Guido Maria Kretschmer: Warum sein neues Buch etwas Besonderes ist

Mit „Das rote Kleid“ meldet sich Guido Maria Kretschmer als Autor auf der Bildfläche zurück. Herausgekommen ist ein ungewöhnlicher Roman, der zum Nachdenken anregt.

Designer, Moderator, Autor: Keine Frage, Guido Maria Kretschmer (52) hat viele Talente. Am 12. März bringt der 52-Jährige jetzt seinen neuen Roman „Das rote Kleid“ (Goldman Verlag, 256 Seiten) auf den Markt. Ein ungewöhnliches Buch über die Abenteuer eines roten Seidenkleides. Für Gänsehaut sorgt vor allem die Widmung. „Für Anne und Ursel, die leider schon weg sind, und für den kleinen Frank, der noch gar nicht da ist…“ Im Interview spricht Kretschmer über diese ganz besonderen Menschen und warum sein Roman, eine Tür zu einer anderen Welt sein kann.

Was hat es mit der Widmung in Ihrem neuen Roman auf sich?

Guido Maria Kretschmer: Meine Freundin Anne war meine beste Freundin, die leider im letzten Jahr gestorben ist. Das hat mich sehr traurig gemacht und ich vermisse sie jeden Tag. Ich habe ihr die letzten Zeilen noch vorgelesen, bevor sie starb. Da war ich ungefähr in der Mitte des Buches. Ursel ist meine Schwiegermutter, die auch leider vor Kurzem gestorben ist. Auch ihr musste ich den Roman widmen, weil wir immer so viel zusammen gelesen haben und ich ihre ganzen Bücher bekommen habe. Der „kleine Frank“ ist sozusagen das Kind unseres Ziehkindes, das Frank und ich mit grossgezogen haben. Sie bekommt jetzt einen Sohn, der Frank heissen wird. Das finde ich so schön, dass der Roman eben auch dem „kleinen Frank, der noch nicht mal geboren ist“ gewidmet wurde.

In Ihrem Roman schreiben Sie über die Erlebnisse eines roten Seidenkleides, das an einem Filmset „hängt“. Wie sind Sie darauf gekommen?

Kretschmer: Ich habe vor zehn Jahren die Kostüme für einen Kinderfilm von Detlev Buck, „Hände weg von Mississippi“, designt – ein sehr schöner Film. Während ich die Kostüme gestaltet habe und anschliessend in diese Schule in Mecklenburg-Vorpommern kam, in der das Filmset war, habe ich mich gefragt, was jetzt wohl passieren würde, wenn die Kleider sprechen könnten. Erzählen sie, dass sie nicht nur schöne Kleider sind, sondern dass sie ein Kostüm werden in einem Film. So habe ich mir die Geschichte die ganze Zeit über ausgedacht in diesen drei Monaten und immer im Kopf gehabt, aber nie geschrieben. Im letzten Jahr als ich auf den Malediven im Urlaub war, hat es geregnet, ich hatte Zeit und habe gedacht: Jetzt ist der richtige Moment – dann habe ich die Geschichte aufgeschrieben.

Wie lange haben Sie an diesem Buch gearbeitet?

Kretschmer: Ich habe intensiv an dem Buch geschrieben. Immer in den Phasen, in denen ich Zeit hatte. Am Wochenende bin ich zum Beispiel eine Stunde früher aufgestanden. Das war schon Arbeit für eine Zeit lang, aber ich habe das gut durchgezogen und dann war ich ungefähr nach vier Monaten fertig.

Gehen wir zu achtlos mit unseren Kleidungsstücken um? Im Buch schreiben Sie etwa über „Stofflinge“: „Ein Mensch, der uns (Kleider, Anm.) versteht, er weiss, dass wir eine Seele haben und der uns liebt und uns niemals weggeben würde.“

Kretschmer: Ich glaube schon, dass es Stofflinge gibt – Menschen die besonders auf Kleidung achten und sie wertschätzen. Mir ging es natürlich auch darum, gerade jungen und vielen Menschen, die ja auch in einer Wegwerfzeit leben, beizubringen, dass Kleider eben von Menschen gemacht sind. Dass sie etwas Besonderes sein können und wenn man sie pflegt, bügelt, gut wäscht, auf sie aufpasst und richtig aufhängt, dass man lange etwas von ihnen hat. Kleidungsstücke können auch für eine lange Zeit ein guter Partner sein. Das war so ein bisschen die Intention: Eine Wertschätzung zu entwickeln und trotzdem auch zu spüren, dass Kleidung einen Menschen unterstützen kann und man in einem Kleid alles sein kann, ob aufregend oder ruhig.

Der Roman ist also auch eine Art Lehrstück…

Kretschmer: In erster Linie möchte ich die Leser gut unterhalten und sie zum Schmunzeln bringen. Vielleicht öffnet der Roman eine Tür zu einer Welt, die jeden Tag ihre eigene ist. Während des Lesens soll es sich so anfühlen, als würden die Leser die Teile kennen, von denen ich spreche, sodass sie danach vielleicht Kleidung ganz anders beurteilen und wertschätzen werden. Ich würde mich freuen, wenn jeder der, den Roman liest, eine schöne Zeit mit einer Geschichte hat, die nicht ganz real ist.

Von welchem Kleidungsstück könnten Sie sich selbst niemals trennen?

Kretschmer: Ich habe eine schöne kuschlige, lange Kaschmir-Jacke, die ich sehr liebe. Die kann ich nicht weggeben, obwohl sie auch schon angeschlagen ist und fünfmal repariert wurde. An dieser Jacke hänge ich extrem und die würde ich nicht weggeben.

Werden noch weitere Romane folgen?

Kretschmer: Das weiss ich nicht, aber ich bin gerade schon dabei, etwas anderes zu schreiben. Es ist ja schon mein drittes Buch und ich schreibe sehr, sehr gerne. Es geht mir leicht von der Hand und es macht mir Freude, da es für mich eine andere Möglichkeit ist, zu erzählen, was ich denke und fühle. Auf diesem Weg kann ich mich selbst auch ein bisschen glücklich machen, daher kann es gut sein, dass ich noch weitere Bücher schreibe. Das kann ich aber nicht versprechen – mal schauen, wie ich Zeit habe.

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