Traum-Steak statt armes Würstchen: Tipps für angehende Grillmeister

Die Aussentemperatur steigt und mit ihr die Lust auf das erste selbst gegrillte Festmahl des Jahres. Wie daraus garantiert kein Reinfall wird, erfahren alle Grillmeister in spe hier.

Genau zwei Orte gibt es noch, an denen die Herren der Schöpfung ohne allzu schlechtes Gewissen ihren archaischen Urinstinkten frönen dürfen: im Fussballstadion und am Grill. Während sich die Bundesligasaison bereits aus der Winterpause zurückgemeldet hat, steht die Grill-Saison dank zunehmend wärmeren Temperaturen in den Startlöchern. Höchste Zeit also, den Elektro-, Gas- oder Holzkohlegrill aus der Garage zu befreien! Wie man sie am besten vom Schmutz des Vorjahres befreit, mit welchen einfachen Tricks jedes Grillgut zur Delikatesse wird und welche No-Gos gegen die Etikette an der Grillzange verstossen, erfährst du hier.

Die Gewissensfrage: Gas, Elektro oder Holzkohle?

Gleich eines Vorweg für Hobby-Grillexperten, die verächtlich über das Elektromodell des Kumpels lachen: Der Rauch eines Holzkohlegrills macht geschmacklich keinen so gewaltigen Unterschied, wie viele meinen. Hier spielt die Einbildung eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Norbert Kempinger, seines Zeichens mehrfacher deutscher Grillmeister, will in einem Interview mit der Seite „essen und trinken“ jedenfalls keine nennenswerten Unterschiede beim Geschmack entdeckt haben.

Die Hauptunterschiede der drei Grill-Varianten haben vielmehr logistischen Charakter. Einen Holzkohlegrill kann man schnell einpacken und überall betreiben, wo eine Genehmigung vorliegt. Ob am hiesigen Flussufer oder in dafür vorgesehenen Bereichen in Stadtparks. Auf dem Balkon sorgen sie hingegen weitaus schneller für Ärger mit den geruchsempfindlichen Nachbarn, als die Alternativen. Weder beim Gas-, noch beim Elektro-Grill entsteht übelriechender oder beissender Rauch, der die Sonnenanbeter über einem erzürnen könnte. Mit beiden ist man dafür nicht annähernd so flexibel wie mit einem Holzkohlegrill. Steckdosen sucht man in der Natur vergebens und auch einen dicken Gaskanister will nicht jeder zu seinem Lieblingsplätzchen buckeln.

Eigentlich steht beim Grillen der gemütliche Genuss im Vordergrund. Sollte es aber doch einmal eilen, ist der Elektro- oder Gasgrill die richtige Wahl. Bei beiden dauert es im Schnitt zehn Minuten, bis die optimale Temperatur erreicht ist und das Essen aufgelegt werden kann. Zudem lässt sich bei ihnen die Hitze perfekt und gleichmässig dosieren. Bis die Kohle hingegen durchgeglüht ist, vergehen in der Regel 30 bis 40 Minuten. Erst wenn sie von einer weissen Ascheschicht überzogen ist, sollte mit dem Grillen begonnen werden.

Zuerst der Frühjahresputz!

Egal, auf welchem Grill bald gebrutzelt werden soll: Zunächst muss der Siff des Vorjahres entfernt werden. Weder bei der Elektro-, noch bei der Gasvariante sollte das vor allzu grosse Herausforderungen stellen. Im schlimmsten Fall muss ein wenig mit Ofenreiniger nachgeholfen werden. Beim Holzkohlegrill sieht das oft ganz anders aus. Ein pechschwarzes Gemisch aus Fleischrückständen, Asche und Fett hatte mitunter ein halbes Jahr Zeit, richtig schön in das Grillgitter einzutrocknen.

