Interview mit Katharina Mischer und Thomas Traxler: Die Kunst des Champagners

Katharina Mischer und Thomas Traxler

Das beliebte Champagnerhaus Perrier-Jouët beauftragte für das Flaschendesign des edlen „Perrier-Jouët Belle Epoque 2007“-Tropfens erneut das erfolgreiche Designerduo mischer‘traxler. Das TREND MAGAZIN traf die beiden Österreicher Katharina Mischer und Thomas Traxler während der exklusiven Präsentation ihres Kunstwerks im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zum Interview.

Die beiden Wiener Produktionsdesigner Katharina Mischer und Thomas Traxler gestalten unter dem Label mischer’traxler studio Objekte, Möbel, alternative Produktionsprozesse und interaktive Installationen. Ihr Hauptaugenmerk liegt im Experimentellen und Konzeptionellen unter Einbezug des gegebenen Kontextes. Zwischen Handwerk und Technologie balancierend, sind ihre Ergebnisse oft Mittel der Kommunikation, um über bestimmte Inhalte Geschichten zu erzählen, die helfen, eine Brücke zwischen dem visuellen Ergebnis und dem theoretischen Hintergrund zu schlagen. Ihre Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, sind in zahlreichen Museen, auf Designfestivals und auf Designmessen präsentiert und in nationalen Sammlungen wie im MAK, dem österreichischen Museum für angewandte Kunst in Wien, im Art Institute of Chicago oder im Vitra Design Museum in Weil am Rhein vertreten. Bereits zum zweiten Mal vergab Perrier-Jouët den Auftrag für die visuelle Gestaltung einer edlen Champagnerflasche an das erfolgreiche Künstlerduo. In einem sehr exklusiven Rahmen wurde nun das aussergewöhnliche und beeindruckende Kunstprojekt den 40 geladenen Gästen im Vitra Design Museum in Weil am Rhein vorgestellt.

Wie seid ihr auf euren Beruf gekommen und wie muss man sich eure Arbeit vorstellen?
Thomas Traxler: Wir haben Produktmöbeldesign in Österreich und London studiert und an der Designakademie in Eindhoven mit dem Master abgeschlossen. Anschliessend ging es dann 2009 mit unserem eigenen Studio in die Selbständigkeit. Heute umfassen unsere Arbeiten einen sehr grossen Bereich. Das heisst von kleinen Kunstwerken, wie zum Beispiel Schalen, bis hin zu grossen Produktionsprozessen, wo wir prüfen, wie man diese verändern oder externe Einflüsse integrieren kann. Zu unseren Aufgaben gehören aber auch interaktive Arbeiten, wie zum Beispiel das Projekt mit Perrier-Jouët, das wir heute hier vorstellen, bis hin zu ganz grossen Installations-Projekten.
Katharina Mischer: Wir haben ein sehr breit gefächertes Portfolio, was uns auch total viel Spass macht. Wir suchen bei jedem Projekt stets die besten Antworten auf die Fragen.

Und wie ist die Kollaboration zwischen Perrier- Jouët und mischer’traxler entstanden?
Katharina Mischer: Die Kollaboration mit Perrier-Jouët hat eigentlich bereits im Winter 2013 begonnen. Wir wurden eingeladen, um einen Vorschlag für die Parallelmesse „Design Miami“ der Art Basel einzureichen. Also haben wir das Team getroffen und unseren Projektentwurf abgegeben. Im Februar 2014 hat sich Perrier-Jouët dann entschlossen, das Projekt mit uns umzusetzen.

Wie lautete die ursprüngliche Aufgabenstellung von Perrier-Jouët?
Katharina Mischer: Das Champagnerhaus hat viele Wurzeln im Jugendstil und auch eine grosse Jugendstil-Sammlung. Also wurde im Briefing gefordert, den Jugendstil mit unseren Augen neu zu beleuchten und zeitgenössisch zu interpretieren.

Und wie seid ihr auf die Idee mit den Blumen gekommen?
Katharina Mischer: Da im Jugendstil sehr viele florale Ornamente vorkommen, wollten wir das Thema Blumen auch in unserem Design aufgreifen. Ausserdem sind wir der Meinung, dass vieles über einen bestimmten Moment definiert wird. Beim Champagner trinken feiert man zum Beispiel in den meisten Fällen einen solchen besonderen Moment, der aber auch etwas Vergängliches hat. Es ist ein bisschen dasselbe, wie wenn man auf ein Reh im Wald trifft. In diesem Moment, wo man das Reh realisiert, läuft es auch schon wieder weg. Und genau diesen kurzen Moment wollten wir einfangen.

Kam Perrier-Jouët mit der Anfrage einfach direkt auf euch zu?
Thomas Traxler: In diesem Fall war es tatsächlich so. Anschliessend hatten wir einen Dialog mit dem Team, um zu verstehen, worum es bei dem Unternehmen geht. Denn es gibt natürlich auch noch andere Einflüsse, wie zum Beispiel die Firmengeschichte und eben diesen besonderen „Moment“, um den es beim Champagner geht, wie Katharina bereits erwähnt hat.

Für welchen Champagner ist eurer Flaschendesign genau?
Katharina Mischer: Wir haben die Flasche für die Limited Edition der „Belle Epoque“ gestaltet, inklusive einer dazu passenden Geschenkpackung mit Gläsern. Wir haben auch bei den Gläsern versucht, diese zum Leben zu erwecken, indem wir sie inwendig lasern liessen. Wie man weiss, fängt der Champagner ja dort an zu sprudeln, wo es eine Reibung oder Unebenheit im Glas gibt. So fängt er an, lebendig zu werden und auch das ist wieder so ein typischer Überraschungsmoment.

Und von wem oder was wurdet ihr bei diesem Projekt am meisten inspiriert?
Thomas Traxler: Ich würde sagen, von der Natur. Das Design erinnert auch sehr an die Natur.
Katharina Mischer: Das war auch bewusst unser Ziel. Wir haben versucht, diesen Naturgedanken und den Moment in der Natur einzufangen und auf die Flasche und die Verpackung zu projizieren. Einerseits, weil der Champagner viel mit einem bestimmten Moment zu tun hat, andererseits aber auch, weil es ein natürliches Produkt ist. Für uns war von Anfang an sofort klar, dass wir das Thema Natur aufgreifen und verarbeiten werden.

Das ist euch absolut gut gelungen!
Katharina Mischer: Dankeschön, das Projekt hat uns auch total viel Spass bereitet.

Was würdet ihr einem jungen Nachwuchskünstler mit auf den Weg geben?
Thomas Traxler: Ehrlich zu sich selber sein. Durchhaltevermögen und Geduld.

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