Sänger Schmyt: „Texte dürfen nicht frei sein von Problemen“

Sänger Schmyt ist mit seinem ersten Album auf Tour.

Quelle: Lea Bräuer

Julian Schmit, alias Schmyt, ist mit seinem ersten Album „Universum regelt“ auf Tour. Im Interview spricht er über die deutsche Sprache in der Musik, das Dilemma mit den sozialen Netzwerken und über die Dinge in seinem Job, die er gar nicht leiden kann.

Spätestens seit dem gemeinsamen Song „Gift“ mit Rapper RIN (28) ist der Sänger Schmyt nicht mehr aus der deutschen Musikszene wegzudenken. Melancholische Texte und elektronische Hip-Hop-Beats treffen den Zeitgeist. Mit ein Grund, warum die aktuelle Tour schon lange ausverkauft ist. „Wir sind natürlich wahnsinnig dankbar, dass wir das machen können. Meine Tour ist bestimmt schon ein halbes Jahr lang ausverkauft. Wir haben in Berlin sogar nochmal Tickets nachgelegt. Ich hoffe, dass bei der Frühjahrstour das Gleiche passiert. Aktuell sieht es gut aus für uns. Es läuft echt super“, erzählt Schmyt freudig im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Drogen in Songtexten

Doch genau diese melancholischen Texte, in denen es unter anderem um Ausflüchte, Drogen und durchzechte Partynächte geht, könnten auch kritisch betrachtet werden. Schmyt findet es aber nicht schlimm, dass er über Drogen singt: „Ich fände es wesentlich verwerflicher, wenn ich es als etwas Erstrebenswertes darstellen würde. Und selbst dann müsste man wahrscheinlich akzeptieren, dass es sich um eine künstlerische Figur handelt. Ich finde, Texte dürfen nicht frei sein von Problemen, weil sie aus der Welt kommen. Und die Welt ist nicht problemfrei.“

Ihm ist viel wichtiger, jungen Leuten zu erklären, wo unsere Sprache herkommt. „Aus heutiger Sicht kommt unsere Sprache aus einer sehr problematischen, unfortschrittlichen, frauenfeindlichen, kolonialistischen Zeit. Das ist überall verankert und lässt sich ethnologisch sehr gut nachvollziehen. Wichtig ist zu erklären, wo Sprache herkommt und wie wir mit Frauen umgehen sollten als Männer.“

„Wann bin ich fertig mit ‚gut sein‘?“

Doch mit Themen wie der Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft hält der Sänger sich bei Social Media aktuell noch zurück. „Es ist ein Dilemma. Ab welchem Punkt hat man das Gefühl die Reichweite gut genug genutzt zu haben? Wann bin ich fertig mit ‚gut sein‘? Im Moment halte ich es daher so, dass ich öffentlich nur über Dinge spreche, von denen ich wirklich Ahnung habe. Dass wir das Klima kaputt machen und dass es nicht schaden kann, mehr dafür zu tun, das ist für mich eine klare Sache. Darüber werde ich irgendwann mehr sprechen.“

Und solange geht es auf den sozialen Kanälen hauptsächlich um Musik. Der gebürtige Viersener wuchs mit klassischer Musik auf, was ihn bis heute in seinem Schaffen beeinflusst. Auch wenn er im Gespräch erzählt, dass viele erfolgreiche Musiker und Musikerinnen nicht wissen, was „32 Triolen über 94 BPM sind. Es reicht der richtige Riecher und ein starkes Gefühl“.

Und Gefühle werden in Schmyts Texten grossgeschrieben. Doch wie erarbeitet er seine Lieder? „Manchmal habe ich einen Textfetzen und nur noch kein musikalisches Gewand dafür. In den meisten Fällen ist schon etwas Vorgebautes da. Es kann also sein, dass ich etwas auf Klavier gespielt habe, damit die Akkorde da sind, dass ich aber eigentlich will, dass das ein ganz anderes Instrument wird. Das Einzige, was ich immer verbindlich sagen können muss, ist, dass die Song-Logik da ist. Die Regel ist also, dass es gar keine Regel gibt.“

Energie auffüllen durch Musik

Andere machen zwischen Tour-Terminen lange Urlaub, Schmyt hingegen, sammelt Energie durch Musik. „Ich will vor allem wieder Musik schreiben. Das bringt mir richtig viel. Ich habe ja das Glück, dass mein Job sich für mich nicht wie Arbeit anfühlt.“ Er freut sich nach dem natürlichen Abnutzungseffekt der eigenen Lieder, der mit der Albumproduktion und den Konzerten eintritt, auf neue Sachen. Auch wenn er live immer noch gelegentlich Textfehler einbaut, wie er schmunzelnd zugibt.

Das Einzige, was sich für Schmyt doch wie Arbeit anfühlt, ist „alles, was mit meinem Äusseren zu tun hat, also Fotos und Videos. Aber das ist auch fair. Nicht alles kann Spass machen an der Arbeit, wie in der Schule früher auch“, zieht er einen Vergleich zu dem kleinen, ungeliebten Part an seinem Job.

Beeindruckt vom Olympiastadion

Schmyt zeigt sich im Gespräch sehr dankbar dafür, dass er mittlerweile so viele Hörerinnen und Hörer erreicht. Auch der diesjährige Auftritt auf dem Superbloom-Festival im Olympiastadion in München hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Die Grösse und die sportlich geschichtsträchtige Umgebung waren beeindruckend. Aufgrund des verspäteten Einlasses hatte ich nur kurz Sorge, dass es bei zehn Menschen vor der Bühne bleibt. Aber es kamen ja doch noch ein paar mehr“, lacht er und erinnert sich daran, dass er in seinem Heimatort Viersen schliesslich auch auf Dorffesten vor vier Menschen gespielt hat.

Und wie geht es nach der Frühjahrstour 2023 mit Schmyt weiter? „Es fängt sogar nach dieser Tour schon an. Ich muss jetzt einfach ganz viel schreiben und möchte das auch. Ich liebe es sehr zu wurschteln.“

Frühjahrstour 2023

Hier schlägt Schmyt im kommenden Jahr auf: Kiel (12. April), Braunschweig (13. April), Dresden (14. April), Erfurt (15. April), Oldenburg (18. April), Bielefeld (20. April), Fulda (21. April), Erlangen (22. April), Erlangen (23. April), Linz (25. April), Graz (26. April), Bern (28. April), Ludwigsburg (29. April), Luxembourg (30. April), Tübingen (2. Mai), Karlsruhe (3. Mai), Dortmund (4. Mai), Wiesbaden (5. Mai).

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