China: Wettrüsten um die digitale Zukunft

In China muss alles ein bisschen glitzernder, lauter, grösser und prächtiger sein. Das Wettrüsten bei der Digitalisierung des Autos ist in vollem Gange. Erkenntnisse vom Audi Brand Summit mit der Weltpremiere des Q8 in Shenzhen.

Es war natürlich kein Zufall, dass Audi sein neues SUV Q8 der Welt mit einem bombastischen Festakt in der chinesischen Millionenmetropole Shenzhen präsentierte. Viel zu viel Dezibel auf grosser Bühne, US-Sängerin Daya (19, „New“) als Überraschungsgast, buntes Feuerwerk. Alles so, wie es die Chinesen mögen. Genauer: Die junge chinesische Gesellschaft, die sich rasend schnell digitalisiert. Das gilt auch für die Mobilität. Wer da von den europäischen Automobilherstellern am schnellsten und flexibelsten reagiert und die besten lokalen Partner hat, ist klar im Vorteil. Goldgräberstimmung in China herrscht aber auch, weil dort noch eine gewaltige Nachfrage nach Autos aus der Gegenwart besteht.

Der Schnellste ist klar im Vorteil

„Es ist faszinierend zu sehen, wie hier jeden Tag neue Ideen für die Zukunft entstehen,“ sagte der Audi-Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler am Rande des Brand Summit der Ingolstädter in Shenzhen. „Dies ist für uns eine grosse Herausforderung, denn wer am schnellsten ist, wird sich am besten positionieren.“ Need for speed nennt man die Challenge in Ingolstadt, es braucht Höchstgeschwindigkeit in der Entwicklung.

Interne Studien belegen die rasante Entwicklung: Das Durchschnittsalter der Audi-Käufer in China liegt zwischen 30 und 35 Jahren. 91 Prozent dieser Generation möchte im Auto eine Internetverbindung haben. Wie total digital die jungen Chinesen ticken, verdeutlichen andere Zahlen noch drastischer: Im letzten Jahr gab es in China 12,8 Milliarden Online-Bestellungen. Das sind 300-mal mehr als in den USA! Und: 84 Prozent der Chinesen gehen ohne Bargeld aus dem Haus, bezahlen mit dem Smartphone oder mit Kreditkarte.

Total Digital – faszinierend und bedrohlich

Besuch des Campus von Huawei eine gute halbe Autostunde ausserhalb von Shenzhen: Beim chinesischen IT-Riesen, mit rund 180’000 Angestellten in über 170 Ländern – die asiatische Antwort auf Google oder Apple -, suchen Automobilhersteller wie Audi, Ford, Volvo und die französische PSA-Gruppe Antworten auf Zukunftsfragen der Mobilität. „Wir bringen Digitalität zu jeder Person, jedem Haus, jeder Organisation und schaffen eine komplett verbundene digitale Welt,“ ist das erklärte Ziel von Huawai.

Das klingt – etwa bei der Überwachung ganzer Städte samt Bürgern – faszinierend und bedrohlich zugleich, macht bei der Mobilität der Zukunft aber viel Sinn. Audi kooperiert mit Huawei bei der Entwicklung des autonomen Fahrens – und auf dem Weg dorthin kommen so nützliche Dinge heraus, wie demnächst die Anzeige im Cockpit mit Hinweis auf die Entfernung der nächsten roten Ampel und die Empfehlung der Geschwindigkeit bis zur Grün-Phase.

Angesichts der künftigen Mega-Citys und der zunehmenden Verkehrsdichte sind Lösungen wie diese dringend gefragt. 200 Millionen Autos fahren aktuell auf Chinas Strassen, jedes Jahr werden 30 Millionen Neuzulassungen prognostiziert. Denn 65 Prozent der chinesischen Bevölkerung wird erstmals ein Auto kaufen. Und was die europäischen Premiumhersteller betrifft: Bis 2022 werden 54 Prozent der Chinesen zur oberen Mittelschicht gehören. Und das Diesel-Thema? „Das interessiert in China wie der sprichwörtlich umgefallene Sack Reis,“ behauptet ein Audi-Manager.

Goldene Zeiten im Reich der Mitte

Für Audi, BMW, Daimler und Porsche verheisst das goldene Zeiten im Wirtschaftswunderland China. Da lohnt es sich, in allen Bereichen Vollgas zu geben. „Don`t let me down“ -„Lass mich nicht hängen“ – trällerte das 19-jährige US-Popsternchen Daya vor Audi-Chef Rupert Stadler und dessen China-Managern. Das haben sie im Reich der Mitte wohl kaum zu befürchten.

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