Laura Karasek: «Es stört mich, auf meinen Vater reduziert zu werden»

Laura Karasek übernimmt mit „Zart am Limit“ Jan Böhmermanns Sendeplatz auf ZDFneo in der Sommerpause. Im Interview verrät sie, was die Zuschauer erwartet und wie sie ihren berühmten Vater Hellmuth Karasek in Erinnerung behält.

Laura Karasek (37) übernimmt ab dem 4. Juli Jan Böhmermanns Sendeplatz in der Sommerpause des „NeoMagazin Royale“. Ab Donnerstag moderiert sie die neue Talkshow „Laura Karasek – Zart am Limit“ (22:15 Uhr, ZDFneo). Es ist der erste Moderations-Job für die Tochter des 2015 verstorbenen Bestseller-Autors Hellmuth Karasek. Die 37-Jährige arbeitete zuvor sechs Jahre als Anwältin. Seit sechs Jahren ist sie mit Banker Dominic (33) verheiratet und Mutter von dreijährigen Zwillingen. Wie sie Job und Familie unter einen Hut bekommt und wie sie ihren Vater am liebsten in Erinnerung behält, erzählt sie im Interview.

Von der Anwältin zur TV-Moderatorin – wie ist es dazu gekommen?

Karasek: Ich habe sechs Jahre als Anwältin gearbeitet und gedacht: Ich muss jetzt etwas anderes machen. Das war ein Prozess, der ausgelöst wurde durch den Tod meines Vaters, und durch die Geburt meiner Kinder. Dadurch habe ich gemerkt, dass man sich im Leben nicht ewig Zeit mit allem nehmen kann. Es war ein Kindheitstraum von mir, irgendwann eine eigene Sendung zu haben. Diese Welt hat mich immer fasziniert. Ich habe dann einfach dem ZDFneo-Development-Chef eine E-Mail geschrieben: „Sie müssen mich kennenlernen, Sie werden es nicht bereuen.“ Auf die erste Mail hat er nicht geantwortet, dann habe ich noch eine geschickt und wir haben uns kennengelernt. Und nur zwei Jahre später habe ich ein eigenes Format (lacht).

Was dürfen die Zuschauer von Ihrer Show „Laura Karasek – Zart am Limit“ erwarten?

Karasek: Wir wollen Menschen einladen, die Geschichten zu erzählen haben und sich mit aktuellen Fragen beschäftigen. Das geht los mit „Kinder oder keine Kinder?“, „In der Stadt oder auf dem Land leben?“, „Was ist besser – eine monogame oder eine offene Beziehung?“ Aber natürlich auch um den modernen Feminismus und um Sexismus. Es soll eine gute Mischung aus kurzweiliger Unterhaltung sein, die aber auch in die Tiefe geht.

Haben Sie sich von Ihrem ZDFneo-Kollegen Jan Böhmermann Tipps geholt?

Karasek: Böhmermann hat mich bisher noch nicht angerufen, aber falls er anruft, kann er mich gern beraten. Das ZDF hatte damals für mich ein Zwei-Tages-Coaching bei Ulla Kock am Brink (57) gebucht. Ich habe noch nie etwas moderiert: es kann also besonders gut werden oder komplett in die Hose gehen. Ich glaube, sich in der Theorie Ratschläge zu holen, ist schwierig. Man muss einfach darauf vertrauen, dass die Gäste mit einem sprechen wollen und die Stimmung gut ist.

Auf was für Gäste können sich die Zuschauer freuen?

Karasek: Wir werden immer drei Gäste pro Folge haben, davon wird meist einer ein Promi sein und zwei noch nicht so bekannte Leute, die aber durch ihre Themen, ihre Lebensgeschichte oder ihre Lebensentscheidungen herausstechen und etwas zu erzählen haben. Damit wollen wir ein übergreifendes Thema haben, mit dem alle Gäste etwas anfangen können. Sie sollen sich miteinander unterhalten und nicht jeder nur für sein Thema stehen. Es soll offen über Social Media, Schönheitsideale, Geld, Benachteiligung von Frauen, Klischees, Vorurteile und Schubladendenken gesprochen werden. Welche Gäste kommen, wird so tagesaktuell wie möglich entschieden.

Im Sommer sind Sie zudem als Gastgeberin der VOX-Show „7 Töchter“ zu sehen, im Herbst erscheint Ihr Roman „Drei Wünsche“ – woher nehmen Sie als Mutter von dreijährigen Zwillingen die Zeit?

