Prinz Andrew weist im BBC-Interview zum Missbrauchsskandal die Vorwürfe unter anderem mit der Begründung zurück, er sei in einer Pizzeria gewesen. Medien nennen es ein „PR-Desaster“; für Social-Media-User ist es gefundenes Fressen. Die Reaktionen.
Prinz Andrew (59) stand nun Rede und Antwort zu den Missbrauchsvorwürfen, die im Fall des verurteilten und inzwischen verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein (1953-2019) ans Tageslicht kamen und in deren Zusammenhang auch sein Name gefallen war. In dem am Samstagabend ausgestrahlten BBC-Interview bestritt er, die damals 17-jährige Amerikanerin, die ihn einer Sexualstraftat beschuldigt, an besagtem Abend überhaupt getroffen zu haben. Denn er sei damals mit seiner Tochter, Prinzessin Beatrice (31), bei einer Party in einem Pizza-Restaurant gewesen.
„Ich war bei den Kindern und hatte Beatrice zu einer Party in einem ‚Pizza Express‘ in Woking gebracht. Ich denke, es dürfte so gegen 16 oder 17 Uhr nachmittags gewesen sein. Die Herzogin [Sarah von York] war weg und wir haben in der Familie eine einfache Regel: Wenn einer weg ist, ist der andere da. Ich war zu der Zeit von der Royal Navy beurlaubt, also war ich zu Hause“, erinnerte er sich im Interview.
Auf die Frage, warum er sich so genau an den Abend erinnere, sagte Andrew: „Weil es für mich eine ungewöhnliche Sache ist, zum ‚Pizza Express‘ in Woking zu gehen, eine sehr ungewöhnliche Sache. Ich war nur ein paar Mal in Woking und erinnere mich sehr deutlich daran“, so Prinz Andrew. Diese Argumentation ging allerdings nach hinten los, auf der Twitter-Seite des Restaurants machen sich die Follower seit der Ausstrahlung über den Prinzen lustig.
9:00 pm – Switch off computer 🍷
10:00 pm – 120 messages on work WhatsApp group telling you to "check Twitter now" 😳 pic.twitter.com/ErVOEXtNVi— PizzaExpress 🍕 (@PizzaExpress) November 16, 2019
Inspirationsquelle Pizzeriabesuch
„Neue Pizza wird nach Prinz Andrew benannt. Grossartig für alle, die wissen müssen, wo sie waren, als sie nicht da waren #TheAlibiPizza“, schreibt ein Follower. Ein anderer fragt: „Was hat Andrew bestellt – eine ‚American Hot‘?“ Ein weiterer ergänzt: „Von der Kinderkarte…“ Und so geht es munter weiter: „Blaue Tafel an der Wand mit der Aufschrift: ‚Wir denken, Prinz Andrew hatte hier eine Pizza'“, scherzt ein User. Andere kommentieren etwas ernster und fragen: „Wessen Party war es? Gibt es keine Fotos davon?“ – „Noch etwas, dass er mit seinem punktuellen Gedächtnis vergass.“
Krankheit und Photoshop
In dem einstündigen Gespräch hatte das dritte von vier Kindern von Queen Elizabeth II. (93) und Prinz Philip (98) ausserdem von einer Krankheit berichtet, die ihn daran hindere zu schwitzen. Er habe diese Fähigkeit erst kürzlich wiedererlangt. Damit sollte eine Erinnerung der jungen Frau widerlegt werden.
Und zu dem Foto, das ihn Arm in Arm mit der jungen Frau zeigt, sagte er: „Untersuchungen, die wir durchgeführt haben, konnten nicht beweisen, ob das Foto gefälscht wurde, weil es ein Foto eines Fotos eines Fotos ist“. Prinz Andrew erklärte dazu ausserdem, dass er sich nicht daran erinnern könne, in diesem Haus jemals oben gewesen zu sein. Und auch die Kleidung sei untypisch für ihn…
„Ein PR-Desaster“
Die Social-Media-Lästerattacken als Reaktion auf sein Interview mögen unangenehm sein, für alle, denen der Prinz nahesteht und die an seine Unschuld glauben. Der Buckingham Palast hatte alle Anschuldigungen gegen den Prinzen bereits entschieden abgestritten. Doch die Social-Media-Scherze auf seine Kosten sind nicht die einzige Art der Reaktion. Die britische Zeitung „The Independent“ spricht von einem „selbstgemachten PR-Desaster“.
Beim Medienunternehmen „Bloomberg“ heisst es gar: „Prinz Andrews Versuch, seine Freundschaft mit dem pädophilen Finanzier Jeffrey Epstein in einem öffentlichkeitswirksamen TV-Interview zu erklären, verkommt zu einer Farce, die die grösste PR-Katastrophe der britischen Königsfamilie seit ihrem Umgang mit dem Tod von Prinzessin Diana im Jahr 1997 werden könnte.“
Prinz Andrews Name tauchte 2015 in den Gerichtsakten zu einem US-Zivilverfahren gegen Jeffrey Epstein auf. Eine von Epsteins Anklägerinnen behauptete darin, dass sie zwischen 1999 – damals war sie 17 Jahre alt – und 2002 in London, New York und auf Epsteins privater Karibikinsel dreimal mit dem Prinzen schlafen musste.