In diesem Fall hilft nur noch die Drahtbürste. Am besten das Gitter über Nacht in Wasser einweichen lassen und dann mit der Bürste anrücken. Früher oder später sollte damit selbst festsitzender Dreck gelöst werden können. Wer aber nicht jedes Mal nach der Grillparty einen Tag mit schrubben verbringen will, sollte vorsorgen: Den Grillrost am besten mit einem hitzebeständigen Öl (Raps- oder Sonnenblumenöl) grosszügig einreiben und nach getaner Arbeit abwischen, solange das Gitter noch warm (nicht heiss!) ist.

Direkt oder indirekt?

Den grössten Fehler, den man am Grill begehen kann, ist eine wahre Höllenglut zu entfachen. Natürlich darf das Fleisch nicht über fünf mickrigen Kohlestücken baumeln, aber immer noch besser als Sätze wie „Das Schwarze müsst ihr abkratzen“ zu hören. Grundsätzlich sollten immer zwei Zonen auf dem Grill geschaffen werden: mit direkter und indirekter Hitze. Bei direkter Hitze über der Kohle werden Steaks aber auch Gemüse scharf angebraten, danach zum durchgaren bei indirekter Hitze an die Seite gelegt. Je grösser das Grillgut ist (etwa ein ganzes Hähnchen), desto länger sollte es indirekt gegart werden. So vermeidet man zum einen das Austrocknen, zum anderen wird das Fleisch gar, ohne dass die Aussenseite verkohlt.

Das richtige Zubehör

Viel braucht es nicht an Zubehör, um am Grill zu brillieren. Das wichtigste Utensil ist die Grillzange, mit der das Fleisch so wenig wie möglich gewendet werden sollte. Ein Kardinalfehler ist es, stattdessen eine Grillgabel zu benutzen und das Fleisch alle paar Sekunden damit zu traktieren. Durch die Stiche entweicht das letzte bisschen Flüssigkeit und die Gäste müssen sich mit einer zähen, trockenen Schuhsohle begnügen.

Wer gleichmässig glühende Kohle haben will, sollte sich über die Anschaffung eines Anzündkamins Gedanken machen. Die darin aufgestapelte Kohle kann für eine wesentlich gleichmässigere Temperatur sorgen. Last but not least sollten gewisse Fleischsorten immer mit einem Innenthermometer überprüft werden. Während Rind schön blutig bleiben darf, sollte Geflügel tunlichst durchgebraten sein! Das heisst aber natürlich nicht, dass es trocken werden muss – dem Innenthermometer sei Dank.

Die No-Gos: Am besten nichts in den Grill schütten

Die Kohle hat die perfekte Temperatur, das Steak bekommt dank indirekter Hitze den aromatischen Feinschliff und auch der Käseknacker pfeift genüsslich vor sich hin. Nur noch wenige Minuten und dem Gaumenschmaus im heimischen Garten steht nichts mehr im Wege. Nun, fasst nichts… Doch wer hat ihn nicht, diesen einen Freund, der, noch während er irgendetwas von einem „Geheimtipp“ murmelt, bereits die Hälfte seines Bieres über das Fleisch entleert hat. Aus zwei Gründen ist das fatal: Zum einen löscht die Bierdusche Teile der Kohle, die Hitze ist damit nicht mehr gleichmässig. Viel schlimmer aber, das Bier wirbelt die Asche im Grill auf, die es sich dann auf dem Grillgut gemütlich macht.

Apropos Flüssigkeiten in den Grill schütten. Ungeduldige Zeitgenossen schwören auf Brennspiritus als Grillanzünder. Dämpfe, die sich über dem Grill bilden und entzünden können, sorgen bei dieser gefährlichen Aktion im besten Fall nur für versengte Augenbrauen. Doch auch wenn zum Glück keine Stichflamme emporschnellt, hat diese Unvernunft einen Nachteil: Spiritus-Rückstände auf der Kohle können dem Grillgut ein unangenehmes und ungesundes Aroma verleihen. Also lieber etwas in Geduld üben und dafür mit Augenbrauen unbedenkliches Fleisch geniessen!

Vorheriger ArtikelAngelina Jolie: Privatführung durch den Londoner Buckingham Palace
Nächster ArtikelWird die Sonnenbrille bald zur Kreditkarte?