Der neue VW Touareg: Grosses Kino, kleiner Wendekreis

Wenn sich ein Fünf-Meter-SUV in einer engen Tiefgarage so wendig bewegen lässt wie ein VW Golf, ist man verblüfft. Die Vierrad-Lenkung ist nicht das einzige Highlight des mit Technologie vollgepackten Touareg, dessen Basispreis von 69’900 Franken ebenso Grösse zeigt wie der riesige 15-Zoll-Bildschirm.

Auf der Testfahrt durch das Salzburger Land zeigt sich der neue Touareg als überzeugend komfortabel. Die Luftfederung und das ausgeklügelte Fahrwerk mit seinem intelligenten Allradantrieb glätten jede Fahrbahnunebenheit und dürften auch im Gelände für allzeit gute Fahrt sorgen. Allerdings können wir die Gelände-Fähigkeiten diesmal nicht ausprobieren, während bei der Vorstellung der ersten Generation vor etwa 16 Jahren der Gelände-Parcour ein wichtiger Faktor war, die Qualitäten des Touareg über Stock und Stein zu beweisen. Kein Zweifel, dass die dritte Generation dieses Geländegängers alles noch können dürfte wie die beiden Vorfahren, obwohl das Volkswagen-Flaggschiff wohl eher auf den Flaniermeilen anzutreffen sein wird als schlammverschmutzt im Steinbruch.

Supersound und Diesel-Zukunft

Dazu passt, dass man von dem riesigen Touchscreen im Innern mehr erwartet als nur hoch aufgelöste Landkarten mit Google-Vogelperspektive – zum Beispiel die Möglichkeit, den neuesten Blockbuster mit sattem Supersound anzusehen. Der ist für 1’950 Franken zu haben und schmettert über 13 Lautsprecher mit 730 Watt Gesamtleistung alles in den Fahrgastraum, was das Ohr begehrt. Der Kinofilm ist allerdings auch nicht gegen Aufpreis zu haben, es bleibt also beim grossen Navigations-Kino; trotzdem beeindruckt die visuelle Opulenz und die kreative Wortschöpfung des „Innovision Cockpits“, das in Sachen Darstellung x-fach vom Fahrer individualisiert werden kann. Selbstredend beeindruckt das System auch im Preis: 3’030 Franken muss der Kunde für dieses optionale Goodie bezahlen.

Dass es den neuen Touareg zunächst nur mit dem 286 PS starken V6-Diesel mit drei Litern Hubraum gibt, macht deutlich, dass Volkswagen am Selbstzünder festzuhalten gedenkt. Natürlich ist er mit der neuesten Abgasnorm Euro 6d TEMP ausgestattet, die auch im Strassenbetrieb das Einhalten aller vorgegebenen Grenzwerte und Innenstadttauglichkeit garantieren soll. Ein 24-Liter-AdBlue-Tank sollte auch für grosse Distanzen ausreichen, die Stickoxide aus dem Abgas zu eliminieren.

Der Motor überzeugt neben einem gewaltigen Drehmoment mit maximal 600 Newtonmeter durch seine Laufruhe und einer sonoren Akustik, die nur bei voller Beschleunigung etwas deutlicher wahrzunehmen ist. Demnächst sollen weitere Motorvarianten bis zum V8-Diesel mit vier Liter Hubraum und 421 PS folgen. Ja, es gibt auch Benziner, im Herbst soll ein V6 mit 340 PS präsentiert werden. Ein Plug-in-Hybrid mit 367 PS wird zunächst in China angeboten, wann er nach Europa kommt, ist noch nicht entschieden.

Kurvenfahrten wie in einem Kleinwagen

Nach unserer nur ab und zu forcierten Fahrt zeigt die Verbrauchsanzeige einen Durchschnittsverbrauch von 8,2 Liter Diesel an. Angesichts des Leistungspotentials und des Gewichts ein ordentlicher Wert, der allerdings nur für die Einstufung in die Effizienzklasse „C“ reicht. Die Art und Weise wie sich der neue Touareg fahren lässt, ist allerdings beeindruckend. Die 8-Gang-Automatik mit Tiptronic schaltet weich und je nach Einstellung im Sportmodus auch ruckzuck. Es gibt vier Onroad-Fahrprofile und optional fünf Offroad-Profile. Die Kraftverteilung an die vier Räder wird so gesteuert, dass je nach Bedarf Vorder- und Hinterräder unterschiedlich mit Drehmoment bedacht werden.

Das Fahrverhalten im neuen Touareg fühlt sich nicht an, als sässe man in einem grossen SUV. Seine Handlichkeit will so gar nicht zu seiner Grösse passen. Die kurvigen Serpentinen in Österreich umrunden wir wie in einem Kleinwagen. Der dynamische Wankausgleich verstärkt das Gefühl, den SUV immer unter Kontrolle zu haben. Hinten sitzende Passagiere, die auf kurvigen Fahrten sonst schnell über Übelkeit klagen, werden sich darüber freuen, weil sich die Wankstabilität positiv auf den Gleichgewichtssinn auswirkt.

Die Anzahl an Assistenten deckt fast jeden Bereich ab, der sich im normalen Strassenverkehr ergibt. Die Nachtsichtunterstützung „Nightvision“ erkennt bei Dunkelheit, ob Mensch oder Tier am Strassenrand stehen oder gehen, und leuchtet mit einem Lichtstrahl genau dorthin und macht die Person auf dem Display oder im Head-up-Display sichtbar. Der Stau- und Baustellen-Assistent ermöglicht bis 60 km/h teilautomatisiertes Lenken und Spurhalten, Gas geben und Bremsen. „Trailer Assist“ macht das Rangieren mit Anhängern zum Kinderspiel.

Fazit: Noch nie steckte so viel Digitalisierung in einem Volkswagen. Dass der neue Touareg schon von aussen als exklusiv und hochwertig wahrgenommen wird, ist dem klaren und gelungenen Design zu verdanken, das im Innenraum seine Ergänzung findet. Drei Ausstattungslinien lassen sich durch eine Menge aufpreispflichtiger Extras auf der nach oben offenen Preisskala beliebig variieren. Unsere Wunschvorstellung an Ausstattung summiert sich auf rund 30’000 Franken. Noch Fragen?

Technische Daten

Modell: VW Touareg V6 TDI, viertüriger SUV | Länge: 5,00 Meter | Breite: 1,98 Meter | Höhe: 1,70 Meter | Radstand: 2,90 Meter | Wendekreis (Allradlenkung): 11,1 Meter | Leergewicht: 2’070 Kilogramm | Kofferraumvolumen: 810 Liter / 1’800 Liter | Tankinhalt: 75 Liter | Motor: V6-Diesel mit Turbolader | Hubraum: 2’967 ccm | Leistung: 278 PS | Max. Drehmoment: 600 Newtonmeter zwischen 2’250 und 3’250 U/min. | 0 – 100 km/h: 6,1 Sekunden | Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h | Norm-Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 6,9 Liter Diesel/100 km | CO2-Emission: 182 g/km | Effizienzklasse: C | Emissionsklasse: Euro 6d Temp | Preis ab: 69’900 Franken

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