„Höhle der Löwen“-Star Frank Thelen: Das investiert er in die Liebe

Die Höhle der Löwen“ machte ihn bekannt, aber auch davor hat Unternehmer Frank Thelen schon einiges erlebt. Im Interview verrät er, wie er aus einer grossen Krise herausfand und wie viel er in seine Ehe investiert.

Frank Thelens (42) Autobiografie „Startup-DNA“ (eBook, Fr. 9.00 bei Weltbild) ist da. Die Lebensgeschichte des „Die Höhle der Löwen“-Stars ist Hollywood-reif: Sehr früh hatte er mit einem eigenen Unternehmen Erfolg und schwelgte im Luxus: „Ich mutierte über den virtuellen Erfolg zum eingebildeten Idioten“, schreibt er über diese Zeit. Dann kam der grosse Crash. Mit Anfang 20 sitzt Frank Thelen auf fast einer Million Schulden. Wie es ihm dann erging, verrät der 42-Jährige im Interview.

Was würden Sie heute zu der jungen Version von sich selbst sagen?

Frank Thelen: Wenn ich die ganze Situation kennen würde, würde ich sagen: Du bist eigentlich auf einer guten Mission. Du musst aber darauf achten, dass du nicht abhebst und dass du wirklich zu allen Menschen freundlich bist. Auch wenn sie sich nicht unbedingt der Technologie, dem Startup und dem Wachstum verschrieben haben wie du. Es gibt auch andere schöne Dinge und interessante Menschen im Leben, nicht jeder muss so sein wie du. Ich möchte nicht, dass du arrogant wirst. Du musst offener und freundlicher werden, sonst bist du ein falscher Typ.

Nach dem Erfolg kam für Sie erst mal ein Absturz, die Insolvenz und Sie hatten eine Million Schulden. Als die Nachricht von der Bank kam, war das „eine Todesbotschaft“, erzählen Sie. Wie ging es Ihnen danach?

Thelen: Wahrscheinlich dauerte diese Phase etwa ein dreiviertel Jahr. Wenn man so krass unter Bedrängnis steht, kommt einem das sehr, sehr lange vor. Deswegen bekam ich dann auch körperliche Probleme, zum Beispiel ständiges Nasenbluten. Ich bin wieder zu Hause bei meinen Eltern eingezogen, hatte dort meinen eigenen kleinen Bereich. Rausgegangen bin ich damals eigentlich nicht mehr, ich hatte den ganzen Tag die Rollläden unten und war in einer sehr düsteren Stimmung. Als junger Mann will man sich beweisen – das war bei mir plötzlich alles vorbei, obwohl ich doch gerade noch ganz oben war. Ich habe mich dann einfach eingegraben.


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Sie haben sich dann mit der Bank geeinigt, sind so einer Privatinsolvenz entgangen. Und haben wieder gegründet. Haben Sie damals nie über die klassische Karriere im Grosskonzern nachgedacht?

Thelen: Damals habe ich die Möglichkeit schon in Betracht gezogen, Karriere in einem Konzern zu machen. Eher Impuls-getrieben habe ich wieder losgelegt, habe wieder gegründet, ohne einen grossen Plan zu haben. Darüber habe ich die Zeit und alles andere vergessen. Heutzutage weiss ich: Ich bin inkompatibel, eigentlich nicht anstellungsfähig. Ich kann Dinge anpacken und umsetzen, bin aber nicht Organisations-konform. In Unternehmen mit vielen Mitarbeitern braucht man Konformität, was völlig in Ordnung ist. Eine meiner grossen Schwächen ist, dass ich mich da nicht einfügen könnte. Ich bin zu eigenwillig dafür.

Privat haben Sie Ihr Glück mit Ihrer Frau Nathalie gefunden, die Kieferorthopädin ist und eine eigene Praxis hat. Wie schwierig ist es bei zwei so erfüllten Berufsleben, die Beziehung am Laufen zu halten?

Thelen: Das habe ich zunächst total unterschätzt. Man ist verheiratet, wacht jeden Morgen miteinander auf, hat seinen eingespielten Tagesablauf und denkt: Toll, die Liebe ist da. Aber wenn man in die Liebe nicht investiert, dann geht sie kaputt. Man muss eine Liebe pflegen. Ich musste erst lernen, dass es nicht reicht, wenn ich einfach jeden Abend abgerockt aus dem Büro komme und nur da bin. Sondern dass ich meiner Frau Aufmerksamkeit schenke, wir reden oder ich auch mal Blumen mitbringe oder meine Aufmerksamkeit anders zeige. Zeit und Aufmerksamkeit sind das Wichtigste. Das heisst, mit meiner Frau darüber zu reden, wie es ihr geht, was sie bewegt und sie immer wieder zu überraschen. Ich investiere immer wieder in Aufmerksamkeit, verabschiede mich von diesem festgefahrenen Tagesablauf und bin für meine Frau da. Und auch umgekehrt. Das braucht eine Beziehung. Das habe ich in meiner Ehe gelernt. Heute bin ich stolz auf die Beziehung, die wir führen.

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