David Kross: «Ich wollte unbedingt einen Fussballer spielen»

Schauspieler David Kross wird in „Trautmann“ zu Torwart-Legende Bert Trautmann. Ein Gespräch über Fussball, das Deutschsein und Kate Winslet.

Regisseur Marcus H. Rosenmüller (45, „Wer früher stirbt ist länger tot“) setzt dem Fussballer Bert Trautmann (1923-2013) ein filmisches Denkmal. Sein Sportdrama „Trautmann“ läuft am 14. März hierzulande an.

In dem Film wird erzählt, wie der Deutsche zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Kriegsgefangener nach Grossbritannien kommt. Dort wird ein Fussballcoach auf ihn aufmerksam und verpflichtet ihn für seinen Provinzclub. Trautmann mausert sich zum Star. Manchester City holt ihn zu sich, aber gegen den „Nazi-Torwart“ wird protestiert. Doch Trautmann bleibt. Während des legendären Cup-Finals 1956 sichert er seinem Team den Sieg. Später kommt heraus, dass er die letzten 20 Minuten mit einem gebrochenen Halswirbel gespielt hat – und ganz England feiert ihn als Helden. Bei so viel Freud lässt das Leid aber nicht lange auf sich warten…

Den gebürtigen Deutschen, der für Manchester City im Tor stand und dort zur Ikone wurde, spielt David Kross (28, „Krabat“). Im Interview erzählt Kross, wie er sich auf die Rolle als Torwart vorbereitet hat, ob er einen Lieblingsfussballverein hat, was an ihm „typisch Deutsch“ ist und ob er auch Lust auf eine Rolle in einer Serie hätte. Ausserdem verrät er, wie heute sein Kontakt zu Oscar-Gewinnerin Kate Winslet (43), sein Co-Star aus „Der Vorleser“, ist.

Wie kam Ihr Engagement bei „Trautmann“ zustande?

David Kross: Regisseur Marcus H. Rosenmüller und Produzent Robert Marciniak sind 2012 auf mich zugekommen und haben mir von ihrer Idee erzählt. Ich war total begeistert von Bert Trautmanns Lebensgeschichte, es liest sich ja wie ein Drehbuch. Zudem war ich überrascht, dass ich diesen Namen noch nie gehört hatte.

Was hat Sie an der Rolle besonders gereizt?

David Kross: Ich wollte unbedingt mal einen Fussballer spielen. Das war wie ein Kindheitstraum. Ich habe als Kind selbst Fussball gespielt, stand aber nie im Tor, sondern habe eher im Mittelfeld agiert. Wie wohl jeder Junge wollte ich früher Fussballprofi werden. Jetzt konnte ich wenigstens mal einen spielen und mich wie einer fühlen. Das war super.

Wie sah Ihre Vorbereitung für die Rolle aus?

David Kross: Ich habe spezielles Torwarttraining bekommen und musste alles lernen. Wie steht ein Torwart überhaupt? Wie fängt er den Ball? Wie schmeisst er sich dem Ball entgegen? Gerade das hat Trautmann ausgezeichnet, wie furchtlos er sich mit dem Kopf voraus dem Ball entgegen geschmissen hat.

Haben Sie viel Sport gemacht, um körperlich fit zu werden?

David Kross: Musste ich zwangsläufig. Ich habe vier Monate vor Drehbeginn mit dem Training angefangen, war drei Mal in der Woche im Fitnessstudio. Ich hatte einen tollen Personal Trainer, der ein super Programm mit mir ausgearbeitet hat. Das musste ich leider auch während der Dreharbeiten fortsetzen und jeden zweiten Tag nach Drehschluss noch ins Fitnessstudio. Das war echt hart zum Teil.

Haben Sie sich Aufnahmen von Bert Trautmann angesehen?

David Kross: Ja, viele sogar. Dieses Reinspringen und diese haargenauen Abwürfe waren sehr typisch für sein Torwartspiel. Dieses schnelle Umschaltspiel war noch untypisch für die Zeit damals. Normalerweise haben die Torhüter den Ball einfach möglichst weit rausgekickt, aber da er vorher Handball und Völkerball gespielt hat, konnte er den Ball möglichst präzise an seine Mitspieler abgeben.

