„Beastie Boys Buch“: Darum ist das Werk ein Muss für alle Fans

Die Autobiografie ist da: Das mehr als 500 Seiten umfassende „Beastie Boys Buch“ ist ein Muss für Fans der legendären New Yorker Hip-Hop-Band.

Die Partysong-Parodie „(You Gotta) Fight for Your Right (to Party!)“ (1987) aus dem Erfolgsalbum „Licensed to Ill“ (1986) der New Yorker Hip-Hop-Band Beastie Boys (1981-2012) wurde Mitte der 1990er Jahre in die Liste der „500 Songs that Shaped Rock and Roll“ (Dt. „500 Songs, die den Rock and Roll geprägt haben“) der Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Und auch die Single „No Sleep till Brooklyn“ (1987) aus demselben Album wird bis heute aufgelegt.

Die Musiker selbst bezeichnen allerdings „Hello Nasty“ (1998) als ihr „bestes Album“. Konkret machen sie das im neuen „Beastie Boys Buch“, der umfangreichen Autobiografie, die am heutigen Montag auch auf Deutsch erschienen ist. Verfasst wurde das 572 Seiten starke Werk von Gitarrist Adam „Ad Rock“ Horovitz (52) und Drummer Michael „Mike D“ Diamond (53). Schon im Intro machen die Verfasser klar, dass es sprachlich authentisch wird, obgleich „Scheisse“ etc. im Englischen natürlich etwas leichter von den Lippen gehen.

Neben viel Wissenswertem aus der langen Historie der einflussreichen Kult-Band enthält das Buch unzählige Fotos. Sogar einige Kochrezepte finden sich in dem Band-Schmöker, allerdings mit Seeigeleiern oder Hühnermagen. Und dann gibt es da noch eine kleine, feine Chips-Philosophie: „Ein einziger Kartoffelchip kann das ganze Leben verändern.“

Das Band-Mädchen

In einem Kapitel kommt auch Kate Schellenbach (52) zu Wort. Sie war von 1981 bis 1984 Drummerin und einziges weibliches Mitglied in der Bandgeschichte. Ihr Kapitel heisst „The Girl in the Band oder Ihr und euer aufblasbarer Penis könnt mich mal“. Sie beschreibt darin vor allem, wie sie aus der Band flog: „Im August 1984 war ich achtzehn Jahre alt und immer noch ein Beastie Boy […]“, beginnt die beschriebene Szene in einem New Yorker Musikclub, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass Rick Rubin (55), Gründer des Musiklabels Def Jam Recordings, aus „Mike, Adam und Adam die erste erfolgreiche Rap-Band“ machen wollte – ohne Frauen.

„Ich war wie vor den Kopf gestossen […] Sie waren wie Brüder. Und es hatte auch nie eine Rolle gespielt, dass ich ein Mädchen war – bis Rick Rubin auf der Bildfläche erschien…“, erinnert sich Schellenberg. Die vier Musiker hatten trotz Trennung weiter Kontakt, doch die neue, vom Produzenten gebotene Attitüde der Männer mochte sie nicht: „Die liessen den breitbeinigen Rapper raushängen, machten sexistische Witze und verhielten sich wie ausgemachte Dumpfbacken“.

Als das Album „Licensed to Ill“ herauskam, sei sie dennoch stolz auf die drei gewesen, „gleichzeitig aber auch verletzt und neidisch, weil sie ohne mich Erfolg hatten“.

Reflexion trotz Macho-Attitüde

Doch trotz aller Punk-, Anarcho- und Macho-Attitüde beschreiben die beiden Musiker ihr Bandleben im „Beastie Boys Buch“ auch durchaus reflektiert.

„In Los Angeles existiert eine bestens vernetzte Infrastruktur, die darauf ausgelegt ist, einen so schnell wie möglich von seinem Geld zu trennen: Man findet jederzeit problemlos irgendwelche Leute, die einem eine Vintage-Gitarre besorgen können (natürlich nicht umsonst), die man eigentlich gar nicht braucht, die Häuser und Autos vermieten oder verkaufen, die man sich nicht leisten kann, oder die extravagante Pflege für den Hund anbieten, den man gar nicht besitzt“, ist beispielsweise im Kapitel „Teurer Scheiss“ zu lesen.

„Was würde Yauch tun?“

Das Buch endet mit einem „Outro“ von Michael Diamond und einem imaginären, durchaus wildromantischen Bild von Mastermind Adam „MCA“ Yauch (1964-2012), wie er „in irgendwelchen Bergen am Arsch der Welt“ mit einem „monströsen Kontrabass“ auf dem Rücken allein auf einen verschneiten Gipfel steigt. „Sowohl physisch als auch metaphorisch eine grosse Nummer“, schreibt Diamond dazu. „Bescheuert und lustig und grossartig und ganz sicher etwas, wovon Mutter, Reisebüro, Buchhalter und Manager dringend abraten würden.“

Aber es fange sehr gut den Geist vieler Abenteuer ein, in die Yauch sie geführt habe. Daher frage er sich noch heute manchmal, wenn sich eine verrückte Gelegenheit biete: „Was würde Yauch tun?“ Nach dessen viel zu frühem Krebstod im Jahr 2012 lösten sich die Beastie Boys auf.

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