«Ich war bereit, wieder Schweizer Mundart-Pop zu machen»

Quelle: Universal Music / Lorenz Richard

Seine Endstation Glück hat Baschi noch lange nicht erreicht. Zwei Jahre nach seinem gleichnamigen Album wird klar: Die musikalische Reise scheint mit seiner neuen Platte „Zwüsche dir und mir“ jetzt erst so richtig anzufangen. Das TREND MAGAZIN traf den sympathischen Baselbieter zum Interview.

Der 28-Jährige hat definitiv einige Schritte nach vorne gemacht und ist mit seinen neuen Aufgaben und Pflichten gewachsen – als Mensch und Künstler. Und genau dies hört man den elf Songs auf seinem neuen Album auch an. War sein letzter Streich eine melancholische Zeitaufnahme – nach der Trennung seiner langjährigen Freundin – schüttelt Baschi sein altes Gewand auf dem neuen Langspieler ab. Auf in Weichzeichner getränkte Melancholie folgen Realität und klare Worte. Der aufmerksame Zuhörer merkt schnell: Baschis siebtes Studioalbum ist eines der ehrlichsten und präzise auf den Punkt gebracht. Der Schweizer singt nicht um den heissen Brei herum. Unnötige musikalische Umwege lässt er aus und reduziert seine Musik auf das Wesentliche. Die vorwärtstreibenden Beats befördern den Hörer direkt in seine neue Popwelt, die das versammelt, was man an Baschi mag: Rebellion, Hoffnung, Schmerz, Glück, Trauer, Party und Sozialkritik. Trotz alledem wird man das Gefühl nicht los, hier starte jemand von Neuem. Zusammen mit seinem langjährigen Weggenossen, dem Musiker und Produzenten Philippe Merk, zimmerte er eine weitere facettenreiche Scheibe, die fraglos kleine musikalische Meilensteine zurücklässt.

Hallo Baschi, wie geht es dir?
Danke, es geht mir gut. Ich stehe kurz vor dem Release meines neuen Albums, das wahrscheinlich das wichtigste Album meiner Karriere wird. Obwohl jedes andere Album auch wichtig war, ist dieses, nach zehn Jahren des musikalischen Schaffens und mit Blick auf die Entwicklung des Musikmarktes, ein extrem wichtiges Album für mich.

Dein neues Werk enthält elf Songs und klingt sehr ehrlich und persönlich. Man merkt sofort, dass Baschi gereift ist. Kannst du uns mehr über die Entstehung des Albums erzählen?
In erster Linie möchte ich betonen, was du gerade gesagt hast. Jeder der elf Songs hat etwas für sich. Ich habe jedem Song grosse Beachtung geschenkt, um das Beste aus jedem einzelnen herauszuholen. Wir haben das Album im eigenen Studio Rebel Inc., welches ich zusammen mit Philippe Merk betreibe, aufgenommen. Dadurch, dass das Studio rege genutzt wird, stand uns aber nicht so viel Zeit am Stück zur Verfügung, um an unserem Projekt zu arbeiten. Wir mussten das Album sozusagen in den freien Minuten zwischen den anderen Produktionen aufnehmen. Das war zwar sehr speziell, aber hat mir persönlich gut gefallen. So haben wir wirklich nur daran gearbeitet, wenn wir auch in Stimmung waren und gute Ideen hatten.

«Zwüsche dir und mir wird wahrscheinlich
das wichtigste Album meiner Karriere.»

Wie würdest du das Album umschreiben?
Es ist mir noch nie so leicht gefallen, Texte zu schreiben, wie bei diesem Album. Vielleicht auch deshalb, weil mein letztes Album nach der Trennung von meiner damaligen Freundin eher düster und melancholisch klingt und ich nun bereit war, wieder Schweizer Mundart-Pop zu machen. Es ist mit Sicherheit das poppigste Baschi-Album der letzten Jahre, mit guten Melodien, mit Songs, die alle Hitpotenzial haben, präzise auf den Punkt und dennoch ist es ein Werk, das die Tiefgründigkeit nicht verliert. Für mich persönlich das perfekteste Album, das ich bisher gemacht habe.

Wie lange brauchst du, um einen Song zu schreiben?
Das Song schreiben ist bei mir ganz klar eine Frage des Flows. Wenn ich im Flow bin, kann ich sehr schnell sein. Früher habe ich es gehasst, Texte zu schreiben. Das ist zwar auch heute noch so, aber damals verwendete ich gleich den ersten Entwurf, habe höchstens eine kleine Anpassung vorgenommen und fertig. Bei diesem Album war der Prozess ein völlig anderer. Hier habe ich teilweise ganze Refrains umgeschrieben, Strophen neu getextet oder nach zwei, drei Monaten Melodien komplett überarbeitet.

