Linkin Park: «Wir haben schon immer gemacht, was wir wollten»

Nach dem rockigen „The Hunting Party“ schlagen Linkin Park auf ihrem neuen Album „One More Light“ deutlich poppigere Töne an. Sänger und Hauptsongwriter Mike Shinoda erklärt im Interview, warum er nicht in eine Schublade gesteckt werden will.

Linkin Park machen auf ihrem neuen Album „One More Light“ mal wieder, wonach ihnen ist. Nach dem sehr rockigen „The Hunting Party“ widmet sich die Band um Sänger Mike Shinoda jetzt ihrer poppigen Seite – auch wenn der 40-Jährige mit dieser Bezeichnung nicht so ganz einverstanden ist. Warum, verrät er im Interview mit der SpotOn-Redaktion.

Ihr neues Album heisst „One More Light“. Führen Sie uns doch mal durch den Entstehungsprozess und die Themen auf dem Album.

Mike Shinoda: Nach unserer letzten Tour habe ich mich für Songwriter interessiert, die mit oder für andere Künstler schreiben. Ich wollte herausfinden, wie das funktioniert, da wir bisher unsere Songs immer komplett selbst geschrieben haben. Also habe ich auf dem Heimweg einen Stopp in London eingelegt und mich dort mit Justin Parker getroffen, der unter anderem für Lana Del Rey geschrieben hat. Er hat mir dann erklärt, wie das Ganze abläuft. Als ich wieder zu Hause war, haben wir uns mit einer Menge Leuten zusammengesetzt – und mit ihnen, aber auch alleine Songs geschrieben. Ich war zuerst etwas besorgt, dass die Songs nicht mehr nach uns klingen. Aber das hat sich schnell gelegt. Ausserdem haben wir den Prozess umgedreht. Normalerweise steht zuerst die Musik und dann kommt der Text. Dieses Mal haben wir uns gefragt: ‚Über welches Thema wollen wir heute singen?‘ und dann darum die Musik gebaut.

Haben Sie Songwriter aus einer bestimmten musikalischen Richtung gesucht?

Shinoda: Nein. Wir hatten Songwriter aus dem Rock, Rap und sogar aus dem Country da. Aber wenn ich Songwriter meine, dann sind damit nur Texte, Akkorde oder Melodien gemeint. Wir haben es dann in eine gewisse Richtung ausgearbeitet.

Beim Musikmachen ist eine Verbindung auf einer persönlichen Ebene wichtig. Ist es ihnen schwergefallen, sich den Songwritern zu öffnen?

Shinoda: Sich in einer Session sofort zu öffnen, war tatsächlich das Schwierigste an dem Prozess. Es hat einige Wochen gedauert. Aber an einem gewissen Punkt haben wir bemerkt, dass wir alle die gleichen Dinge durchgemacht haben und das jeder auf die eine oder andere Weise sein Päckchen zu tragen hat.

Sie haben öfter gesagt, dass es sich mit jedem neuen Album so anfühlt, als würden Sie in einer neuen Band spielen. Das lässt sich in gewisser Weise auch auf dieses Album übertragen, oder?

Shinoda: Wir haben uns nicht hingesetzt und beschlossen, einen komplett anderen Sound zu machen. Bei uns dauert es normalerweise einige Zeit, ein neues Album zu schreiben. Es ist eine Reise, auf der wir erst den Sound für ein Album entdecken. Wir wollen immer neue Dinge lernen. Als Songwriter und als Produzenten besser werden. Alles, was wir lernen, bestimmt die Richtung, die wir einschlagen.

Die erste Single „Heavy“ hat etwas für Wirbel gesorgt. Einige waren gar nicht begeistert von der doch sehr poppigen Nummer.

Shinoda: Ich denke, das ist nur eine sehr kleine Minderheit, die sich negativ im Netz äussert. Diese leidige Diskussion hatten wir mit jedem Album bisher. Aber wir haben schon immer das gemacht, worauf wir Lust hatten und wonach uns war.

Warum haben Sie gerade diesen Song als Single ausgewählt?

Shinoda: Weil ich wusste, dass er die Leute schockt. Ausserdem ist der Song keine Ausnahme auf dem Album. So klingt das ganze Album. Sicher, es ist sehr abwechslungsreich, aber man hört keine heavy Gitarren und auch kein Geschrei darauf. Haben Sie es schon gehört?

Ja, das habe ich. Für mich klingt „One More Light“ nach zeitgenössischem Pop.

Shinoda: Ja? Damit habe ich kein Problem. Aber ich benutze selbst eigentlich keine Labels und Pop ist in sich schon sehr breit gefächert – stilistisch gesehen. Wenn man sehr tief in einem Genre drin ist, dann kennt man alle Sub-Genres. Für den, der kein Pop hört, klingt da vielleicht alles gleich. Wenn wir mal den Metal betrachten, sind Black Metal und Prog Metal zwei völlig unterschiedliche Dinge. Wir haben schon immer Genres vermischt. Bevor die Band Linkin Park hiess, hiessen wir Hybrid Theory. Unterschiedliche Musikrichtungen zu vermischen, war daher schon immer unsere Philosophie. Wenn ich Musik höre, dann, weil ich in einer bestimmten Stimmung bin. Ich lege nicht nach Genres auf. So handhaben wir das auch mit der Band. Deshalb sollte es eigentlich niemanden mehr überraschen.

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