Karasek: Ich bin sehr hektisch und sehr rastlos (lacht). Die Freizeit, die ich habe, verbringe ich mit den Kindern. Wenn die Kinder schlafen, kann ich am besten schreiben. Ich schreibe meist von halb neun abends bis vier Uhr morgens. Man muss schon etwas getrieben sein und auch auf manche Sachen verzichten. Schreiben ist eine wahnsinnig einsame Tätigkeit, dazu muss man sich wirklich zurückziehen, wohingegen das Moderieren wiederum meine gesellige Seite befriedigt. Ich brauche das auch als Kontrast. Nur Mutter oder nur Schriftstellerin sein, könnte ich nicht.

Und Ihr Mann unterstützt Sie auch bei Ihrem Karriereweg?

Karasek: Ja, natürlich! Mein Mann arbeitet auch und macht Karriere. Wir führen eine sehr gleichberechtigte Ehe, in der jeder auch mal sagt: „Du, ich komme heute Abend nicht nach Hause, weil ich noch dies und das erledigen muss.“ Wir unterstützen uns gegenseitig.

Wenn Ihr Name fällt, denkt man natürlich immer an Ihren Vater. Nervt es Sie, dass Sie ständig auf ihn angesprochen werden?

Karasek: Nein, überhaupt nicht. Ich sage das auch nicht verlogen, währenddessen ich hier heimlich in ein Wutkissen beisse. Ich finde es schön, was mein Vater gemacht und gearbeitet hat, was er mir beigebracht hat. Das kränkt mich nicht. Das einzige, was mich manchmal stört ist, darauf reduziert zu werden. Aber da sind wir auch wieder bei den Schubladen. Wenn Leute im Internet schreiben: „Das ist ja immer nur die Tochter von…“, denkt man: „Nein, ich habe auch zwei juristische Staatsexamen mit Prädikat bestanden und habe sechs Jahre als Anwältin gearbeitet.“ „Nur“ die Tochter war ich vielleicht mit acht.

Wie behalten Sie Ihren Vater in Erinnerung?

Karasek: Ich lebe auch so exzessiv wie er. Er wird in meinem neuen Buch vorkommen, da es eine Figur gibt im Roman, deren Vater stirbt. Ich habe in Kolumnen schon über ihn geschrieben und spreche viel über ihn, auch mit meinem Mann. Ich erzähle den Kindern vom Opa, sie haben ihn ja nur einmal gesehen, als sie sechs Wochen alt waren. Das hat er Gott sei Dank noch erlebt. Ich spreche wahnsinnig viel mit meinem Bruder und meiner Mutter über ihn. Wir erinnern uns daran, wie er auch ein Grobian sein konnte und wie er so sensibel und zart war, so empfindsam, was für Anekdoten wir haben. So bleibt er lebendig.

Wo sehen Sie Ihre Zukunft? Bleibt es erstmal bei den zwei Sendungen für diesen Sommer?

Karasek: Ich bin sehr glücklich, dass ich überhaupt so einen schönen Sendeplatz habe – und das bei ZDFneo und bei VOX. „7 Töchter“ ist ein Format – weil Sie gerade auch meinen Vater ansprachen – das wie die Faust aufs Auge zu mir passt. Die Beziehung zwischen Vätern und Töchtern hat mich schon immer interessiert. Der Vater ist immer auch ein Referenzmann, egal ob er abwesend ist oder anwesend, ob er dominant ist oder schwach. Insofern ist dieses Familienthema für mich immer wichtig gewesen und deswegen finde ich die VOX-Geschichte auch besonders schön. Aber natürlich soll das nicht das Ende sein.

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, in der dritten Staffel „Bad Banks“ eine Rolle zu bekommen (lacht) oder Synchronsprecherin zu sein. Ich würde gerne etwas mit Musik machen, zum Beispiel Chansons singen mit meiner doch sehr tiefen Stimme. Aber erstmal hat sich mit diesen zwei Shows ein riesiger Wunsch erfüllt, auch mit dem Roman und meinen Kindern – das sind schon drei Wünsche auf einmal. Ich bin auch demütig und dankbar. Ich weiss, dass das nicht selbstverständlich ist, ich habe auch andere Zeiten in meinem Leben gehabt. Man darf nicht zu grössenwahnsinnig werden.

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