Parov Stelar: «Ein Karriereende käme einem Selbstmord gleich»

Am 21. April erscheint „The Burning Spider“, das neue Album von Electroswing-DJ Parov Stelar. Warum er darauf den Blues hat, erklärte der Österreicher im Interview.

Der österreichische DJ Parov Stelar gilt als Pionier des Electroswing. Am 21. April bringt er nun sein neues Album „The Burning Spider“ heraus. Auf seiner neuen Platte hat der 42-Jährige den Blues für sich entdeckt. Im Interview mit der SpotOn-Redaktion erzählte er, warum es für ihn so wichtig war, einen Neuanfang zu wagen, wieso ein Karriereende für ihn niemals in Frage kommt und warum er Robbie Williams für einen Feigling hält.

Sie werden als „Pionier des Electroswings“ oder auch als „Superstar eines Genres“ bezeichnet. Wie fühlt sich das an?

Parov Stelar: Ab wann ist man ein Superstar? „Pionier des Electroswings“ trifft da schon eher zu. Das war aber nicht geplant oder gewollt. Ich habe einfach etwas gemacht, das es vorher noch nicht gab.

Warum haben Sie Ihr neues Album „The Burning Spider“ genannt?

Parov Stelar: Für mich ist es das ehrlichste und wichtigste Album seit dem ersten. Nach so langer Zeit hatte ich mich selbst in einem Spinnennetz verfangen. Als Künstler muss man immer wieder ausbrechen und das Haus niederbrennen, das man sich aufgebaut hat. „The Burning Spider“ ist für mich genau das – ein Neuanfang und die Befreiung vom eigenen Erfolg.

Haben Sie sich unter Druck gesetzt gefühlt?

Parov Stelar: Man setzt sich selbst unter Druck. Und man muss sich immer wieder selbst korrigieren. Beim ersten Album erwartet niemand etwas von dir. Irgendwann läuft das Ding und man merkt, die Menschen wollen genau das hören. Dann muss man sich aber selbst an der Nase packen und sich fragen: Produziere ich, weil ich glaube, dass die Leute das von mir erwarten oder produziere ich, weil ich das so fühle.

Woher kommt Ihre Begeisterung aus alten Songs etwas Neues zu erschaffen?

Parov Stelar: Die Aufnahmequalität von alten Songs hat noch Ecken und Kanten. Da ist noch Dreck drin. Ich mag es, das mit modernen Sachen zu verbinden und zu sehen, was dabei herauskommt.

Was fasziniert Sie konkret am Blues?

Parov Stelar: Der Blues ist für mich eine Kunstform, die durch absoluten Minimalismus das Wesentliche auf den Punkt bringt. Der Bluessänger sitzt wirklich nur mit seiner Stimme und seiner Gitarre da, er reduziert alles auf das Wesentliche. Das ist für mich eine extrem ehrliche, emotionale Angelegenheit.

Abgesehen davon haben Sie auch bereits mit grossen internationalen Künstlern wie Tony Bennett und Lady Gaga oder Lana Del Ray zusammengearbeitet. Kam es denn zu persönlichen Treffen?

Parov Stelar: Leider war es jedes Mal so, dass entweder sie oder ich auf Tour waren. So hat sich das nicht ergeben. Deswegen haben wir das dann per Mail, telefonisch und übers Management geregelt. Bei Künstlern, die ständig auf Tour sind, ist es schwierig, sich spontan irgendwo zu treffen.

Gäbe es denn einen grossen internationalen Künstler, mit dem Sie gerne zusammenarbeiten und den Sie auch gerne treffen würden?

Parov Stelar: Ich finde es sehr schade, dass Amy Winehouse so früh gestorben ist. Mit ihr hätte ich wirklich gerne etwas gemacht. Wir hatten damals sogar schon Gespräche mit ihrem Management. Aber auch Adele finde ich grossartig… da gibt es wirklich viele. Ich weiss gar nicht, wo ich da anfangen soll.

Es heisst ja, dass Robbie Williams vier Songs von Ihnen vorliegen hat?

Parov Stelar: Das war im Gespräch für sein letztes Album. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, als ich gesehen habe, in welche Richtung das Album geht, hatte das einfach nichts mit meiner Vision zu tun. Ich bin der Meinung, dass sich Robbie Williams auch mehr hätte trauen können. Für mich persönlich war das eher ein halbherziges Robbie-Williams-Album. Ich glaube, der kann echt mehr.

Trotz Ihres Erfolgs halten Sie sich auf der Bühne als DJ im Hintergrund und lassen Ihrer Band den grossen Auftritt. Drängt es Sie nicht nach vorne ins Rampenlicht?

Parov Stelar: Absolut nicht. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich immer versucht habe, meinen Kopf aus den Kameras zu halten. Ich sehe mich eher als Dirigent. Das hat in der Vergangenheit sehr viele Probleme mit sich gebracht, weil ich für die Medien nicht greifbar und deswegen eher uninteressant war.

Aber diese Zurückhaltung tut Ihrem Erfolg ja keinen Abbruch. Die Konzerthallen sind voll…

Parov Stelar: Das hat seine Zeit gedauert. Wenn die Medien wenig über dich berichten, dann dauert das länger. Ich musste darauf vertrauen, dass die Leute, die gekommen sind, wieder kommen und andere Leute mitnehmen. Aber das hat den grossen Vorteil, dass es wirklich um die Musik geht und nicht nur vordergründig um die Person.

Beschäftigen Sie sich mit einem Karriereende?

Parov Stelar: Wenn ich über ein Karriereende nachdenken würde, würde ich eigentlich über Selbstmord nachdenken. Musik und Kunst sind mein Leben. Das Einzige, was ich irgendwann reduzieren werde, sind die Live-Auftritte. Aber Musik und Kunst werde ich bis zu meinem letzten Atemzug machen.

Müssen die Live-Auftritte daran glauben, weil es einfach zu anstrengend ist, die ganze Zeit auf Tour zu sein?

Parov Stelar: Es ist nicht zu anstrengend, aber es ist so zeitintensiv, dass die eigentliche Arbeit, das Schaffen von Kunst, zu kurz kommt.

Zur Freude der Fans sind Sie 2017 wieder ziemlich viel unterwegs. Auf was freuen Sie sich am meisten?

Parov Stelar: Ich freue mich sehr auf das Heimspiel in Österreich auf Burg Clam. Und auf das Tollwood-Festival in München, weil ich daran so gute Erinnerungen habe. Aber auch Berlin wird sehr spannend. In Berlin bin ich immer sehr ängstlich… Ich habe ein Jahr dort gewohnt und kenne die Berliner deswegen sehr gut. Das sind die ehrlichsten Menschen, die ich kenne. Die sagen dir auch ganz ehrlich, wenn sie etwas scheisse finden.

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