Gibt es einen Song, den du besonders magst
Bei diesem Album fällt es mir schwer, einen Song den andern vorzuziehen. Spontan kommt mir der Song D’Wält in den Sinn, wo es um Suizid geht und um die eigene Hilflosigkeit, mit der man konfrontiert wird, weil man der Person nicht helfen kann. Dieser Song hat eine hohe Intensität und ich habe meinen Gefühlen freien Lauf gelassen, was man bestimmt auch hören kann. Aber auch andere Songs wie Dunkli Stadt mit der Orgel zu Beginn, nur einer Stimme und einem Beat, welcher bis zum Ende durchläuft, finde ich toll. Dieser Song ist sehr reduziert, kommt groovig daher und ich kann mir jetzt schon gut vorstellen, wie geil der Song live klingen wird. Grundsätzlich hat aber jeder Song eine Bedeutung für mich.

Auf dem Song Hashtag sprichst du über den gegenwertigen Social-Media-Wahn. Nutzt du diese Medien persönlich?
Ich bin zwar aktiv bei Facebook, Instagram und Twitter dabei, nutze diese aber wie ein Amateur. Ich bin nicht derjenige, der täglich Mitteilungen postet und alle möglichen Dinge kommentiert. Auch wenn das anscheinend die Regel ist, sobald man solche Medien richtig einsetzen möchte, um daraus einen gewissen Nutzen zu generieren. Es gibt Leute, die leben von ihren Posts. Eigentlich müsste ich mir das zu Herzen nehmen, aber es fällt mir unheimlich schwer. Das kommt wahrscheinlich davon, dass ich mich selbst nicht so wichtig nehme und der Meinung bin, ich muss nicht ständig der ganzen Welt mitteilen, was ich gerade mache.

«Ich fühle mich nicht so wichtig, dass ich ständig der
ganzen Welt mitteilen muss, was ich gerade mache.»

Wie ist dein momentanes Verhältnis zu deinem inneren Schweinehund?
Ganz schlecht (lacht)! Obwohl, ich war kürzlich eine Stunde lang joggen und war selber überrascht, dass ich überhaupt noch so fit bin. Aber logisch, ich schau mich an und denke: Würdest du dich ein bisschen mehr anstrengen, könntest du 20 Prozent besser aussehen. Aber schlussendlich ändere ich dann doch nichts. Vielleicht kommt ja irgendwann der Moment, wo ich mich aufraffe und damit beginnen werde.

Baschi
Mit welchem Künstler oder Band würdest du gerne zusammenarbeiten?

Also um auch realistisch zu bleiben, Büne Huber (von Patent Ochsner) muss jetzt dann bald einmal dran glauben. Er ist ein Idol für mich und ich durfte ihn auch schon kennenlernen. Damals bin ich vor Aufregung und Bewunderung fast in Ohnmacht gefallen. Es hat schlussendlich auch nichts genützt, dass meine Mutter dabei war. Auch sie ist ein grosser Fan von ihm, und es ging ihr in diesem Moment genau gleich wie mir (lacht). Ich weiss, dass er mich mag, aber er braucht halt noch etwas Zeit, was ich auch verstehen kann. Er hat meinen absoluten Respekt, und ich liebe das, was er macht. Dann gibt es da aber auch Herbert Grönemeyer und Robbie  Williams, mit denen ich gerne was machen würde.

Würdest du auch auf Englisch singen, sollte es zu einer Zusammenarbeit mit Robbie kommen?
Dann würde ich sogar auf Japanisch singen (lacht)!

Wie sehen deine Pläne in naher Zukunft aus?
Ich werde eine neue Band zusammenstellen und wenn alles gut läuft ab Januar 2016 auf Tour gehen. Das braucht natürlich vorab eine gewisse Vorbereitung. Ausserdem möchte ich im Sommer 2016 auf diversen Festivals spielen, was seit langem überfällig ist. Ich durfte zwar schon bei vielen Festivals auftreten, aber es gibt da noch einige, an denen ich gerne spielen würde. Welches Openair oder

Festival würde dich am meisten reizen?
Rein von der Lage her gesehen das Moon and Stars in Locarno aber vor allem auch das Heitere in Zofingen, weil meine Mutter von dort ist.

Hast du eine Message zum 20-jährigen Jubiläum vom TREND MAGAZIN?
Wenn jemand zwanzig Jahre bestehen kann, dann hat er Eier, Charme und etwas im Kopf. Und ich hoffe, das bleibt auch so. In diesem Sinne alles Gute!

Das neue Baschi-Album „Zwüsche dir und mir“ ist ab sofort im Handel erhältlich!

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