Stephen King: Mit seinem Sohn in den Albtraum

Stephen King hat mit seinem Sohn Owen ein Buch geschrieben: Herausgekommen ist ein Werk, indem die Männer ziemlich alleine dastehen. Sobald ihre Frauen einschlafen, umhüllt sie am ganzen Körper ein spinnwebartiger Kokon. Und wehe, sie werden geweckt…

Owen King (40) hat schon als Kind mitbekommen, wie sein Vater an dunkle Orte verschwand, zumindest geistig. Heraus kamen Killer-Autos, Horror-Clowns oder Kinder, die auf dunklen Friedhöfen von den Toten auferstehen. Owen ist der Sohn von Stephen King (70). Auch seine Mutter Tabitha King (68) schreibt und tauchte in ihre Welt ab: „Es war etwas, was sie jeden Tag taten, und sie taten es manchmal stundenlang“, erzählt der 40-Jährige „Entertainment Weekly“.

Es sei „irgendwie beängstigend“ gewesen, zu sehen, wie viel Zeit seine Eltern alleine damit verbracht haben, an ihren Sachen zu arbeiten, erklärt Owen. Er ist das jüngste der drei Kinder von Stephen und Tabitha King. „Ich habe mein eigenes Schreiben nicht wirklich ernst genommen, bis ich überzeugt davon war, dass so viel Zeit alleine zu verbringen, etwas ist, das ich machen wollte.“ Aber nicht immer ist er beim Schreiben einsam – sein Werk „Sleeping Beauties“ (Heyne), das nun auf Deutsch erschien, hat Owen King zusammen mit seinem berühmten Vater geschrieben.

Ist Evie der Schlüssel?

Auf den fast 1.000 Seiten des Romans geht es um eine Seuche, eine Schlafkrankheit, die alle Frauen und Mädchen befällt und die Männer alleine zurücklässt. Die betroffenen Frauen sind eingehüllt in mysteriöse, sie schützende Kokons. Wenn man sie weckt oder das unheimliche Gewebe entfernen will, werden sie zu barbarischen Bestien. In einem Frauengefängnis in der kleinen Stadt Dooling in West Virginia lebt die mysteriöse Evie, die sowohl der Auslöser als auch der Schlüssel zur Lösung des Problems sein könnte.

Evie wirke wie Prinzessin und böse Fee in einem, eine geheimnisvolle Frau, wie Stephen King „EW“ bestätigt: Sie „scheint sowohl menschlich als auch nicht von dieser Welt zu sein“, sagt er. Und das gefällt ihm an ihr. Die Idee zu der Geschichte stammte von Owen, der offenbar viel von seinem Vater gelernt hat. Auch wenn er nie zu seinen Kindern gesagt habe: „Das ist es, was ich für euch will, ihr sollt in meine Fussstapfen treten“, erklärt King gegenüber „EW“. „Aber das Haus war voller Bücher, und es war voll von Leuten, die Geschichten schrieben, also kamen sie einfach mit.“ Und er fügt hinzu: „Von Owen gebeten zu werden, an einem Buch mitzuarbeiten, war das Grösste auf der Welt.“

Wie Lego bauen

Um das Frauengefängnis in ihrem Werk so realistisch wie möglich darzustellen, besuchten Vater und Sohn auch gemeinsam ein Gefängnis in New Hampshire. Beim Schreiben selbst waren die Kings laut „EW“ allerdings selten an einem Ort zusammen. Es sei gewesen wie das gemeinsame Aufbauen eines Lego-Sets: Einer von ihnen arbeitete an einem Abschnitt, während der andere die Einzelteile reichte. Dann wurde es vom anderen vervollständigt, bevor er es zurückgab.

Und die Fans scheinen begeistert: Auf der US-Seite von Amazon heisst es in den bereits über 600 Leser-Bewertungen unter anderem: „Ein Stephen King, wie ich ihn mag. Horror gemixt mit etwas Science Fiction.“ Oder: „Stephen und Owen haben bei ihrer Zusammenarbeit einen grossartigen Job gemacht.“ Das Buch sei mehr als nur „gruselig“, es rege zum Nachdenken an und komme von Herzen, schreibt ein anderer Fan: „Eines der besten Werke von Stephen King.“ Auch auf der „New York Times“-Bestsellerliste ist das Buch ganz vorne mit dabei.

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