Birdy hat Teile ihres neuen Albums in einem Schrank aufgenommen

Birdy veröffentlicht am 30. April ihr neues Studioalbum

Quelle: Lotta Boman/Warner Music

Mit „Young Heart“ bringt Birdy nach fünf Jahren Pause wieder ein Studioalbum heraus. Im Interview erklärt sie, warum sie eine so lange Pause gemacht hat und verrät, wie sie mit dem Alleinsein umgeht.

Vor über zehn Jahren verzauberte Birdy (24) mit ihrer Coverversion von Bon Ivers „Skinny Love“ die Welt, mit „People Help the People“ eroberte die damals 15-Jährige nur ein Jahr später die internationalen Charts. Nach fünf Jahren Pause veröffentlicht das britische Gesangstalent am 30. April 2021 ihr viertes Studioalbum, „Young Heart“, eine Ode an die Einsamkeit. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht Birdy, bürgerlich Jasmine van de Bogaerde, über das Alleinsein, ihre mehrjährige Pause und ihren frühen Erfolg.

Herzlichen Glückwunsch zu dem neuen Album „Young Heart“. Woher kommt der Titel und was bedeutet Ihnen das Album?

Birdy: „Young Heart“ war der erste Song, den ich für das Album geschrieben habe und es hat sich immer wie das Herzstück der Platte angefühlt. Ich habe sehr viel Etta James und Nina Simone gehört, deshalb fühlt es sich sehr soulig an. Als ich den Song fertig geschrieben hatte, konnte ich mir ungefähr vorstellen, wie der Rest des Albums sich anhören könnte. Die Themen des Albums sind Herzschmerz und der Kampf, das Leben zum ersten Mal allein navigieren zu müssen. Es führe sich an, als würde „Young Heart“ das gut zusammenfassen.

Es ist das erste Mal, dass wir seit 2016 neue Musik in Form eines Albums von Ihnen hören. Wo waren Sie?

Birdy: Ich hatte das Gefühl, eine Pause zu brauchen, bevor ich etwas Neues starte. Ich war seit meinem 14. Lebensjahr ständig auf Tour und habe neue Musik veröffentlicht. Es war gut, ein bisschen Pause zu machen, Normalität zu erfahren und auch Sachen zu erleben, über die ich dann schreiben kann. Ich bin für drei Monate nach Indien gereist und habe dort wieder ein bisschen zu mir gefunden. Das ganze Album war eine ziemliche Reise, viele der Songs handeln von Herzschmerz und ich brauchte ein wenig Zeit, meinen Kopf freizubekommen.

Wie lief der Schreibprozess ab? Wie war es, nach so langer Zeit wieder im Studio zu sein?

Birdy: In London hatte ich kein Glück mit dem Schreiben, also ging ich nach Los Angeles. Irgendwie ergab das mehr Sinn für die Musik, die ich machen wollte. Joni Mitchell und Nick Drake haben mich sehr für diese Platte inspiriert.

Dann ging es nach Nashville, das Herz des Geschichtenerzählens. Jeder, den man dort trifft, brennt für Musik und will Spass beim Produzieren haben, was total erfrischend ist. Ich habe dort Ian Fitchuk und Daniel Tashian kennengelernt und wir hatten einige tolle Tage, in denen wir „Surrender“, „Voyager“ und „River Song“ geschrieben haben. Dort habe ich mit ihnen später auch mein Album aufgenommen. Das war wundervoll, aber teilweise war es auch schwer, manche der Songs loszulassen, nachdem ich mich so lange an sie geklammert hatte. Einer der schönsten Momente des Aufnehmens war, als wie am Ende die Streicher hinzugefügt haben – das fühlt sich so kraftvoll an und ich werde immer emotional, wenn ich sie zum ersten Mal höre.

Hat der Lockdown dabei geholfen, das Album schneller fertigzustellen und aufzunehmen?

