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Sigourney Weaver stellte sich nicht nur irgendeinem, sondern dem „Alien“ – und das gleich mehrfach. Der ärgste Widersacher zu Beginn ihrer Karriere war allerdings ihre eigene Körpergrösse.
Wo Schauspielerin Sigourney Weaver auftaucht, gehören bewundernde Blicke zur Tagesordnung. Das liegt neben ihrer grossen Persönlichkeit durchaus auch an ihrer Körpergrösse. Schon in flachen Schuhen überragt Weaver, die am 8. Oktober ihren 75. Geburtstag feiert, mit ihren knapp 1,82 manch männlichen Co-Star um einige Zentimeter, manch weibliche Kollegin gar um einen ganzen Kopf. Obwohl sie bereits 1979 als Einzige Ridley Scotts (86) „Alien“ überlebte, mag Weaver zwar nicht das erste „Final Girl“ von Hollywood sein – das grösste ist sie aber auf jeden Fall. Ausgerechnet der Karriere in der Traumfabrik stand ihre imposante Erscheinung aber lange Zeit im Weg.
„Al Pacino setzte sich hin“
1977 konnte Weaver ihre erste Rolle in einem Kinofilm ergattern – es war ein kleiner Part in Woody Allens (88) „Die Stadtneurotiker“. Zuvor hatte sie eigener Aussage nach vornehmlich damit verbracht, überhaupt einen Agenten zu finden: „Wenn man fast sechs Fuss [rund 183, Anm. d. Red.] gross ist, wirst du nicht unter Vertrag genommen“, erinnerte sich der Star im Gespräch mit dem britischen „Hello!“-Magazin an die steinigen Anfänge zurück. Vier Jahre habe ihre Suche angedauert, ehe sich endlich ein Agent erbarmte.
Ihre Ochsentour durch die Castingräume Hollywoods begann damit allerdings erst. Bei ihren ersten Vorsprechen fiel ihr ein Umstand besonders auf: „Mich zu casten war keine konventionelle Entscheidung. Häufig setzten sich alle Hollywood-Produzenten sofort hin, wenn ich den Raum betrat. Al Pacino setzte sich hin. Niemand wollte zu klein aussehen.“ Weavers Körpergrösse kollidierte also ungebremst mit zahlreichen grossen Egos, die im Filmbusiness auch heutzutage noch häufig das letzte Wort haben. Nun stelle man sich vor, wie das erst vor rund 50 Jahren gewesen sein muss. Ein Pacino hätte jedenfalls fast 15 Zentimeter in die Luft gestreckt werden müssen, nur um auf Augenhöhe mit Weaver zu sein.
Sie findet Zuflucht im Weltall
Ihren Durchbruch feierte Susan Alexandra Weaver, die sich für ihren Künstlernamen von der Figur Sigourney Howard aus „Der grosse Gatsby“ inspirieren liess, im Jahr 1979. Ein noch recht unbekannter Regisseur aus Grossbritannien namens Ridley Scott (86) ersann damals mit seinem Film „Alien“ einen Mix aus Sci-Fi und Horror, in dem Weavers Statur perfekt hineinpasste. Anders als Jamie Lee Curtis (65) im Auftakt der „Halloween“-Reihe ein Jahr zuvor war Weavers „Final Girl“ Ellen Ripley von Natur aus tough. Sie bot ihren männlichen, mitunter chauvinistischen Kollegen durchweg Paroli. Und hätten diese mal auf sie gehört, so wären sie wohl nicht allesamt vom Xenomorph verspeist worden.
Tatsächlich war die Figur Ellen Ripley zunächst als männlich konzipiert, Scott entschied sich aber früh in der Produktionsphase, aus ihr eine Frau zu machen. Eine im Nachhinein revolutionäre Entscheidung, „was ich übrigens nie verstanden habe“, wie der Regisseur im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news rückblickend befand. „Sigourney war die perfekte Wahl, die ich nie hinterfragt habe. Erst im Anschluss habe ich gemerkt, wie wichtig diese Entscheidung gewesen ist.“
Vier Geisterjäger und drei Oscar-Nominierungen
Schon erstaunlich: Nach dem Erfolg von „Alien“ war Weavers Erscheinungsbild plötzlich kein Problem mehr in Hollywood. 1981 war sie in „Der Augenzeuge“ an der Seite von William Hurt (1950-2022) zu sehen, 1982 verbrachte sie mit Mel Gibson (68) „Ein Jahr in der Hölle“. Ihr zweiter Kultfilm nach „Alien“ kam derweil 1984 in die Kinos: Als Dana Barrett bekam sie es in „Ghostbusters“ mit allerhand garstigen Geistern, einem frechen Bill Murray (74) und einem in sie schockverliebten Rick Moranis (71) zu tun. Wobei ihr letztgenannter Star in der Horror-Komödie gerade mal bis zum Kinn reichte.
