Mauritius: Wo Golfer ihr Glück finden

Obwohl sie als die Hochzeitsinsel schlechthin gilt, erleben auch andere ihre Hoch-Zeit auf Mauritius, ohne zu heiraten. Zum Beispiel Golfspieler, für die sich ein Highlight nach dem anderen auftut.

Boarding in Frankfurt: Eine junge Frau bemüht sich, ihr Brautkleid knitterfrei in den Gepäckfächern zu verstauen. Dabei wäre beim Ja-Wort auf Mauritius und den Temperaturen von permanent um die 30 Grad ein weisses Minikleid eher angebracht. Aber nun ist das teure Teil an Bord, und mit dem Weitertransport durch den Hotel-Shuttle nach der Landung auf dem Sir Seewoosagur Ramgoolam International Airport stehen die Chancen gut, dass es im Hochzeitsparadies unversehrt ankommt. Wer dagegen einen Mietwagen nimmt, wie wir, erlebt sein erstes kleines Abenteuer. Eine knappe Dreiviertelstunde dauerte die Fahrt ins Heritage Resort in Bel Ombre, aber die war gewöhnungsbedürftig. Linksverkehr, tiefe Gräben entlang der engen Fahrstreifen, Leitplanken fehlen ebenso häufig wie klare Hinweisschilder oder nachts die Beleuchtung. Jeder hält und parkt, wo er will, was selbst in kleinen Dörfern zu Staus führt. Zwischendrin laufen Hunde, überholen Mopeds und überqueren Fussgänger die Fahrbahn.

Ile aux Cerfs: Naturspektakel mit Ballverlusten

Auf Mauritius findet das Leben auf der Strasse statt, es ist ein Leben mit Hindernissen. Verabredungen sind nur in einem grossen Zeitfenster einzuhalten, was den Besucher aus Europa mindestens so lange irritiert, bis er feststellt, dass die Mauritianer völlig tiefenentspannt sind. So erging es uns auf der Fahrt zum Golf-Club Ile aux Cerfs im Osten der Insel. Zwei Stunden reichten nicht für eine Strecke von 80 Kilometern. Es wurden über drei. Das freundliche Personal verschob die Abschlagzeit nach hinten. „Take your time, you are mostly welcome“, hiess es am Telefon.

Unter den insgesamt zehn 18-Loch-Anlagen auf Mauritius, darunter der fünftältesten der Welt (Gymkhana, 1844), ist Ile aux Cerfs ein absolutes Muss für jeden Golfer. Der gesamte Platz liegt auf einer vorgelagerten kleinen Insel, acht Minuten dauert die Überfahrt mit dem Boot zu einem unvergesslichen Erlebnis: Die von Deutschlands Golf-Star Bernhard Langer entworfenen Spielbahnen verteilen sich so schön über das Eiland, dass man an manchen Abschlägen inne hält und nur noch die Natur oder den Blick aufs Meer geniessen will. Aber genügend Bälle sollte man dabei haben, denn die Fairways sind eng und oft müssen die Drives über Schluchten aus Mangroven gespielt werden.

Heritage-Course: Kokosraspel-Peeling für die perfekte Runde

Als schönster Platz im Indischen Ozean gilt der Heritage-Course. Er gehört zum gleichnamigen Hotel und wurde vom renommierten Golfplatz-Designer Peter Matkovich geplant. Südafrika-Golfer kennen seine Handschrift von Plätzen wie Arabella, Steenberg oder De Zalze. Etwas zu kämpfen hat der Heritage-Spieler mit dem stets präsenten Ostwind, der einem auf den Löchern 1, 2, 11 und 17 so manchen Strich auf der Scorecard einbringen kann. Kleiner Tipp: Man soll sich nicht vom Ergebnis treiben lassen, sondern einfach spielen und die traumhafte Ausblicke auf den Indischen Ozean oder die Bergkette im Norden des Platzes geniessen.

