Veränderte Zähne? Was das mit unserer Gesundheit zu tun haben kann

Abgeriebene Zähne können ein Hinweis für psychische Anspannung sein.

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Wenn unsere Zähne die Farbe oder die Struktur verändern, kann das mit einem gesundheitlichen Problem zusammenhängen. Dr. Jochen H. Schmidt klärt im Interview auf.

Jeder unserer 32 Zähne ist ein kleines Wunderwerk. „Bröckeln sie, werden sie rau oder gelblich-grau, flach oder brüchig, sind das nicht immer nur altersbedingte Abnutzungserscheinungen“, betont Dr. Jochen H. Schmidt, zahnärztlicher Leiter des Carree Dental Köln, im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Dahinter können sich auch gesundheitliche Probleme verbergen. Der Experte klärt auf.

Abgeriebene Zähne

„Flache abgeriebene Zähne können beispielsweise auf erhebliche psychische Anspannungen hinweisen. Diese gelten als Hauptursache für Bruxismus, so die medizinische Bezeichnung für das Zähneknirschen. Nicht von ungefähr heisst es bei unangenehmen Aufgaben oder Situationen: Wir knirschen mit den Zähnen oder wir beissen die Zähne zusammen.

Neben beruflichem oder privatem Kummer, Alkohol und Drogen führen auch schiefe Zähne, schlechtsitzende Kronen, Füllungen oder Prothesen dazu, dass wir nachts mit den Zähnen mahlen und diese dadurch sichtbar schädigen. Linderung bringen individuell angefertigte Kunststoffschienen, die während des Schlafs getragen werden. Helfen können auch Entspannungsübungen oder eine Psychotherapie.“

Bröckelnde Milchzähne

„Hinter bröckelnden Kinderzähnen steckt in vielen Fällen die bislang kaum bekannte, aber folgenschwere Mineralisationsstörung MIH (Molaren-Inzisive-Hypomineralisation). Weitere typische Symptome sind gelblich-weisse bis braune Verfärbungen der ersten bleibenden Backen- (Molaren) und Schneidezähne (Inzisiven) im Ober- und Unterkiefer. Über die Ursachen rätseln Wissenschaftler bis heute: Mögliche Auslöser sind u.a. eine Schädigung vor der Geburt oder in den ersten Lebensjahren sowie Infektionskrankheiten wie Masern oder Mumps. Was hilft? Ist die Oberfläche des Zahns noch intakt, so genügt es oft, diesen lokal zu fluoridieren. Wurden bereits Teile des Zahns zerstört, so müssen diese vollständig entfernt und saniert werden, um die Restsubstanz zu schützen. In manchen Fällen kommt nur eine Überkronung in Frage oder, schlimmstenfalls, das Ziehen des betroffenen Zahnes. Wichtig ist bei Kindern mit MIH eine regelmässige Kontrolle (am besten alle drei Monate) mit begleitender Professioneller Zahnreinigung.“

Zähne und Sodbrennen

„Ausgewaschene, brüchige Zähne deuten bei Erwachsenen oft auf die Refluxkrankheit hin. Bei dieser sehr häufigen Störung des Verdauungstraktes fliesst aufgrund eines Schliessmuskeldefizits saurer Mageninhalt zurück in die Speiseröhre. Diese Säure schädigt Zähne und Zahnschmelz. Typische Symptome sind Aufstossen, Sodbrennen und Schluckbeschwerden. Meist hilft eine medikamentöse Behandlung.“ 

Gelbliche oder gelbgraue Zähne

„Gelbliche oder gelbgraue Zähne sowie erhebliche Zahnabnutzungen sind in den meisten Fällen Alterserscheinungen. Mit fortschreitenden Jahren kommt es vermehrt zu Schmelzrissen sowie keilförmigen Defekten. Diese sind Folge einer falschen Putztechnik und damit zerstörter Schmelzareale. Unerlässlich ist auch im Rentenalter eine gründliche Mundhygiene. Vor allem bei einem hohen Wurzelkariesrisiko empfiehlt sich der Einsatz fluoridhaltiger Zahnpasten und elektrischer Zahnbürsten. Hilfreich sind zudem generelle Vorsorge-Untersuchungen.“

Raue Zähne

„Raue Zähne deuten auf Zahnbelag oder Karies hin. Dringt diese bis in die Pulpa, also das Zahnmark, vor, entstehen Entzündungen und, in Folge davon, heftige Schmerzen – anfangs meist nur zeitweise, schliesslich dauerhaft. Ein deutlicher Karies-Hinweis sind braune oder weisse Flecken am Zahnschmelz. Denn für diese Erkrankung ist eine Entkalkung der Zahnsubstanz durch Stoffwechselprodukte der Bakterien typisch. Auch Zähne, die empfindlich auf Kälte oder Wärme reagieren, können ein Anzeichen sein. Doch letztendlich kann das nur der Zahnarzt sicher beurteilen. Empfehlenswert sind deshalb regelmässige Kontrollen.“

Blutendes Zahnfleisch

„Nicht bagatellisiert werden sollte geschwollenes und blutendes Zahnfleisch beim Zähneputzen. Denn die chronische Entzündung des Zahnbetts lässt das Zahnfleisch über die Jahre zurückgehen und schadet langfristig dem gesamten Zahnhalteapparat inklusive Kieferknochen. Über die Entzündungsherde im Zahnfleisch können die Keime zudem in die Blutbahn gelangen und so unter anderem Diabetes, Gefässverkalkungen und Herzinfarkte verursachen. Erwiesenermassen leiden Menschen mit Parodontitis besonders häufig an Bluthochdruck. Dieser lässt sich durch eine erfolgreiche Parodontitis-Behandlung senken, wie aktuelle  Studien belegen.“

Dünner Zahnschmelz

„Bei aller Pflege sind der Attraktivität natürliche Grenzen gesetzt. Schliesslich ist die Grundfarbe der Zähne erblich bedingt. Zudem spielen Faktoren wie Alter oder Dicke der Zahnschmelzschicht dabei eine Rolle: Wird der Zahnschmelz im Laufe des Lebens dünner, so schimmert das darunter liegende Zahnbein immer dunkler durch – da helfen auch gründliches Zähneputzen oder Power-Bleachings nichts.“

Dr. Jochen H. Schmidt ist zahnärztlicher Leiter des Carree Dental in Köln. Er besitzt den akademischen Zusatztitel des „Master of Science in Oral Implantology and Surgery“.

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