Glücklich durch Feminismus: Florence Given zeigt, wie es geht

Feministin

Quelle: imago/Avalon.red / James Shaw / Avalon

Auf Instagram begeistert Florence Given Millionen mit ihren Motivationsreden für ein genussvolles Leben abseits von Scham und Schönheitswahn. Ihren Gute-Laune-Feminismus erklärt sie nun in ihrem dritten Buch, „Women Living Deliciously“.

Wer bei Instagram auf dem Profil von Florence Given (25) landet, kann eigentlich nur gute Laune bekommen. Die Autorin und Influencerin mit den leuchtend pinken Haaren hat so offensichtlich Spass an allem, was sie tut, dass es ansteckend ist. Ob es Klamotten, Musik oder Blumen sind – Given strahlt. Immer.

Die Britin strahlt auch, wenn sie mit der Energie einer grossen Schwester eindringliche Motivationsreden hält, die sich vor allem an junge Frauen richten. In diesen Videos, die teilweise über drei Millionen Mal gesehen werden, erinnert sie ihre Followerinnen daran, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht kleinzumachen, um von anderen gemocht zu werden. Der Grund für Givens Popularität auf Instagram sind diese Videos und der Sog der Begeisterung, den sie dabei ausstrahlt. Während Feminismus und Selbstermächtigung oft mit Fingerzeig, Verboten und schlechter Laune einhergeht, befreit Given ihre Anhängerschaft von Scham, Schuld und schlechtem Gewissen. Ihr Feminismus macht gute Laune und das muss man erstmal schaffen im Patriarchat.

Über 800.000 vorwiegend weibliche Follower sehen sich die Lebensweisheiten der 25-Jährigen mittlerweile an. Nun hat Given sie in ein Buch gegossen, das heute (10. Oktober) in Deutschland bei Kiepenheuer & Witsch erscheint: „Women Living Deliciously“. Nachdem die Britin 2022 mit dem Bestseller „Frauen schulden dir gar nichts“ über die Barrieren des Patriarchats im Aussen geschrieben hat, befasst sie sich diesmal mit den Denkmustern, die es in den Köpfen der Frauen geschaffen hat. Und bietet eine Anleitung, wie sie sich von Dingen wie Gefallsucht, Schönheitswahn, Selbstzweifel und Konkurrenzdenken befreien können.

Mit Genuss gegen das Patriarchat

Given konzentriert sich dabei ganz auf die Eigenverantwortung der Frauen und gibt ihnen als Waffe gegen die bestehende Ordnung Freude und Genuss an die Hand. Das ist neu und reizvoll gleichermassen. Given stellt die These auf, dass der Zugang zur Freude bereits der Ausweg aus der Selbstobjektivierung sei. Die Devise lautet: Die Welt erleben, anstatt von ihr erlebt zu werden. Wer sich von einem Moment wirklicher Begeisterung mitreissen lässt, kann nicht mehr daran denken, wie er dabei aussieht.

Für Given dreht sich alles darum, „deliciously“, also köstlich oder vorzüglich, zu leben. Gemeint ist keine Luxusreise auf die Malediven, gemeint sind die kleinen Dinge des Alltags. Eine hübsche Teetasse. Ein Sonnenuntergang. Der Geruch von frischem Brot. Given ruft dazu auf, diese Momente in vollen Zügen wahrzunehmen und sich ins Leben zu verlieben. Und zwar ohne schlechtes Gewissen. Denn offenbar brauchen viele Frauen Gründe, um sich zu erlauben, schamlos zu geniessen. Und die liefert Given am laufenden Band, der vielleicht beste lautet: Freude ist ansteckend und damit eben nicht egoistisch, sondern grundsätzlich selbstlos.

Lebenshilfe-Best-Of im rotzigen Ton

Die Mittel, um auf das Glückslevel von Florence Given zu kommen, hat sie sich bei Autorinnen wie Glennon Doyle, Psychologen wie Dacher Keltner oder spirituellen Denkern wie Eckhart Tolle angelesen und teilt sie in ihrem selbst illustriertem Buch grosszügig. So fungiert „Women Living Deliciously“ als leicht verträgliches Lebenshilfe-Best-Of, das psychologische Methoden wie Achtsamkeit, Affirmationen, Dankbarkeit oder das Gesetz der Anziehung im rotzig-lockeren Given-Stil erklärt. Ihr Wissen verwebt die Feministin mit Plädoyers für Solidarität unter Frauen, persönlichen Anekdoten oder Tipps, wie Grenzen setzen leichter fällt.

Mit einem kapitalistischen „Werde die beste Version deiner selbst“-Ratgeber hat Givens Buch allerdings nichts zu tun. Sie will Frauen dazu bewegen, die glücklichste Version ihrer selbst zu werden und warnt ausdrücklich davor, die Denkmuster der toxischen Männlichkeit zu übernehmen. Zwar ist Given mittlerweile auch unter die Frühaufsteher gegangen, allerdings nicht, um sich selbst zu optimieren. Stattdessen steht Florence Given früh auf, um genügend Zeit zu haben, sie – natürlich genussvoll – verplempern zu können.

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