Alma: «Früher war ich süss, klein und naiv»

Seit ihrem Hit „Bonfire“ mit Felix Jaehn ist Alma in aller Munde. Gerade beendete die junge Finnin erfolgreich ihre erste Europatournee.

Die finnische Sängerin Alma (21, „Dye My Hair“) bedient alles andere als Klischees. Denn mit ihren Haaren in Neonfarben, dem punkigen Kleidungsstil und der unverwechselbaren, rotzigen Stimme ist sie kein typisches Pop-Püppchen. Das beweist sie nicht nur in ihren Musikvideos, sondern auch auf ihren Konzerten. Letzte Woche beendete die 20-Jährige erfolgreich ihre erste Europatournee, bei der alle Deutschland-Konzerte komplett ausverkauft waren. Im Interview spricht sie unter anderem über Hass-Kommentare und warum die deutschen Fans noch etwas altmodisch sind.

Sie haben für den Song „Bonfire“ mit DJ Felix Jaehn zusammengearbeitet. Haben Sie auch noch andere Verbindungen zu Deutschland?

Alma: Meine Musikkarriere hat in Deutschland begonnen. Die EP hatten wir in Berlin aufgenommen. Dort war ich bestimmt schon dreissig Mal – aber nur zur Arbeit, leider nie zum Vergnügen.

Wie unterscheidet sich das deutsche vom beispielsweise finnischen Publikum?

Alma: Wir haben eine ähnliche Sprache, deswegen versteht man sich auch gut. Witzigerweise ist mir aufgefallen, dass die Fans in Deutschland noch nach Autogrammen fragen oder CDs dabei haben, die man signieren soll. In den skandinavischen Ländern macht das kaum noch jemand. Da will jeder nur ein Selfie mit dir.

Sie haben vor sechs Jahren bei der finnischen Casting-Show „Pop Idol“ teilgenommen. Sollten Nachwuchsmusiker ihr Glück bei einer TV-Show versuchen oder lieber langsam an einer Fan-Base arbeiten?

Alma: Definitiv letzteres. Ich habe beide Erfahrungen gemacht. Mit 15 Jahren nahm ich bei „Idols“ teil und konnte einige Kontakte knüpfen. Mit einigen habe ich auch zusammengearbeitet. Früher war ich süss, klein und naiv – ich wollte einfach nur singen. Inzwischen sind aber sechs Jahre vergangen und jetzt weiss ich vieles besser. Letztendlich bin ich froh, dass es damals nicht gleich auf Anhieb geklappt hat und alles so ausgegangen ist wie es jetzt ist.

Was unterscheidet Sie Ihrer Meinung nach von anderen Künstlern – was macht Sie besonders?

Alma: Ich würde schon sagen, dass ich eine Stimme habe, die man wieder erkennt. Das ist der Vorteil meiner Reibeisenstimme. Ein weiteres Markenzeichen sind aber natürlich meine Haare. Immer wenn mich jemand beschreibt, fällt der Satz: „das Mädchen mit den gelb-grünen Haaren“.

Auf Instagram haben Sie ein Bild gepostet, auf dem Ihre Haare sogar im Dunkeln leuchten. Ist das echt?

Alma: Klar, wenn ich auf der Bühne performe und es dunkel ist, leuchten meine Haare. Denn die neongelbe Farbe, die ich mir in Finnland kaufe, ist eine nachtleuchtende, phosphoreszierende Farbe.

Woher holen Sie sich all Ihre Energie, um die Konzerthallen zu rocken?

Alma: Vor einem Gig kann ich sehr müde und ausgepowert sein, aber sobald ich auf der Bühne stehe und die Energie des Publikums spüre – nehme ich sie für mich auf.

Was geht Ihnen vor einem Auftritt so durch den Kopf?

Alma: Ich denke an meine Mum und meinen Dad und dass ich sie stolz machen will. Mein Team und ich haben vor Auftritten auch eine Art spezielles Ritual. Wir kicken einander auf den Po.

Sie waren auf „Disslike“, einem YouTube-Channel zu sehen, wo Sie Hass-Kommentare über sich vorgelesen haben. Zerrt es nicht am Selbstbewusstsein, wenn man als Star auch negative Botschaften über sich im Internet lesen muss?

Alma: Das meiste davon fand ich eigentlich witzig – über so etwas lache ich. Aber ab und an tun solche Kommentare natürlich auch weh und ich frage mich, was das für Leute sind, die so etwas posten. Ich zum Beispiel könnte nie böswillig über jemanden etwas sagen oder schreiben. Ich habe schliesslich ein Leben. Generell ist es für die meisten Leute aber leider immer einfacher sich zu beschweren, als ein Lob auszusprechen.

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