So gelingt der Einstieg in die „grüne Küche“

Klimafreundliches Kochen setzt keinen Fleischverzicht voraus.

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Muss „grüne Küche“ vegan sein? Und wo lassen sich klimafreundliche Produkte am besten kaufen? Ein Experte gibt Auskunft.

Klimafreundliches Kochen ist zeitaufwendig und kompliziert? Martin Kintrup, Autor des neuen Buches „Food for Future für jeden Tag“, überzeugt vom Gegenteil. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät er, wie der Einstieg in die „grüne Küche“ garantiert gelingt und warum der Komplettverzicht auf tierische Produkte nicht die Lösung ist.

Muss klimafreundliche Nahrung zwangsläufig vegetarisch oder gar vegan sein?

Martin Kintrup: Um es ganz klar zu sagen, ohne Ausnahme hat jedes aus der Landwirtschaft stammende tierische Produkt eine deutlich schlechtere Ökobilanz als so ziemlich jedes pflanzliche Lebensmittel. Ausgenommen stark verarbeitete Produkte wie Tiefkühl-Pommes. Man kann also schon formulieren, dass ein möglichst hoher pflanzlicher Anteil der Schlüssel zur Nachhaltigkeit ist. Das heisst aber nicht, dass man komplett auf Fleisch, Käse und Co. verzichten muss. Langfristig sollte die Zielmarke im Schnitt bei rund 300 Gramm Fleisch pro Woche liegen. Aber auch eine Halbierung des Konsums tierischer Produkte hätte schon massiv positive Auswirkungen.

Gibt es Argumente gegen den kompletten Verzicht auf tierische Produkte?

Kintrup: Die Lenkungswirkung beim Einkauf! Wer diese Produkte weiterhin, wenn auch in geringeren Mengen, dafür aber von lokalen Bioproduzenten konsumiert, kann durch seine Kaufentscheidung helfen, den Anteil an Bio-Fleisch am Gesamtkonsum zu erhöhen. Entsprechende Produzenten werden gefördert und die Fleischproduktion in Richtung Nachhaltigkeit verändert.

Welche Lebensmittel sollten in einer klimafreundlichen Küche unbedingt gemieden werden?

Kintrup: Wie ich schon sagte, würde ich nicht von „meiden“ sprechen. Der Anteil bestimmter Lebensmittel sollte nur entsprechend reduziert werden. Die schlechteste Ökobilanz hat ganz klar Rindfleisch. Käse und Butter stehen allerdings nicht viel besser da. Wer mit wenig Aufwand etwas für die Umwelt tun möchte, kann bei diesen Lebensmitteln ansetzen. Wild und Biogeflügel haben zum Beispiel deutlich bessere Bilanzen, aber auch Bio-Schweinefleisch.

Was sollte der erste Schritt in Richtung „grüne Küche“ sein

Kintrup: Ein wichtiger Aspekt ist, sich der eigenen Essensgewohnheiten bewusst zu werden. Kaum jemand hat einen Überblick, was er wöchentlich oder monatlich konsumiert. Mit einem Ernährungstagebuch lässt sich das herausfinden. So kann man identifizieren, wo die besten Ansatzpunkte sind und sich selbst Ziele setzen.

Ein anderer erster Schritt könnte sein, Kühl-, Tiefkühl- und Vorratsschrank aufzuräumen und festzuhalten, welche Lebensmittel bald verbraucht werden müssen. Lebensmittelverschwendung ist ein wichtiger Punkt, an den man ansetzen kann. Im Schnitt werden im Jahr 75 Kilogramm pro Person in Privathaushalten weggeworfen. Damit nichts unnötig verdirbt, ist es wichtig, im Kühlschrank und bei dem Vorrat den Überblick zu behalten.

Wo lassen sich klimafreundliche Produkte am besten kaufen?

Kintrup: Ich empfehle den Wochenmarkt, den Bio-Bauernmarkt, wie es ihn in vielen Orten mittlerweile gibt, Bio-Läden, Hofläden oder Unverpackt-Läden. Auch Biokisten direkt vom Bauern oder Ernteanteile in der Solidarischen Landwirtschaft sind perfekte Quellen für klimafreundliche Produkte. Selbst im Supermarkt wird man bei genauer Recherche fündig und kann mit seinem Einkauf helfen, das Sortiment in Richtung Nachhaltigkeit zu verändern.

Auf welche Lebensmittel greifen Sie in den Frühlingsmonaten gern zurück?

Kintrup: Zu Beginn des Frühlings im März sieht es zugegebenermassen mit einheimischem Gemüse noch mau aus und es ist noch viel Lagerware vom Winter in den Auslagen. Einheimische Highlights sind dann Postelein, Brunnenkresse, Feldsalat oder der würzige Bärlauch, aus dem ich gern Pesto herstelle. Spätestens ab April wird es wieder richtig „fresh“, wenn Radieschen, Frühlingszwiebeln, Spinat, Blumenkohl, verschiedene Kräuter und natürlich die ersten Spargelstangen aufgetischt werden. Ausserdem beginnt dann die Rhabarbersaison, die ich jedes Jahr sehnlichst erwarte.

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