Bert Trautmann ist 2013 verstorben und konnte den Film nicht mehr sehen.

David Kross: Er wusste, dass dieser Film über ihn gemacht wird. Als ich von seinem Tod erfuhr, hat mich das sehr berührt. Auch, dass ich ihn nicht mehr treffen und er diesen Film nicht mehr sehen konnte. Das hat mich umso mehr motiviert, dass der Film so gut wie möglich wird.

Haben Sie Rückmeldung von seiner Familie erhalten?

David Kross: Ich habe gehört, dass ein Sohn von ihm den Film gesehen hat. Obwohl nicht alles so passiert ist, wie es im Film dargestellt wird, es ist ja keine Dokumentation, war er sehr begeistert. Und das ist natürlich das beste Kompliment.

In „Trautmann“ werden viele Themen vereint, es ist kein reiner Fussballfilm. Was sollen die Zuschauer mitnehmen?

David Kross: Es ist eine sehr berührende, wahre Geschichte, von einem Mann, der in einem verbrecherischen Regime aufwächst, auch Teil davon ist und dann in Kriegsgefangenschaft gerät. Er kommt dahinter, dass wahnsinnig viel falsch gelaufen ist. Er findet eine neue Heimat und kämpft gegen einige Widrigkeiten an. 20’000 Menschen protestieren gegen ihn, doch er bleibt. Zusätzlich ist es eine Liebesgeschichte, durch die die Annäherung der beiden Länder erzählt wird. Unbewusst wurde er zum Friedensbotschafter, obwohl er das nicht geplant oder gewollt hat, weil er diesen Sportsgeist so verkörpert hatte. Ich habe festgestellt, Sportler sind sehr faire Leute, sie begegnen einem auf Augenhöhe. Auch das zeigt der Film, dass man vorurteilsfrei auf Leute zugehen soll. Man erhält eine Mischung aus Sportfilm, Liebesfilm und Versöhnungsgeschichte.

Haben Sie einen Lieblingsfussballverein?

David Kross: Ich schaue ganz gerne Fussball, aber ich habe keinen Verein, den ich hartnäckig verfolge. Ich bin auch nicht der absolute Experte.

Gibt es einen Fussballer, den Sie gerne persönlich treffen würden?

David Kross: Bei Fussballern kommt der kleine Junge in mir durch. Wenn ein Fussballer vor mir steht, bin ich „starstruck“. Das ist ein Relikt meiner Kindheit. Damals waren Nationalspieler die Helden und man hat mitgejubelt bei Siegen und mitgelitten bei Niederlagen. Es ist wirklich ein sehr emotionaler Sport.

Was ist an Ihnen „typisch Deutsch“?

David Kross: Ich habe bestimmt auch deutsche Anteile in mir. Aber Pünktlichkeit gehört nicht dazu. Das wurde in anderen Ländern auch schon kritisiert am Set. (lacht)

Was mögen Sie besonders an den Engländern?

David Kross: Ich finde die englische Mentalität und den Humor sehr toll. Sie spielen viel mehr mit diesem Wortwitz, das hat etwas Erleichterndes und bei den Dreharbeiten jede Menge Spass gemacht.

Was sind Ihre nächsten Projekte?

David Kross: Eine internationale Produktion steht an, aber dazu darf ich noch gar nichts sagen. Im April beginnen die Dreharbeiten zu einem Netflix-Film mit Frederick Lau, da freue ich mich schon sehr darauf. Cüneyt Kaya führt Regie.

Netflix zeichnet sich auch durch Serien aus. Wären Sie an einer Serien-Rolle interessiert?

David Kross: Ja, ich finde eine Serie absolut spannend. Das ist mal etwas ganz anderes, wenn man so viel Zeit hat, eine Figur zu erzählen. Wenn man viele Monate mit einem Charakter verbringt, kann man ihn überstülpen wie eine zweite Haut. Ich hätte grosse Lust darauf.

Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Kate Winslet, Ihrem Co-Star aus „Der Vorleser“?

David Kross: Wir haben lange nicht mehr gesprochen. (lacht) Nein, wir haben keinen Kontakt mehr.

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