Andreas Bär Läsker: «Man muss sich die vegane Welt erschliessen»

Wie wird man vegan? Welche Lebensmittel benötigt man am Anfang und braucht es Nahrungsergänzungsmittel wirklich? Diese Fragen beantwortete Andreas Bär Läsker im Interview.

Andreas Bär Läsker (54, „No need for meat: Vegan ist, wenn man trotzdem lacht“) ist nicht nur Manager der Fantastischen Vier, sondern seit mehreren Jahren auch überzeugter Veganer. Als solcher organisiert er auch die vegane Lifestyle-Messe XOND, die am 21. und 22. Oktober in Stuttgart stattfindet. Im Interview gabt Läsker Tipps für einen Einstieg in den Veganismus, sprach über Vorurteile gegenüber Veganern und verriet zu guter Letzt sein veganes Lieblingsgericht.

Warum leben Sie selbst vegan?

Andreas Bär Läsker: Ich habe über die Jahre immer weiter an meiner ernährungstechnischen Disziplin gearbeitet. Ich war früher extrem übergewichtig. Nach und nach habe ich meine Ernährung dann umgestellt – weg von verarbeiteten Lebensmitteln, hin zu frischem Obst und Gemüse. Vor circa sechs Jahren kam mein damaliger Trainer zu mir und gab mir die „China Study“ zu lesen. Drei Tage später habe ich aufgehört Fleisch zu essen, denn was da drin steht, ist so entwaffnend. Bei mir kann man mit Logik viel erreichen. Im nächsten Schritt vegan zu werden, war lediglich die logische Konsequenz.

Welche Tipps haben Sie für den Einstieg in ein veganes Leben?

Läsker: Mein konkretester Tipp ist, sich von angestammten Denkmustern zu entfernen. In der Mitte liegt ein Stück Fleisch und aussenrum die Beilagen – davon muss man sich verabschieden. Wer vegan lebt, muss nicht zwingend Gerichte nachbauen. Man kann zwar aus Sellerie Schnitzel machen und aus Seitan Rollbraten, keine Frage, aber grundsätzlich heisst vegan leben nicht, exakt das zu kopieren, was man früher schon mit Fleisch gemacht hat.

Das bedeutet konkret?

Läsker: Man muss sich diese neue Welt erschliessen. Und dann wird es erst richtig spannend: Ich esse heute vielfältiger, abwechslungsreicher und besser als früher. Ich habe aufgehört den sogenannten Regeln zu folgen. Manchmal koche ich fünf Sachen, stelle alle auf den Tisch und jeder isst das, auf was er Bock hat. Man sollte auch beim Essen nicht in diesen Pauschalurlaubsmodus fallen und sagen: „Das Essen schmeckt nicht“. Wenn mir einer kommt mit „Ich mag keine Soja-Milch“, dann antworte ich: „Hast du schon alle 180 Sorten probiert?“ Ich rate jedem, der anfängt, sich vegan zu ernähren, auf keinen Fall zuerst zu Ersatzprodukten zu greifen. Der Dreh, den man finden muss, lautet: Wenn man sich anders ernährt, schmeckt es auch anders, anders… aber nicht schlechter.

Braucht es Nahrungsergänzungsmittel, wenn man sich vegan ernährt?

Läsker: Ich persönlich sehe höchstens Mangelerscheinungen bei Menschen, die sich vermeintlich „normal“ ernähren. Wenn ich mich in den Supermarkt stellen und drei Stunden am Tag filmen würde, dann bin ich mir sicher, dass ich im Monat keine zehn Leute finde, die sich etwas richtig Frisches, Vollwertiges und Gesundes aufs Band legen. Aber sobald man über Veganismus redet, fällt sofort der Begriff Mangelerscheinungen.

Das heisst, Mangelerscheinungen bei veganer Ernährung sind ein Mythos?

Läsker: Wir müssen auf B12 achten. Aber das müssen wir alle, weil unsere Gesellschaft hygienisch isst. Und B12 wird von Mikroorganismen hergestellt, die in unserer hygienischen Ernährung nicht mehr vorkommen. Übrigens auch nicht im Tierfutter. Ausser vielleicht bei Tieren, die mit Gras gefüttert werden. Aber wo gibt’s die denn noch?

Wenn das Umfeld ablehnend reagiert: Wie reagiere ich als Neu-Veganer am besten?

Läsker: Das Beste ist eigentlich, so wenig wie möglich darüber zu reden. Wenn man etwas nicht essen möchte, sollte man einfach sagen: „Nein danke, ich möchte das nicht essen“. Dann wird automatisch die Frage kommen, warum nicht. Aber das muss man aushalten. Das Schöne an der Geschichte ist, dass die Argumente auf unserer Seite sind. Es gibt ja mehrere stichhaltige Gründe, vegan zu leben. Und der Veganismus ist massiv auf dem Vormarsch.

Welche Vorurteile hören Sie am öftesten?

Läsker: Ich stehe in der Öffentlichkeit und mache das sehr laut, präsentiere den Leuten immer wieder Fakten. Deswegen höre ich oft, ich sei missionarisch und intolerant.

Welche Lebensmittel-Basics empfehlen Sie für den Anfang?

Läsker: Wenn ich als Neu-Veganer in den Supermarkt ginge, würde ich mir grundsätzlich überlegen, welche „normalen“ Produkte denn tatsächlich vegan sind. Und dann stünde ich plötzlich vor dem Getreidesortiment, den Nüssen, den Ölen, fast allen Essigen. Ich stünde vor den Unmengen von Gemüse, Salaten, Pilzen und Obst. Damit hätte ich schon mal eine Basis. Dann würde ich mir noch Kichererbsen, Bohnen und Kartoffeln kaufen und mir überlegen, was ich daraus alles machen kann.

Was ist Ihr persönliches veganes Lieblingsgericht?

Läsker: Tempeh esse ich wahnsinnig gerne, in nahezu jeder Form. Am liebsten als Ragout zusammen mit Pilzen. Tempeh-Pilzragout mit Rotweinsosse, Kartoffelbrei und Feldsalat.

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