TLC: «Wir haben nie daran gedacht, Lisas Lücke neu zu füllen»

TLC sind zurück – mit einem neuen Studioalbum wollen Tionne „T-Boz“ Watkins und Rozonda „Chilli“ Thomas beweisen, dass sie trotz des tragischen Verlusts ihrer Bandkollegin Lisa gemeinsam stark sind. Wie es um die erfolgreiche Girlgroup der 90er steht, verrät Chilli im Interview.

Sie sind wieder da: Nach 15 Jahren melden sich TLC („Waterfalls“), eine der erfolgreichsten Girlgroups der 90er, mit dem neuen und letzten Studioalbum „TLC“ zurück. Eine lange Pause liegt hinter der Band, in der sie nicht nur von ihrem Bandmitglied Lisa „Left Eye“ Lopes (1971 bis 2002) nach einem tragischen Unfall Abschied nehmen mussten, sondern auch erkannten, dass sich in den Jahren einiges getan hat – ob im Musikbusiness oder den sozialen Medien. Wie Tionne „T-Boz“ Watkins (47) und Rozonda „Chilli“ Thomas (46) damit umgehen und warum nach dem Comeback-Album Schluss sein wird, verrät Chilli im Interview.

Ihre Songs wie „Waterfall“ oder „No Scrubs“ dürfen bis heute auf keiner 90er-Party fehlen. Wie ist es, solche Klassiker erschaffen zu haben?

Chilli: Es ist ein wahrer Segen für jeden Künstler, wenn seine Songs so langlebig sind. Es fühlt sich toll an, wenn man sich an unsere Songs erinnert, wenn man an die 90er denkt. Umso besser, wenn die Lieder bis heute die Leute berühren – das ist der Sinn eines Songs.

Wie kam es jetzt, nach 15 Jahren, zum Comeback von TLC?

Chilli: Wir haben lange gearbeitet und waren eine Zeit auch einfach nur Mütter. Wir hatten schon lange ein neues Studioalbum geplant, aber die Musikindustrie hatte sich stark verändert, mit 360-Grad-Deals und so weiter – das wollten wir nicht, das passte nicht zu uns. Während kleiner TV-Auftritte fragten uns die Fans immer nach einem Comeback. Durch die ganze Liebe, die sie uns entgegenbrachten, fühlten wir uns sehr gut. Dann erzählte uns unser Manager Bill Diggins von Kickstarter und der Möglichkeit, so unser Album aufnehmen zu können, wie wir es wollten.

Dort wurden Sie dann auch von berühmten Künstlern unterstützt – hatten Sie jemals die Chance, mit einigen von ihnen zu sprechen?

Chilli: Uns haben zum Beispiel Katy Perry (32, „Roar“), New Kids On The Block und Bette Midler (71, „From A Distance“) unterstützt. Man liest auch, dass Justin Timberlake dazugehört, aber das stimmt nicht. Leider haben wir bisher mit keinem von ihnen gesprochen. Ich weiss, dass die legendäre Bette Midler ein grosser Fan von TLC ist, sie hat sogar einen unserer Songs gecovert. Es ist ein tolles Gefühl, zu sehen, dass auch Fans aus dem gleichen Business darauf gewartet hatten, dass TLC wiederkommt.

Tragischerweise ist Ihr drittes Bandmitglied Lisa vor 15 Jahren ums Leben gekommen. Wie hat Sie das verändert?

Chilli: Es verändert dich persönlich. Wir haben zu dritt gestartet. Für Tionne und mich war es wichtig, weiter nach vorne zu schauen und ihre Hinterlassenschaften durch uns weiterleben zu lassen. Lisa hat in unseren Songs gerappt, nicht gesungen. Darum ist es nicht allzu schwer, den TLC-Sound zu erhalten. Das Visuelle macht einen grossen Unterschied – man sieht sie bei Performances nicht mehr bei uns. Aber bei Shows tragen Tionne und ich Lisa immer bei uns und das lieben die Fans.

Warum gab es kein neues drittes Mitglied für das TLC-Comeback?

Chilli: Wir haben schon immer gesagt, dass niemand von uns ersetzt werden kann. Wir haben gar keinen Gedanken daran verschwendet, Lisas Lücke in unserer Gruppe zu füllen. Das ist jetzt das neue „normal“, wir sind jetzt TLC.

Neben „Left Eye Interlude“, wo alte Sprachaufnahmen von Lisa eingespielt werden, handelt kein Song auf dem neuen Album von ihr. Fans könnten ein Lied über sie erwarten, in dem Sie ihr gedenken.

Chilli: Der Fakt, dass wir sie niemals ersetzen würden, sagt schon alles. Natürlich lieben wir sie, aber sie ist nicht da. Bei den neuen Aufnahmen von „Baby Baby Baby“ oder „Diggin On You“ ist sie nicht dabei. Trotzdem denkt man an sie, ob man sie hört oder nicht. Sie lebt durch uns weiter. Das Interlude soll nochmal zeigen, wie sie tickte und wie glücklich sie war. Wir haben nach ihrem Tod viel privates Material von ihr angehört und viele Parts gefunden, die perfekt passten. Es gibt noch viel mehr, aber leider gibt es Menschen, die es uns nicht hören und verwenden lassen wollen.

Wie beschreiben Sie den Klang des neuen Albums „TLC“, erinnert es an die 90er Hits?

Chilli: Das ist schwer zu sagen. Wir wollen ja nichts von früher kopieren. Es ist einfach „TLC“-Klang! Man könnte einen Countrysong machen und unsere Stimmen benutzen und schon wäre es ein „TLC“-Sound. Man erkennt unsere Stimmen einfach wieder. Bis auf einen Texter bestand das komplette Team aus neuen, frischen Leuten mit einem neuen Sound. Wenn dann unsere Stimmen auf die Tonspur gelegt werden, achten wir immer darauf, dass das gewisse Etwas von „TLC“ dabei ist.

Worum geht es in „Haters“?

Chilli: Es geht nicht explizit um etwas, was uns passiert ist. Jeder hat Hater. Im Leben gibt es immer jemanden, der dich nicht mag. Wir sprechen da für jeden. Ob im Bezug auf Mobbing in der Schule oder Cybermobbing… Social Media war damals für uns gar kein Thema. Wir hatten kein Twitter und so. Aber genau dort verstecken sich die Mobber, die hinter deinem Rücken Gemeinheiten über dich erzählen. In „Haters“ wollen wir klarstellen: Mach dir nichts daraus! Du wirst nicht kontrollieren können, ob jemand etwas über dich sagt, aber du kannst darauf achten, wie du darauf reagierst. Wenn die Negativität keine Antwort von dir bekommt, stirbt sie irgendwann.

Wie sehen die Zukunftspläne für TLC aus?

Chilli: Im Juli startet unsere Tour in Amerika im Rahmen der „I Love The 90’s: The Party Continues Tour“, ausserdem werden wir im Herbst nach Europa kommen. „TLC“ ist unser letztes Album. Tionne und ich werden immer zusammen sein, wir sind wie Schwestern und verbringen schon unser ganzes Leben miteinander. Aber das wird definitiv unser letztes Studioalbum sein.

Was sagen eigentlich Ihre Kinder dazu, dass Sie auf den Bühnen in sexy Klamotten stehen und performen?

Chilli: Mein Sohn und Tionnes Tochter unterstützen uns voll und ganz. Sie lieben, was wir tun, sie mögen unseren Style, unsere Songs, und unseren Sound. Zum Glück!

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