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Eingestaubte CDs, alte Zeitschriften und Deko, die gar nicht mehr gefällt? Wer sein Zuhause auf Vordermann bringen möchte, sollte mit System anfangen.
Mal eben hier etwas abgelegt und da etwas hingeworfen – schon sieht es unordentlich in den eigenen vier Wänden aus. Was gegen Chaos hilft, ist ein System. Doch wo anfangen beim Aufräumen und woher nimmt man die Motivation? Im Interview mit spot on news gibt Michael T. Wurster Tipps. Er hat das Buch „30 Minuten. Für immer aufgeräumt“ (Gabal) geschrieben und weiss, worauf es beim Ausmisten ankommt.
Den Blickwinkel wechseln und Fotos von jedem Raum machen
„Wenn Sie sich schnellstmöglich von Unordnung befreien möchten, schnappen Sie sich am besten zuallererst Ihr Smartphone und fotografieren jeden Raum aus verschiedenen Blickwinkeln“, empfiehlt Wurster. Anschliessend solle man die Fotos ganz genau betrachten und darauf achten, was einem dabei auffällt. Wieso? „Durch das Betrachten der eigenen vier Wände mittels Fotos erhalten Sie eine gewisse Distanz, die das Ausmisten unglaublich erleichtern kann“, erklärt der Autor.
Ganz nebenbei werden zukünftige Fortschritte dadurch auch visualisiert. „Und falls beim Fotografieren Bilder entstehen, die Sie am liebsten sofort löschen würden, startet eine Schock-Therapie, die das grosse Ausmisten kräftig befeuern wird“, so Wurster.
Digitalisierung schafft viel Platz
Wurster gibt zu bedenken, dass man viele Gegenstände behält, obwohl man sie kaum bis gar nicht mehr nutzt: „Obwohl man heute Filme, Serien und Musik über verschiedene Anbieter wie Netflix, Disney+ oder Amazon Music streamen kann, hat so ziemlich jeder noch eine Sammlung an DVDs und CDs im Regal stehen.“ Die ehrliche Frage laute deshalb: „Braucht man das alles noch im Zeitalter der Digitalisierung?“
Für alle, die sich nicht sicher sind, was weg soll und was bleiben darf, hat der Aufräumexperte einen Tipp: „Markieren Sie die jeweilige DVD-Hülle mit einem kleinen Punkt-Aufkleber, sobald Sie den Film in den DVD-Player einlegen. Auch bei CDs oder anderen Medien können Sie so vorgehen. Schon nach ein paar Monaten werden Sie anhand der Menge der Aufkleber sehen, ob Sie die ganzen DVDs und CDs überhaupt noch verwenden.“
Den Papierkorb vergrössern
Wurster rät zudem, eine Kiste für den Papiermüll zu verwenden. „Diese Kiste sollte so gross sein, dass es möglich ist, DIN-A4-Blätter hineinzulegen und zu stapeln“, erklärt er: „Schliesslich ist ein Papierstapel wesentlich platzsparender als zusammengeknüllte Papier-Bälle.“ Wer es besonders aufgeräumt haben möchte, könne diese Papierkiste zudem elegant in einer Schublade verschwinden lassen. „Auf diese Weise ist der gesamte Papiermüll gar nicht mehr im Sichtfeld.“
Wegwerfen auf Probe
„In den meisten Menschen ruhen die Instinkte von Jägern und Sammlern. Wobei echte Sammler schnell emotionale Schmerzen spüren, wenn sie Dinge aus ihrer Sammlung hergeben oder gar wegwerfen müssen“, so der Experte. Diesen Menschen empfiehlt er einen Kompromiss: das Wegwerfen auf Probe. Wurster erklärt: „Dabei kommen alle Dinge, von denen man sich scheinbar nicht trennen kann in einen Karton. Höchstwahrscheinlich kommen so mehrere ‚Probe‘-Kartons zusammen, die alle nach dem Aufräumen in den Keller oder auf den Dachspeicher gebracht werden.“
Der Vorteil: Dadurch lässt sich sofort Platz schaffen – ohne etwas zu verlieren. „Zumindest vorerst“, fügt der Autor an. Die aussortierten Kartons sollten beschriftet sein, damit man einen Überblick behälft. Wurster empfiehlt, diese Informationen auf die Schachteln zu schreiben: „Von wem ist der Karton? An welchem Datum wurde er angelegt? Wann ist der Wegwerf-Termin?“ Der Wegwerf-Termin liege in der Zukunft. „An diesem Stichtag werfen Sie den gesamten ‚Probe‘-Karton weg. Vorausgesetzt natürlich, dass Sie ihn bis dahin nicht aus irgendeinem wichtigen Grund öffnen mussten.“ Und er hat noch einen weiteren Tipp: „Indem Sie diese Kartons mit einer durchlaufenden Nummerierung ausstatten und gleichzeitig zu jedem Karton ein Inhaltsverzeichnis anlegen, behalten Sie stets den Überblick.“
Strategisch arbeiten und andere in den Aufräum-Prozess miteinbinden
Irgendwo anfangen, irgendwo aufhören? Wurster hält nichts von planlosem Hin- und Herräumen. Deshalb empfiehlt er: „Bereiten Sie den Aufräum-Prozess mit Klebezetteln vor. Kleben Sie dazu auf Türen oder Regalelemente einzelne Zettel und nummerieren Sie diese fortlaufend.“ Was dann konkret zu tun sei, werde auf einer To-do-Liste festgehalten. Für alle, die sich gerne um Arbeit drücken, hat der Experte einen Rat: „Um sicherzustellen, dass Ihr ‚zukünftiges Ich‘ die Sache auch wirklich angeht, können Sie neben den To-dos Termine eintragen, die dann in Ihren Kalender kommen.“
In einem Mehrpersonen-Haushalt könnten die Aufgaben dadurch auf verschiedene Personen aufgeteilt werden. „Das grosse Aussortieren wird auf diese Weise in ganz kleine Schritte heruntergebrochen. Diese lassen sich extrem schnell umsetzen“, ist der Experte überzeugt. Vereinzelt könne es zudem sinnvoll sein, die Zettel mittels Klebestreifen zu fixieren, damit diese nicht kurz darauf abfallen. „Aber Vorsicht: Passen Sie auf, dass Sie dadurch keine empfindlichen Möbel-Oberflächen beschädigen“, warnt Wurster.
Sich dauerhaft von Unordnung befreien
„Wenn Sie sich dauerhaft von Unordnung befreien wollen, müssen Sie einen Blick für das grosse Ganze entwickeln: Befreien Sie sich von sämtlichem Ballast und schaffen Sie Platz“, erklärt der Autor und fügt hinzu: „Anschliessend müssen Sie klare Spielregeln für das Zuhause aufstellen.“ Dafür ist es laut Wurster nötig, „permanente Optimierungs-Arbeit“ zu betreiben und „mit hoher Disziplin“ dranzubleiben.