Ersatz für den Arzt? Sind Gesundheits-Apps wirklich nützlich?

Schritte zählen, Herzfrequenz messen, Abnehmtipps geben… Moderne Apps aus dem Mobile-Health-Sektor bieten viele Möglichkeiten, bergen aber auch Gefahren.

Ausgewogene Ernährung und das Achten auf ein bewusstes Leben sind Trends, die seit Jahren nicht abflauen wollen. Auf dem digitalen Sektor sieht es nicht anders aus. Wearables, also beispielsweise Smartwatches und „kluge“ Halsketten oder Armreife, gibt es Zuhauf – und auch das Smartphone ist bei vielen Nutzern mittlerweile voll auf Gesundheit eingestellt.

Der Musik-Streamingdienst Spotify bietet in seiner beliebten Musik-App eine „Running“-Funktion fürs Joggen, Apps wie „Fooducate“ wollen Nutzer darüber aufklären, wie gesund die Produkte sind, die sie täglich essen oder trinken und Programme wie „Sworkit“ helfen beim Workout. Dann sind da noch Apps wie „Schwangerschaft +“, die werdende Mütter über alle möglichen Fragen aufklären, die „Nike+ Run Club“-App, die alle möglichen Daten rund ums Laufen erfasst oder die „Runtastic Heart Rate“-App, die die Kamera eines Smartphones nutzt, um die Herzfrequenz des Nutzers zu messen. Das alles sind nur einige wenige nützliche Programme, die ein weites Spektrum abdecken. Eines haben sie jedoch gemein: Den Hausarzt können sie nicht wirklich ersetzen.

„Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps“

In einer 2016 veröffentlichten Studie unter dem Titel „Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps“ heisst es, dass es Hinweise darauf gibt, dass Apps „eine positive Auswirkung auf die Zunahme der körperlichen Aktivität, die Anpassung der Ernährung und die Gewichtskontrolle haben können“. Apps mit therapeutischem oder diagnostischem Anspruch seien aber „eher selten“. Eine Studie des Branchenverbandes Bitkom aus dem Mai 2017 beweist zumindest, wie beliebt Gesundheits-Apps heute bereits sind. 45 Prozent, also fast jeder zweite Smartphone-Nutzer, verwende demnach bereits mindestens eine App, die dem Mobile-Health-Bereich zugeordnet werden kann. Fast genauso viele Nutzer (45 Prozent) können sich eine künftige Nutzung vorstellen. Nur zehn Prozent glauben nicht daran, eine derartige App jemals nutzen zu wollen.

Doch wie sieht es mit dem Thema Datenschutz aus? Etwas Persönlicheres als gesammelte Gesundheitsdaten gibt es wohl kaum. Wie offen Menschen mit ihren Daten umgehen, das hängt davon ab, wer der Empfänger der erhobenen Werte sein soll. Laut einer Studie von Deloitte und Bitkom hätten 55 Prozent der Befragten kein Problem damit, ihrem Arzt die Informationen zu übermitteln – gegenüber Krankenkassen bestünden da schon deutlichere Bedenken.

Dr. Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer, sieht grosses Potenzial in der „Echtzeit-Übermittlung regelmässig mobil erhobener Vitaldaten an Ärzte. Auf dieser Basis werden fundiertere Diagnosen und Entscheidungen möglich.“ Gleichzeitig sei die Komplexität des aktuellen Gesundheitssystems eine „grosse Hürde“. Derzeit beschränkten sich auch laut dieser Erhebung die meisten Angebote auf Fitness-Tracker und dergleichen mehr. Nun gehe es darum, „die bislang eher einfachen und generischen Angebote weiterzuentwickeln und auf die spezifischen Bedürfnisse einzelner Bevölkerungs- und Patientengruppen abzustimmen“, meint Dr. Gregor-Konstantin Elbel, Partner und Leiter Life Sciences & Health Care bei Deloitte.

Kein Ersatz, aber eine Erleichterung

An einen Ersatz des Doktors ist also bisher noch lange nicht zu denken, unterstützend können allerdings durchaus einige Apps angewandt werden. Um zwischen guten und schlechten Apps – gerade in Bezug auf den Datenschutz – zu entscheiden, rät Bitkom einen Blick auf den Hersteller zu werfen oder gleich Empfehlungen bei Ärzten oder Krankenkassen einzuholen.

Wer also gesundheitliche Probleme hat oder Rat beim Fachmann einholen möchte, der sollte bisher eindeutig weiterhin einen Arzt kontaktieren. Unterstützend bei der Bemühung gesünder zu leben kann eine Vielzahl an Apps aber auch schon heute sein.

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