Diese Stadt verschenkt Häuser – und bietet „Baby-Bonus“

Landflucht ist auch im Süden Italiens ein grosses Thema. Mit dem „symbolischen Euro“ locken Städte wie Sambuca zum Häuserkauf. Cammarata setzt sogar noch einen drauf: Die Stadt verschenkt Häuser und bietet Paaren einen besonderen Bonus.

Von Italiens verschlafenen Dörfern und Städtchen träumen viele Touristen. Doch auch hier ist die Landflucht ein grosses Thema. Ein-Euro-Häuser sollen die Rettung sein und die marode Immobilienlandschaft wieder aufblühen lassen. Ein Dorf auf Sizilien geht sogar einen Schritt weiter und verschenkt Häuser. Es gibt sogar einen Bonus für Paare, die dort ihr Kind bekommen und grossziehen wollen.

Cammarata ist eine Stadt unter vielen auf Sizilien: Steinhäuser, die sich in die hügelige Landschaft schmiegen, Katzen, die über die Piazza flitzen, alte Herren, die ihnen bei einem Espresso dabei zusehen, sonst nichts – Landidylle auf Italienisch. Das findet der Bürgermeister, Vincenzo Giambrone, überhaupt nicht. Er beklagt den zunehmenden Verfall und den Einwohnerschwund: „Ich kann es nicht ertragen zu sehen, dass dieses wunderschöne historische Zentrum leer ist und sich in eine Ruine verwandelt. Das tut mir weh“, gibt er gegenüber „CNN Travel“ an.

Ein Haus für lau im Süden

Die Lösung: Mehr als 100 Gebäude im alten Teil der Stadt stehen leer und sollen nun verschenkt werden. Etwa ein Dutzend seien verfügbar und es sollen noch mehr werden, versichert der Bürgermeister. Die letzten drei Jahre habe er damit verbracht, die Eigentümer davon zu überzeugen, ihre leerstehenden Häuser abzutreten und dem Projekt zur Verfügung zu stellen.

„Die Besitzer sind sich des Schadens nicht bewusst, den sie verursachen, wenn sie ihre Häuser verlassen und sich weigern, zu renovieren. Es hinterlässt eine tiefe Narbe im Stadtbild und birgt die Gefahr gefährlicher Einstürze“, klagt Giambrone. Aber er schöpft auch Hoffnung und ist sich sicher, dass „neue Käufer“ nun eingreifen, den Verfall aufhalten und den historischen Kern wiederbeleben könnten.

Einen Haken hat die Sache allerdings, denn völlig umsonst ist so ein Haus nicht. So müssen sich Interessenten verpflichten, innerhalb von drei Jahren zu renovieren und eine Bürgschaft von 5’000 Euro zu hinterlegen. Die bekommen sie zurück, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind. Auch für Familien soll das „Gratis-Haus“ attraktiv werden. Junge Paare werden bevorzugt behandelt und bekommen sogar einen Baby-Bonus von 1’000 Euro sollten sie Nachwuchs haben, bekommen oder planen.

„Stadt der 1’000 Balkone nach Osten“

Wirklich neu ist die Idee übrigens nicht. Viele italienische „Borghi“ leiden unter dem Strukturwandel und der Landflucht und bieten Immobilien zum Spottpreis an. So kostet eine Immobilie im 6’500-Seelen-Dorf Gangi nicht mehr als ein Espresso. Ein Dollar verlangt das Örtchen Zungoli in der Nähe von Neapel für ein Haus.

Ob sich die Haus-Initiative sowohl für Cammarata als auch potentielle italophile Käufer wirklich lohnt, bleibt abzuwarten. Die Werbetrommel wird jedenfalls kräftig gerührt: „Cammarata ist auch bekannt als die ‚Stadt der 1’000 Balkone nach Osten‘ und besticht durch einen spektakulären Blick auf den Ätna“, wirbt Enzo Li Gregni, Chef des hiesigen Tourismusbüros.

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