Ford Fiesta: King of Klein

Grösser, komfortabler, sicherer. Ford schickt die 8. Generation des Fiesta an den Start. Den Kölner Kleinwagen wird es künftig in sieben Versionen geben – die der Konkurrenz mächtig einheizen sollten.

Manchmal kann es besser sein, nicht jedem Trend hinterherzulaufen, findet zumindest Ford. Den neuen Fiesta, in 41 Jahren und in sieben Generationen über 17 Millionen Mal gebaut, wird es weiterhin als Drei- und Fünftürer geben. Ganz im Gegensatz zu seinen Hauptkonkurrenten VW Polo und Seat Ibiza. Hier setzte der Volkswagenkonzern den Rotstift an und strich die dreitürige Variante aus dem Programm. Skoda und Audi planen für Fabia und A1 das gleiche. „Viele unserer jüngeren Kunden lieben die sportlichere Erscheinung des dreitürigen Fiesta“, sagt Wolfgang Kopplin, Geschäftsführer von Ford in Deutschland.

Auch sonst gehen die Kölner mit dem Fiesta eigene Wege. Den auf 4,04 Meter gewachsenen Kleinwagen wird es erstmals in der luxuriösen Ausstattungslinie „Vignale“ geben. Ebenso Debüt feiert die Version „ST-Line“, in Anlehnung an das Sportmodell ST. Diesen 200 PS starken Top-Fiesta reicht Ford im Frühjahr 2018 nach. Genauso wie den Fiesta „Active“, einem Crossover mit den typischen SUV-Applikationen und mehr Bodenfreiheit, allerdings ohne Allradantrieb.

Benzinmotoren ausnahmslos als Dreizylinder

Bei den Benzinern setzt Ford – ebenfalls einzigartig im Segment – durchweg auf Dreizylindermotoren. Aus gutem Grund: Sie sind kompakt, leicht und sparsam. Nicht umsonst wurde der 1.0-Liter-EcoBoost erneut und zum sechsten Mal in Folge zum „International Engine of the Year“ gewählt. Es gibt ihn mit 100, 125 oder 140 PS. Auch bei unserer Testfahrt hinterliess der kernige Dreizylinder in der stärksten Version einen lebhaften Eindruck. Der kleine Turbomotor hängt prima am Gas, dreht auch aus niedrigen Touren munter hoch. Sein Verbrauch liegt bei nur 4,5 Litern (NEFZ-Norm), im Alltag sind es zwischen sechs und sieben Liter.

Hinzu kommen eine knackige Sechsgangschaltung, ein prima abgestimmtes Fahrwerk – seit Jahren eine Paradedisziplin von Ford – und eine präzise Lenkung. Kurvenreiche Landstrassen machen mit dem neuen Fiesta viel Spass. Deutlich verbessert wurde gegenüber dem Vorgänger auch der Fahrkomfort. Für seine Klasse ist der Fiesta extrem leise, selbst bei höheren Geschwindigkeiten um 150 km/h bleiben Windgeräusche weitgehend dort, wohin sie gehören: draussen. Ein Zeichen von viel Feinarbeit und einer hohen Karosseriesteifigkeit.

Neben dem Turbo bietet Ford den Fiesta noch mit einem 1,1-Liter-Dreizylinder ohne Aufladung an. Hier leistet der Motor entweder 70 oder 85 PS. Entsprechend niedrig kann der Preis kalkuliert werden. Der Fiesta startet bei 14’500 Franken. Auch Dieselfahrer kommen auf ihre Kosten. Den bekannten 1,5-Liter TCDCI gibt es mit 85 oder 120 PS zu Preisen ab 16’800 Franken.

Gleiche Optik nicht zufällig, sondern gewollt

Dass nicht jeder auf den ersten Blick den neuen Fiesta vom Vorgänger unterscheiden kann, ist gewollt. Ford hat viele Kunden befragt. Die meisten sagten: „Lasst ihn in den Grundzügen wie er ist.“ Porsche fährt beim 911er mit diesem Prinzip seit Jahrzehnten sehr gut. Immerhin: Der Fiesta ist auch in seinem vollen letzten Produktionsjahr 2016 Europas meistverkaufter Kleinwagen gewesen. Die Chancen, dass dies so fortgeschrieben wird, stehen gut.

Den wesentlichen Unterschied zwischen alt und neu erkennt man jedoch im Cockpit. Weniger Knöpfe und Schalter, aufgeräumt, übersichtlich und dem digitalen Zeitalter angepasst. Die Materialien sind erheblich wertiger als zuvor. Kunden dürfen sich zudem über ein sehr gutes Konnektivitäts- und Infotainmentsystem freuen. Es nennt sich Ford SYNC3. Sucht man unterwegs beispielsweise ein Restaurant, reicht ein Knopfdruck am Lenkrad und der Satz „Ich habe Hunger“. Die Navigation schlägt Sekunden später diverse Lokalitäten vor und man braucht sich nur eines davon auszusuchen. Einfacher und komfortabler geht es nicht.

Was das sogenannte Package angeht, liefert der neue Fiesta dagegen nur klassenübliche Hausmannskost. Auf den Rücksitzen herrscht gute, aber keine üppige Beinfreiheit, der Kofferraum ist mit einem Volumen von 269 Liter nicht gross. Es reicht jedoch für den Wochenendeinkauf. Zwar lassen sich die Lehnen der Rücksitze getrennt umlegen, fallen aber nicht ganz in die Waagerechte. Gegen Aufpreis gibt es einen herausnehmbaren und in der Höhe verstellbaren Ladeboden. Dann müssen schwere Getränkekisten nicht mehr über die recht hohe Ladekante gehoben werden.

Beim Thema Sicherheit wollen die Kölner natürlich vorne mitfahren. Der Fiesta ist der erste Ford, der mit der neuesten Generation des Notbremsassistenten aufwartet. Dieser kann Fussgänger sogar bei Dunkelheit im Lichtkegel der Scheinwerfer erkennen und bremst notfalls ab. Sinnvoll ist auch der Cross Traffic Alert. Er warnt beim Rückwärtsausparken vor Querverkehr und gehört zu den insgesamt 15 Assistenten, die für die Fiesta-Baureihe zur Verfügung stehen, entweder serienmässig oder als Extra. Schade nur, dass noch kein Stauassistent dabei ist, der brav dem Vordermann folgt, selbstständig anhält und wieder anfährt.

TECHNISCHE DATEN

Modell: Ford Fiesta, 1.0 EcoBoost ST-Line Dreitürer | Länge: 4,04 m | Breite: 1,74 m | Höhe: 1,48 m | Leergewicht: 1’164 kg | Kofferraum: 269 Liter | Motor: 1,0-Liter-Dreiyzylinder-Turbobenziner | Leistung: 140 PS (103 kW) bei 6’000/min. | Drehmoment: 180 Nm bei 1’500 bis 5’000/min. | Getriebe: manuelles 6-Ganggetriebe | 0-100 km/h: 9,0 s | Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h | Verbrauch: 4,5 l/100 km | CO2: 102 g/km | Listenpreis: 20’500 Franken

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