Absolut empfehlenswert ist das Heritage besonders für Golfer-Gruppen (bis 8 Spieler). Denn das Hotel bietet voll ausgestattete Häuser (mit eigenem Pool, vier Schlafzimmern, Golfcart und Doppelgarage) direkt am Platz an, The Villas genannt. Sie kosten rund 250 Euro pro Person und Nacht inklusive einem Mega-Frühstück, Dinner und – freiem Spielen. Ein guter Deal, denn Nicht-Hotelgäste zahlen allein 190 Euro Greenfee, um auf Heritage spielen zu dürfen. Zudem dürfen die Villen-Bewohner die ganze 5-Sterne-Anlage nutzen, zu der auch die Hotels Le Telfair und Awali gehören. Beide liegen direkt am Meer und sind die perfekten Orte, um neben Schnorcheln am Korallenriff oder Kite-Surfen Zeit im Spa zu verbringen. Guillaume, einer der Kümmert-sich-um-alles-Männer auf der Anlage, hatte ein Ganzkörper-Kokosraspel-Peeling mit warmen Öl, angenehmen Düften und sanfter Musik empfohlen. „Danach spielen Sie den Ball dreimal so geschmeidig das Fair hinunter“, prophezeit er. Er sollte, zumindest an diesem Tag, recht behalten.

Das 7. Grün ist auch für Nichtgolfer spektakulär, weil es am Le Chateau de Bel Ombre, vorbei führt, einem wunderschönen alten Plantagen-Haus. Abends wird in kolonialer Atmosphäre exzellentes Essen serviert, und im Obergeschoss befindet eine der grössten privaten Muschelsammlungen der Welt mit rund 7’000 Exponaten. Sie gehört Eric Le Court de Billot, der sie einst von seinem Vater übernahm. Auch wer sich für Muscheln nicht interessiert, sollte sie gesehen haben. Unglaublich, was dieser Mann weltweit zusammengetragen und welche bizarren Formen die Evolution in Millionen von Jahren hervorgebracht hat.

Dinarobin und Paradis: Die Antwort kennt nur der Wind

Ortswechsel in den Südwesten der Insel mit seinen Attraktionen – den rötlichen Felsen „Terres des Sept Couleurs“ bei Chamarel und natürlich dem markante Berg an der Küste, dem Le Morne Brabant. Er gilt als Heiligtum der ehemals von den Franzosen auf die Insel verschleppten Sklaven und ist heute Unesco-Weltkulturerbe. An seinem Fusse, unmittelbar entlang eines herrlichen Strandes, stehen zwei Luxus-Resorts von Beachcomber, das Dinarobin und das Paradis Hotel Golf & Spa. Zwischen beiden verkehren alle Viertelstunde Elektrocarts-Shuttles, damit Gäste die sportlichen Angebote oder die Beach-Restaurants in Anspruch nehmen können. Der herrliche Strand ist der beste Ort, den Tag bei einem kühlen Phoenix, der lokalen Biersorte, ausklingen zu lassen und zu verfolgen, wie die Sonne im Indischen Ozean versinkt.

Das Dinarobin ist auch der Ort, an dem man über die Liegestuhl-Lektüre hinaus mehr über Mauritius erfährt. Und zwar von Jean Francois, der sich Story-Teller nennt, Nachfahre ehemaliger Sklaven ist und sich als wunderbarer Geschichtenerzähler herausstellt. Jean spannt den Bogen über den geschichtlichen Werdegang der Insel. Über die Araber, die vor fast 1000 Jahren hier an Land gingen und das Eiland Dina Harobi, die verlassene Insel, nannten. Vor ihrer Ankunft war Mauritius menschenleer. Bald darauf kamen die Portugiesen, die dort auf ihrem Handelsweg nach Indien Halt machten. Es folgten die Holländer (sie gaben der Insel den Namen Mauritius), die Franzosen und Engländer. Man kämpfte gegeneinander, eroberte, handelte mit Sklaven, rodete den Regenwald, schuf Zuckerrohr-Monokulturen und rottete den einzigartigen wie tollpatschigen Dodo aus. Dem heutigen Wappenvogel wurde seine Flugunfähigkeit zum Verhängnis.

Nur wenige Gehminuten vom Paradis-Hotel liegt der gleichnamige Golfplatz, der seinem Namen Ehre macht. Spieler haben hier das Vergnügen, eigentlich zwei Plätze zu spielen, zumindest vom optischen Eindruck her. Einen ruhigen unter dem Le Morne Brabant und einen mehr windigen Kurs entlang des Indischen Ozeans. Das „Signature-Hole“ ist eindeutig Nummer 16, ein Par 5, das sich wie eine Halbinsel am Wasser entlangzieht und an ihrer Spitze das Grün beherbergt. Und der nächste Traumplatz wartet bald. Gerade wird von der Beachcomber-Gruppe im Norden ihr zweiter Golfplatz fertiggestellt, der Mont Choisy. Auch sein Design stammt von Peter Matkovich und verspricht ein neues spektakuläres Bühnenbild im grossen Golftheater von Mauritius. Premiere ist im November.

Weitere Informationen: www.tourism-mauritius.mu

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