Im Laufe der 80er Jahre gelang Weaver zudem ein Kunststück, das letztendlich jedoch ohne Happy End bleiben sollte. Bei den Academy Awards war sie binnen zwei Jahren insgesamt für drei Oscars nominiert. 1989 war sie für ihre Darbietung der realen Zoologin Dian Fossey (1932-1985) in „Gorillas im Nebel“ und für „Die Waffen einer Frau“ sowohl als beste Haupt- als auch beste Nebendarstellerin im Rennen. 1987 hatte sie sich dank „Aliens“ bereits in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ in der Vergabe befunden. Schon diese Nominierung galt als Meilenstein, werden Genres wie jenes von James Camerons (70) „Alien“-Fortsetzung doch bis heute recht stiefmütterlich von der Oscar Academy behandelt – geschweige denn in einer der grössten Kategorien der Veranstaltung mit einer Nominierung gewürdigt.
Für dasselbe Filmtrio war sie übrigens auch bei den Golden Globes der jeweiligen Jahre nominiert. Während sie auch hier für ihre actiongeladene Rückkehr als Ellen Ripley leer ausging, hatte sie 1989 doppelten Grund zur Freude. „Gorillas im Nebel“ und „Die Waffen einer Frau“ brachten ihr die ersten und bislang einzigen Golden Globes ein. Insgesamt war sie bis dato sieben Mal nominiert, zuletzt 2013 für die Fernsehserie „Political Animals“.
Von „Gorillas im Nebel“ nahm sie neben dem Golden Globe noch eine Lektion fürs Leben mit. Sie ist seither eine aktive Unterstützerin der Organisation Digit Fund, die von der 1985 ermordeten Tierschützerin Fossey gegründet worden war. Zum Thema Klimaschutz sprach Weaver 2012 sogar vor dem US-Senat und drängte auf strengere Gesetze zur Erhaltung der Umwelt.
James Cameron brachte sie gar von den Toten zurück
Im Laufe ihrer bald 50 Jahre währenden Karriere wirkte Sigourney Weaver in über 80 Film- und Serienproduktionen mit. So unterschiedlich ihre Rollen dabei auch waren, meinte es in den Jahrzehnten meist das Sci-Fi-Genre besonders gut mit ihr. Über die zwei weiteren „Alien“-Fortsetzungen hüllen Fans der ersten beiden Teile zwar gerne den Mantel des Schweigens. Dafür bewies Weaver 1999 in der „Star Trek“-Persiflage „Galaxy Quest“ grosses Comedy-Talent.
Seit 2009 darf sich Weaver zudem damit rühmen, ein Teil des bislang erfolgreichsten Films der Kinogeschichte zu sein. „Avatar“ stellte eine weitere Zusammenarbeit mit Blockbuster-Macher James Cameron dar. Nicht einmal der Tod ihrer Figur hielt Cameron davon ab, Weaver auch in der 2022 erschienenen Fortsetzung „Avatar: Der Weg des Wassers“ zurückkehren zu lassen – wenn auch in einer anderen, blauhäutigen Rolle als Na’vi-Teenagerin.
Die eine Sache, die man bei Sigourney Weaver abseits der Kamera vergebens sucht, ist Drama. Genau 40 Jahre ist es her, dass sie in Person des Regisseurs Jim Simpson (68) die Liebe ihres Lebens heiratete. 1990 erblickte mit Tochter Charlotte das einzige Kind der beiden das Licht der Welt. Die heute 34-Jährige ist selbst Schauspielerin und könnte glatt als der junge Klon von Sigourney Weaver durchgehen. Wenn ihre berühmte Mutter nicht einen halben Kopf grösser wäre.