerung mit beeinflussen. Auch sich mit den Fragen zu beschäftigen: Was verdrängt man? Warum hat man was verdrängt? Wann holt man wieder etwas hervor? – das ist sehr spannend.

Wäre der Job der Rechtspsychologin auch etwas für Sie?

Lara: Das wäre auch etwas für mich gewesen und hätte mich sehr fasziniert, sich mit dem Gehirn und seinen komplexen Vorgängen zu beschäftigen. Aber Wissenschaftler arbeiten natürlich auch viel alleine. Ich arbeite immer im Team und das sehr gerne. Das würde mir fehlen.

Sie haben mit 16 Jahren in der ZDF-Serie „Mensch, Pia!“ angefangen. Später sah man Sie in der Amazon-Prime-Serie „You Are Wanted“ und jetzt sind Sie erneut Teil einer Streamingserie. Wie hat sich die Serienwelt für Sie verändert?

Lara: Ich glaube, wenn man es positiv betrachten möchte, dann gibt es viele neue Möglichkeiten für die Zuschauer, ihr Entertainmentprogramm selber frei gestalten zu können. Überall auf der Welt werden wirklich tolle Sachen gedreht und es gibt vielfältige Angebote. Für mich als Schauspielerin ist ein Serienformat deshalb spannend, weil man nochmal viel mehr Zeit hat, sich mit seiner Figur auseinander zu setzen. Für mich persönlich als Konsumentin ist und wird Kino immer meine grosse Liebe bleiben. Ich finde einfach nichts schöner, als im Kinosaal zu sitzen und dann gehen die Lichter aus und man taucht in die Welten auf der grossen Leinwand ein.

Hat Corona Ihr Berufsleben sehr verändert?

Lara: Ich konnte gar nicht glauben, dass ich ausgerechnet im letzten Jahr zwei wunderschöne Hauptrollen spielen konnte und wir beide Projekte unter den neuen Umständen so fertig stellen konnten. Neben Dr. Jasmin Braun habe ich in der Romanverfilmung „Töchter“ neben Birgit Minichmayr eine der Hauptrollen gespielt. Bisher hatte ich grosses Glück.

Hat sich denn Ihr Alltag verändert?

Lara: Dadurch, dass mein Mann auch Schauspieler ist, kennen wir beide das Gefühl, was es heisst, wenn man nach einer intensiven Drehzeit erst mal zwei, drei Monate zuhause ist, nirgendwo hin muss und automatisch diese private Isolation lebt. Für die meisten Menschen, die morgens die Wohnung oder das Haus verlassen und erst später wieder auf die Familie stossen, war das sicherlich eine grössere Umstellung und bestimmt auch immer nicht leicht.

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