Marlene Lufen: Die Frau, die Missbrauchsopfern eine Stimme gibt

Marlene Lufen weiss wovon sie spricht. Mit 19 Jahren wäre die „Sat.1-Frühstücksfernsehen“-Moderatorin selbst fast Opfer sexueller Gewalt geworden. Nun will sie betroffenen Frauen helfen.

„Mich hat seit Jahren gewurmt, dass das Thema sexuelle Gewalt gegen Frauen so falsch in der Öffentlichkeit dargestellt wird“, sagt Marlene Lufen (47) im Interview. Die Moderatorin des „Sat.1-Frühstücksfernsehen“ musste mit 19 Jahren selbst die Erfahrung eines versuchten, sexuellen Übergriffes auf sie machen, konnte sich damals aber noch frühzeitig aus der Situation befreien. In ihrem Buch „Die im Dunkeln sieht man nicht: Warum missbrauchte Frauen schweigen“ redet sie nun offen über ihr Erlebnis und gibt Missbrauchsopfern eine Stimme.

Über die weltweit ins Rollen gekommene #MeToo-Bewegung ist Marlene Lufen dankbar. „In den vergangenen Monaten hat sich sehr viel Gutes bewegt, viel mehr Menschen, Männer genauso wie Frauen, denken heute anders über das Problem und haben einfach mehr Wissen“, sagt sie. Ihr Buch soll ebenfalls aufklären. Vor allem sei es aber auch ein Ratgeber, der „direkte Hilfestellung für Betroffene“ biete.

Ihre persönliche Geschichte machte die 47-Jährige vor zwei Jahren öffentlich. Nun will sie anderen helfen, ihre „seelischen Lasten“ ablegen zu können. „Ich habe unglaublich viele, sehr erschütternde Geschichten zugeschickt bekommen“, sagt Lufen, „einige der Frauen hatten bis dahin noch nie jemandem von ihrem Schicksal erzählt.“ Warum misshandelte Frauen oftmals still bleiben, weiss die Moderatorin genau.

Von Misstrauen, Vorwürfen und der Justiz

„Sie schweigen weil sie wissen, dass sie sich mit grosser Wahrscheinlichkeit selbst schaden, wenn sie eine Tat öffentlich machen“, so Lufen. Selbst bei der Polizei oder beim Arzt würden die Frauen häufig mit Misstrauen und Vorwürfen konfrontiert werden. „Das verletzt betroffene Frauen sehr, vor allem nach der Erniedrigung, die sie sowieso schon erlebt haben.“

Im Zuge ihrer Recherche sei der Moderatorin aber noch etwas anderes aufgefallen: „Von den wenigen Fällen, die nach einer Anzeige tatsächlich vor Gericht landen, enden nur sieben bis acht Prozent mit einer Verurteilung.“ Auch die Webseiten von Anwaltskanzleien und Strafverteidigern würden sich „doch eher an den mutmasslichen Täter als an das Opfer richten. Offenbar hat man hier grössere Erfolgsaussichten.“

Das Leben danach

Marlene Lufen hatte Glück. Sie konnte ihrem Peiniger entwischen. Darüber Stillschweigen bewahren kam für sie aber nicht in Frage: „Ich bin nach Hause gefahren und habe alles meinen Eltern und meinem damaligen Freund erzählt.“ Dieser habe mit seinen Freunden dem Mann sofort „auflauern und ihn zusammenschlagen“ wollen, doch Lufen hielt ihn zurück. „Ich wollte gar nichts mehr mit dem Mann zu tun haben oder womöglich jemals noch einmal auf ihn treffen. Das ist auch nie passiert.“

Heute ist die TV-Moderatorin mit Sportreporter Claus Lufen (51) verheiratet und Mutter zweier Kinder, einem Sohn und einer Tochter. Auswirkungen auf ihr Vertrauen oder gar ihr Liebesleben habe das Erlebte zwar nicht, in der Erziehung habe es sich dann aber doch bemerkbar gemacht. „Ich habe meinen Kindern den Rat gegeben, auf ihren Bauch zu hören“, verrät die 47-Jährige. „Sagt dir dein Bauchgefühl, dass irgendetwas nicht stimmt oder ein Mensch über deine Grenze geht, dann so schnell es geht raus aus der Situation und Hilfe suchen!“

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