„#DeineWahl“: Das ist Angela Merkels Lieblings-Emoji

Mit dem Online-Format „#DeineWahl“ soll eine jüngere Zielgruppe dazu gebracht werden, sich für Politik zu interessieren. So liefen die Interviews mit Angela Merkel und den vier YouTube-Stars.

Beim Thema Bundeskanzlerin trifft auf YouTuber scheiden sich die Geister. Das hat auch die Live-Ausstrahlung des Formats „#DeineWahl: YouTuber fragen…“ wieder gezeigt. Am 16. August durften vier Videoblogger Bundeskanzlerin Angela Merkel (63) zum Interview treffen. Wie haben sich Lisa Sophie alias ItsColeslaw, Alex Böhm alias AlexiBexi, Ischtar Isik und Mirko Drotschmann alias MrWissen2go im Face-to-Face-Gespräch mit der Politikerin geschlagen?

ItsColeslaw

Den Anfang machte Lisa Sophie (22), die auf YouTube mit ihrem Kanal ItsColeslaw erfolgreich ist. Ihre Hauptthemen: soziale Gerechtigkeit und Bildung. Nachdem sie das Gespräch mit der Frage „Hallo Frau Bundeskanzlerin oder ist Frau Merkel okay?“ eingeleitet hatte, kam sie mit Merkel auf die Bereiche Bildungschancen in Deutschland, Arbeitslosigkeit und die Gehaltsunterschiede zwischen den einzelnen Branchen zu sprechen. Die Bundeskanzlerin verwies unter anderem auf den Rückgang der Arbeitslosenzahlen sowie den Rechtsanspruch auf Kita-Plätze. Ausserdem verkündete sie einen Rechtsanspruch auf Nachmittagsbetreuung in der Grundschule anstreben zu wollen.

Der begrenzten Interviewzeit von zehn Minuten mag es geschuldet sein, dass das Gespräch sehr an der Oberfläche dahin plätscherte. Richtig kritische Fragen suchte man im ersten der vier Interviews eher vergeblich. Nachhaken fiel wohl der Menge an Themen, die ItsColeslaw abdecken wollte, zum Opfer. Aber immerhin hat Angela Merkel bei dem Gespräch viel gelächelt.

AlexiBexi

Das eben geschilderte Problem setzte sich auch in der zweiten Fragerunde fort. Zunächst ging es bei Alex Böhm (28) alias AlexiBexi um die Frage, ob sich Deutschland nach dem Abgasskandal überhaupt noch als Autonation verkaufen könne. Als Lösung forderte Angela Merkel stichprobenartige Kontrollen bei den Herstellern. Im Galopp ging es weiter mit dem Thema Elektromobiliät. Sie habe ihr Ziel nicht aufgegeben, Elektromobilität auf die Strassen zu bringen, so Merkel. Sie selbst fahre kein E-Auto, weil es dies für gepanzerte Fahrzeuge noch nicht gebe.

Die letzten beiden Fragen von AlexiBexi brachten die Bundeskanzlerin dann für einen winzigen Moment aus dem Konzept. „Haben Sie einen Lieblings-Emoji?“ und „Wenn Sie die Möglichkeit hätten, ein T-Shirt zu bedrucken, was wäre dann drauf?“ warf der YouTuber noch in den Raum. Jetzt wissen wir: Merkels Lieblings-Emoji ist der klassische, lächelnde Smiley. Und auf ein T-Shirt würde sie am liebsten eine Meereswelle drucken.

Ischtar Isik

Der Höhepunkt im Gespräch mit Lifestyle- und Beauty-YouTuberin Ischtar Isik (21) war wohl das Ende des Interviews. Als die 21-Jährige zu guter Letzt verriet, dass dies ihr allererstes Interview gewesen sei, antwortete Merkel völlig unvermittelt: „Achso, sonst machen Sie immer nur Selbstdarstellung?“ Ansonsten ging es in dem Gespräch noch um den Kontakt zu jungen Erstwählern, die Frauenquote und Merkels Einstellung zum Feminismus.

MrWissen2go

Wie denn ihr Beziehungsstatus mit dem türkischen Präsidenten Erdogan sei, fragte Mirko Drotschmann alias MrWissen2go. Man habe viele Meinungsverschiedenheiten, antwortete Angela Merkel. Auf einer Rankingliste müsste der 31-Jährige Drotschmann unter seinen vier Kollegen wohl ganz oben auf Platz eins stehen. Auch ihm kam die Zeit etwas in die Quere, jedoch fiel es ihm leichter ab und an gezielt nachzuhaken, wenn die Kanzlerin darauf aus war, die Frage zu umschiffen. Am Ende fragte er Merkel aber dann noch nach ihren persönlichen Schlaftipps.

Das Fazit der Zuschauer

Mit zwischenzeitlich über 55’000 Zuschauern hat der Live-Stream wohl das erreicht, was er erreichen wollte: die junge Zielgruppe anzusprechen. Was den Inhalt und Mehrwert der Gespräche anbelangt, scheiden sich jedoch die Geister – zumindest im Netz. Unter dem Hashtag „#DeineWahl“ findet sich von Lob bis hin zu Tadel alles.

So twitterte beispielsweise YouTube-Kollege Unge: „Vorschlag für kommende Livestreams dieser Art: Vertreter verschiedener Parteien einladen. Props an die Interviewer.“

In einem anderen Tweet heisst es: „Danke für das tolle Format! Es ist unnormal wichtig, jungen Menschen Politik zugänglich zu machen.“

Doch auch Kritik machte sich breit: „Sternstunde der Bedeutungslosigkeit: Die selbsternannte Netzgemeinde spielte bei #DeineWahl Journalismus in leichter Sprache“, twitterte ein Zuschauer. Während ein weiterer Nutzer es so auf den Punkt bringt: „Dass Merkel inhaltlich nichts hinterlassen hat, beweist, dass sich alle nur an das Emoji-Bild erinnern werden.“

Vorheriger ArtikelRyan Phillippe und sein Kampf gegen die Depressionen
Nächster ArtikelSchürzenjäger: Das offizielle Video zu „Für immer“ ist da