Birdy: Wir haben einen grossen Teil der Platte sogar noch vor dem Lockdown fertiggemacht, es gab ein paar gesangliche Sachen, die ich selbst aufnehmen musste – bei mir zu Hause in einem provisorischen Studio in einem Schrank! Es hat gut getan, Zeit zu haben, nochmal über die Songs zu reflektieren. Ich habe im Lockdown kaum Neues geschrieben, dafür aber viel gezeichnet und gemalt.

Auf welchen Song auf dem Album sind Sie besonders stolz?

Birdy: Auf „Young Heart“ bin ich am stolzesten, weil es der empfindlichste Song auf dem Album ist. Ich habe sowohl den Gesang als auch das Klavier allein zu Hause aufgenommen, als ich ihn geschrieben habe. Der Song spiegelt wirklich wider, wie ich mich damals gefühlt habe.

Die zweite Single des Albums heisst „Loneliness“, also Einsamkeit. Welche Geschichte steckt hinter dem Lied?

Birdy: Für mich handelt der Song von zwei Charakteren; einer von ihnen wird von dem anderen, etwas spitzbübischen, Charakter weggeführt. Ich bin eine sehr spirituelle Person und fühle mich sehr verbunden mit den Sachen, wenn ich schreibe. Der Song handelt auch davon, dass man, selbst wenn man allein ist, nie wirklich allein ist. Es ist ein Liebeslied an die Einsamkeit.

Ist Einsamkeit etwas, was Sie im Lockdown oder im Leben generell oft fühlen?

Birdy: Ich habe sehr viel Zeit allein verbracht, als ich auf Tour war oder gereist bin. Ich habe mich sehr an das Alleinsein gewöhnt. Ich glaube, weil ich introvertiert bin, brauche ich eh viel Zeit für mich selbst. Ich habe sehr viele Songs dieses Albums in L.A. und Nashville geschrieben und obwohl ich dort hin und wieder sehr einsam war, finde ich es aufregend, ohne Erfahrung in einer so grossen Stadt zu sein.

Herzschmerz ist ein wiederkehrendes Thema in Ihrem neuen Album. Hat das Schreiben dabei geholfen, bestehenden Schmerz zu heilen?

Birdy: Es ist immer angsteinflössend, über etwas sehr Privates zu schreiben. Ich bin mir nicht sicher, ob es dabei hilft, Herzschmerz zu heilen. Die Platte ist definitiv die anspruchsvollste, die ich je geschrieben habe, aber auch meine liebste.

Grossbritannien geht mit Öffnungsschritten voran und im Sommer sollen sogar einige Veranstaltungen wieder stattfinden. Denken Sie, dass Sie dieses Jahr vielleicht noch auf Tour gehen werden?

Birdy: Ich spiele im November in London eine Show und freue mich so sehr! Es wird so toll sein, wieder auf einer Bühne zu stehen, in einem Raum voll mit Menschen. Ich habe es sehr vermisst, live aufzutreten und auch, als Zuschauer bei Shows dabei zu sein. Ich weiss nicht, ob eine Tour noch dieses Jahr klappen wird, aber hoffentlich können wir nächstes Jahr auf Tour gehen. Ich kann es nicht erwarten, meine neue Musik zu performen!

Sie wurden mit zwölf Jahren quasi über Nacht zum Star und haben mit nur 23 Jahren drei sehr erfolgreiche Alben veröffentlicht. Wie haben Sie sich in den vergangenen Jahren verändert – als Person und als Künstlerin?

Birdy: Die Art, wie ich schreibe, hat sich sehr verändert. Wahrscheinlich, weil ich jetzt mehr über meine eigenen Erfahrungen schreibe. Dieses Album ist lyrisch viel direkter als meine vorherigen Platten. Als Person bin ich heute viel selbstbewusster, ich habe viel auf meine eigenen Instinkte gehört, als ich dieses Album geschrieben habe. Viele Leute wollen immer ihre Meinung dazu geben, wenn man etwas Neues macht. Manchmal ist es schwer, auf sich selbst zu hören.

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