Lucky Luke ist zurück – und kommt erstmals aus einer deutschen Feder

Lucky Luke reitet wieder – diesmal allerdings auf einem Drahtesel. Der deutsche Comic-Künstler Markus „Mawil“ Witzel hat dem Lonesome Cowboy eine liebevolle Hommage voller Humor gewidmet.

Lucky Luke ist wieder da. Seit mehr als 70 Jahren reitet der Lonesome Cowboy nun schon durch die Prärie des Wilden Westens und versorgt seine Fans zuverlässig mit Abenteuern. Mit dem neuesten Band „Lucky Luke sattelt um“ erscheint am 2. Mai die mittlerweile dritte Hommage an den Mann, der schneller zieht als sein Schatten. Und die stammt erstmals in Lucky Lukes Karriere aus der Feder eines deutschen Comic-Künstlers, des Max-und-Moritz-Preisträgers Markus „Mawil“ Witzel (*1976).

Darum geht’s

Wie schon in Hommage 2 des Franzosen Guillaume Bouzard (51), „Jolly Jumper antwortet nicht“, steht erneut das Transportmittel des Cowboys im Mittelpunkt der Erzählung. Luke lernt zufällig den Ingenieur Albert H. Overman kennen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Fahrrad in den USA zu etablieren. Das schmeckt dessen Konkurrenten, dem Hochrad-Hersteller Albert Augustus Pope, gar nicht. Er drängt Overman aus dem Geschäft, so dass dieser in einem Fahrrad-Rennen in San Francisco die letzte Chance für sein Fahrrad sieht.

Pope hetzt Overman daher das Gangster-Pärchen Smith und Wesson auf den Hals, die Overmans Drahtesel stehlen sollen und ihrem Auftraggeber so langfristig das Monopol auf Hochräder sicherstellen sollen. Das kann der Lonesome Cowboy wiederrum nicht zulassen und schwingt sich kurzerhand selbst in den Sattel, um Overmans Fahrrad rechtzeitig zum grossen Rennen nach San Francisco zu bringen.

Seinem Hengst Jolly Jumper bricht das Herz – er fühlt sich ausgetauscht und versucht eifersüchtig, die vermeintlich verlorene Gunst seines Reiters wiederzuerlangen. So jagt in dem Comic eigentlich jeder jeden, bis zum rasanten Höhepunkt an der Westküste.

Die Geschichte hat dabei, wie es bei „Lucky Luke“-Comics oft der Fall ist, einen wahren Kern. Die beiden Fahrrad-Fabrikanten sind historische Figuren, die am Ende des 19. Jahrhunderts an einem, wenn auch kurzlebigen, Fahrrad-Boom in den USA teilhatten.

Spannende Handlung

Mawil erzählt in seinem Comic eine durch und durch spannende, humorvolle und vor allem abwechslungsreiche Geschichte. Insbesondere das für Lucky Luke völlig fremde Fahrrad bringt dabei so seine Tücken mit sich, Platten und Schlauch-Reparatur inklusive. Wie gut, dass Overman daran gedacht hat, seinen Prototypen mit Luftpumpe und Flickwerkzeug auszustatten, letzteres stilecht in eine Ledertasche unter dem Sattel verpackt.

Doch nicht nur am Fahrrad stimmen die Details. Wie es sich für einen Western-Comic gehört, spielen auch amerikanische Ureinwohner und Eisenbahnen eine tragende Rolle in Mawils Erzählung und sorgen für typische Wild-West-Atmosphäre. Der Cowboy muss sich dabei nicht nur mit Indianern und Gleis-Ganoven herumschlagen, sondern auch mit einer Bison-Herde, sengender Wüstensonne und tiefen Schluchten in den Rocky Mountains.

„Lucky Luke sattelt um“ nimmt sich die Zeit, mehrere Handlungsstränge zu erzählen. Neben der Geschichte rund um das Fahrrad erleben Leser zudem gleich zwei Eifersuchts-Dramen, mit ganz unterschiedlichem, teils tragischem, Ausgang. Die Gangster-Lady Smith verkuckt sich in den Cowboy, sehr zum Ärger ihres Partners Wesson. Der launische Hengst Jolly Jumper wird seinerseits ob eines Missverständnisses vor Eifersucht ganz wahnsinnig, so dass sich herrlich-absurde Szenen ergeben.

Hoher künstlerischer Anspruch

Gleichzeitig stimmt der künstlerische Anspruch. Mawil verzichtet für seine Interpretation des Cowboys auf die naturalistische Darstellung der Vorlage und wählt stattdessen die sogenannte Schlaucharm-Schule für seine Zeichnungen. Die Figuren in der Hommage haben also schlauchige Gliedmassen, was dem Lesegenuss aber keinen Abbruch tut.

Auch Mawils geschicktes Spiel mit den einzelnen Panels funktioniert. Mal verengen sie sich in V-Form um eine enge Schlucht zu verdeutlichen. An anderer Stelle wackeln sie förmlich, um so die Dramatik einer Geröll-Lawine hervorzuheben oder verzerren sich zu Trapezen, um den Eindruck hoher Geschwindigkeiten zu verstärken. Der Künstler hat zudem eine kräftige Farbpalette gewählt und damit die verschiedenen Szenen stimmig koloriert – in dramatischen Momenten dominieren verschiedene Rot- und Gelbtöne, in ruhigeren dagegen grüne und blaue Farben.

Mit „Lucky Luke sattelt um“ legt der Berliner Zeichner und Autor Markus Witzel eine liebevolle Hommage an den Lonesome Cowboy vor, ohne sich dabei zu weit vom Original zu entfernen. Die Geschichte sprüht vor Charme, Tragik und stellenweise sogar bissigem Humor. Hommage 3 ist ein rundum gelungener „Lucky Luke“-Comic, an dem Fans nicht vorbeikommen werden.

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