Susanne Fröhlich: Das müssen Frauen vergessen, um glücklich zu werden

Im Seelenleben hat sich bei vielen Menschen jede Menge Ballast angesammelt. In ihrem neuen Buch zeigen Susanne Fröhlich und Constanze Kleis, wie sie sich darüber bewusst werden, was wirklich wesentlich ist. Was weg kann, verrät Fröhlich im Interview.

Der Traumprinz oder die „10 Kilo in einer Woche weg“-Diät können getrost entsorgt werden: Zusammen mit Constanze Kleis hat Bestsellerautorin Susanne Fröhlich (54) das Buch „Kann weg! Frau Fröhlich räumt auf“ (Gräfe und Unzer) verfasst. Darin wollen die Autorinnen erklären, wie Frauen Platz schaffen können in Kopf und Herz – für Sachen, die wirklich glücklich machen. Welche Vorstellungen weg sollten, erklärt Fröhlich im Interview.

Wenn es um die Partnersuche geht: Was ist in Ihren Augen der grösste Irrglaube, den Single-Frauen sofort vergessen sollten?

Susanne Fröhlich: Da gibt es einige. Etwa die Idee, dass man einen Mann nur ganz doll lieb haben muss, um ganz doll zurück geliebt zu werden. Oder aber auch, dass Männer alleinseligmachend sind. Aber nicht sie, sondern wir sind für unser Glück verantwortlich. Das müssen wir Frauen schon selbst erledigen. Das ist die gute Nachricht. Denn wenn wir Verantwortung für unser Leben übernehmen, entlastet das auch die Männer und erhöht letztlich die Chancen, doch noch mal mit einem ziemlich froh zu werden.

„Schlank ist gleich glücklich“ ist ebenfalls eine weibliche Vorstellung, die entsorgt werden kann, schreiben Sie. Ist das ein Kampf gegen Windmühlen, wenn im Fernsehen und Zeitschriften nichts anderes zu sehen ist?

Fröhlich: Letztlich erfährt das jede Frau, die schon mal irgendwann in eine Grösse 36 oder 38 gepasst hat: Dass man zwar sehr viel besser einkaufen kann, aber sicher nicht morgens aufwacht und kaum aus der Tür kommt, weil die Männer draussen Schlange stehen. Auch der Chef sagt nicht: Frau Müller, jetzt, wo sie in Kindergrösse 36 passen, werden wir Ihr Gehalt erhöhen und sogar der eigene Mann schlägt nicht dauernd Purzelbaum oder spürt das dringende Bedürfnis, uns mit Schmuck zu überhäufen. Es ist im Gegenteil ziemlich ernüchternd wie viel weniger Aufmerksamkeit ein Wechsel von 44 zu 38 etwa mit sich bringt, als man es sich vorher erträumt hatte.

Rund um das Thema Abnehmen gibt es viele Ausreden, Selbstbetrug und falsche Versprechen, die weg können. Wie wird man hier ehrlich zu sich selbst?

Fröhlich: Das ist eine wirklich schwere Aufgabe. Ich würde ja auch nur zu gern glauben, dass Abnehmen total viel leichter geht als mit der ebenso schlichten wie ernüchternden Rezeptur, vor allem Gesundes und davon ein bisschen weniger zu sich zu nehmen, als man an Kalorien verbraucht und sich ausserdem regelmässig zu bewegen. Klingt ja auch nicht gerade sexy, sondern nach Schweiss und Verzicht. Manchmal hilft die Erfahrung, dass einen Versprechen wie „mit nur einer Übung bekommen Sie Ihre Bikinifigur in bloss einer Woche!“ nicht mal zehn Gramm weiter bringen. Aber eben nur manchmal…

Warum tappen Frauen häufiger in die Selbstoptimierungsfalle als Männer?

Fröhlich: Weil wir mehr an uns zweifeln und auch leichter zu verunsichern sind. Und wir werden eben immer noch vor allem nach unserem Aussehen beurteilt, nach unserer Wirkung – also nach Kriterien, die wir – anders als beruflichen Erfolg etwa – nur begrenzt steuern können. Da müssen wir uns einfach unverwundbarer machen. Ist doch verrückt, dass selbst an Angela Merkel – eine der mächtigsten Frauen der Welt und sicher die derzeit erfolgreichste Politikerin – herumgemäkelt wird, weil Männer, aber leider auch Frauen, sie „unweiblich“ finden.

Kinder, Job, Haushalt und Partnerin sein: Welche Punkte sollten Mütter, die sich gestresst fühlen, beim Aussortieren als erstes angehen?

Fröhlich: Die Idee, dass man alles perfekt erfüllen muss. Einmal abgesehen davon, dass das sowieso unmöglich ist, solange der Tag nicht 62 Stunden hat, wäre da noch die Frage: Warum soll man dauernd danach streben? Weil andere den Eindruck machen, dass sie alles mit links stemmen? Das ist ein grosser Trugschluss. Deshalb kann auch das Schaulaufen weg, der Mutti-Protz – dieses Gerücht, dass Job, Haushalt, Kinder ganz easy zu stemmen sind.

Dafür sollten wir mehr Mut zur Ehrlichkeit haben und auch mal sagen: Meine Muffins sind aus dem Supermarkt! Oder: Leonie ist total schlecht in der Schule und ganz sicher nicht, weil sie hochbegabt und unterfordert wäre. Sie ist bloss faul. Oder das Kind auch mal mit ungebügelten Hosen in die Schule schicken, wie eine Freundin es tut, mit dem ganz richtigen Argument: Können ruhig alle sehen, dass ich berufstätig bin.

Nach dem Ausmisten welcher Vorstellung haben Sie sich selbst am besten gefühlt?

Fröhlich: Ich fühle mich schon eine ganze Weile sehr viel besser, weil ich nicht mehr danach strebe, allen gefallen zu wollen. Ich bin ein netter Mensch, eine wirklich gute Freundin. Wer mich trotzdem nicht mag, um den muss ich nicht auch noch buhlen. Und dann geht es mir auch sehr gut damit, Männer nicht mehr davor zu verschonen, wenn ich etwas besser weiss als sie, dass ich erfolgreich bin und selbstbewusst. Wozu? Das führt sowieso nur in die ewige „Ich-Tarzan-du-Jane“-Hölle.

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