Willkommen in der Unterwelt: Unterwegs in den Katakomben von Paris

„Halt! Hier beginnt das Reich der Toten!“ Diese Inschrift ist am Eingang der Katakomben von Paris zu lesen. Das klingt nicht sehr einladend, zieht aber Jahr für Jahr Tausende Touristen ins Reich der Toten. Was ist es, das die Leute an diesem Ort so fasziniert? Ein Schatz? Ja, vielleicht…

In den Katakomben von Paris liegen die Gebeine von sechs Millionen Menschen. Ein makabrer Ort, dessen Faszination Jahr für Jahr Tausende Touristen unter die Erde lockt. Das unheimliche Labyrinth schlängelt sich in mehr als 350 kilometerlangen Gängen unter der französischen Hauptstadt und erzählt so manche Geschichte.

Der Steinbruch wird zum Massengrab

Gerade mal 136 Stufen trennen die Gegenwart von der weit zurückliegenden Vergangenheit. Dunkel und feucht ist es, sobald man die Stufen an der Place Denfert-Rochereau hinabsteigt. Dienten die Katakomben vor dem 18. Jahrhundert noch als Steinbrüche, wurde ein Teil von ihnen später zum unterirdischen Beinhaus.

Da die Friedhöfe der Stadt wegen verschiedener Seuchen und eines starken Bevölkerungswachstums völlig überfüllt waren, wurde es langsam eng für die Toten. So musste man sie notgedrungen umbetten. Bei der Exhumierung der Leichen war aber nicht nur der widerwärtige Gestank ein Problem.

Emsig und geschäftig statt friedlich und still

Da die Organisation der „Unterbringung“ sehr chaotisch war, begannen die Totengräber schliesslich die Gebeine aufzuschichten, um ihnen damit nicht nur Struktur, sondern auch das „dekorative“ Element zu verleihen, das heute so charakteristisch für diesen Ort ist.

Wo sich heute Touristen tummeln, suchten zu früheren Zeiten Schmuggler und Diebe Zuflucht. Die schätzten die verwinkelten Ecken und Gänge als Versteck für ihr Diebesgut oder aber um die Pariser Zollstationen am Ortsrand zu umgehen. Die Schächte und Stollen wurden während des Zweiten Weltkriegs gerne von Schwarzhändlern genutzt.

Früh bestellen statt lange warten

Von den rund 350 Kilometern der Katakomben-Gänge sind lediglich zwei zu besichtigen. Ein Besuch dauert in aller Regel 45 Minuten. Da maximal 200 Personen gleichzeitig durch die Gänge schweifen dürfen, empfiehlt es sich früh dran zu sein, um nicht am Ende der Warteschlange zu landen. Wer keine Lust hat anzustehen, der kann seine Tickets auch schon vorher im Internet kaufen.

Da die Katakomben ca. 20 Meter unter der Erde liegen – und damit noch tiefer als die Pariser Metro und das Abwassersystem, herrscht eine kontinuierliche Temperatur von 14 Grad Celsius. Das bedeutet gerade im Sommer: Pullover oder Jacke nicht vergessen!

Steine, Schädel und ein Schatz

Der geheimnisvolle Ort kann aber auch mit einem Schatz aufwarten. Ein Trakt der Katakomben gehört der Banque de France, die dort den Goldschatz der französischen Nationalbank untergebracht hat. Ein bisschen wie Fort Knox – nur noch tiefer unter der Erde. Hat man irgendwann genug von unterirdischen Gemäuern und aufgetürmten Schädeln, steigt man einfach wieder 83 Stufen hinauf und gelangt durch die Eisentür an der Rue Rémy-Dumoncel 36 wieder zurück ins Paris der Gegenwart.

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