Karl Lagerfeld: Über sein Verhältnis zu seiner Heimat Deutschland

Seit Jahrzehnten lebt Chanel-Designer Karl Lagerfeld in Paris, nun kehrt er für eine Fashion-Show in seine Geburtsstadt Hamburg zurück. Das denkt er über seine Geburtsstadt Deutschland.

Am Mittwoch steht das wohl aufregendste Modespektakel Deutschlands an. Modezar Karl Lagerfeld (84) lädt um 18 Uhr zu seiner „Métiers d’Art“-Präsentation in der Hamburger Elbphilharmonie. Erwartet werden dazu laut Medienberichten auch Hollywood-Stars und Chanel-Liebhaberinnen wie Tilda Swinton (57, „Doctor Strange“) oder Kristen Stewart (27, „Personal Shopper“). Vorab gab der in Paris lebende deutsche Designer ein einziges Interview. Mit dem Modemagazin „Vogue“ und dem „ZEITmagazin“ sprach Lagerfeld unter anderem über sein Verhältnis zu seinem Geburtsland und seine „eigentümliche Art“ zu leben.

Über sein Verhältnis zu Deutschland: „Ich bin Hanseat“

Unter anderem thematisierte Karl Lagerfeld die Verbindung zu seiner Geburtsstadt, in der er nun seine Pre-Fall-2018-Kollektion präsentieren wird. „Wenn ich an Hamburg denke, merke ich: Ich bin Hanseat, kein Deutscher“, erklärte er. Er habe als erwachsener Mann nie in Deutschland gelebt, wollte aber trotzdem nie seinen Pass abgeben. Aus einem bestimmten Grund: „Du bist damit geboren, habe ich mir gesagt, damit musst du fertig werden. Für mich ist Deutschland eine Idee, keine Realität. In der Realität von heute passe ich nicht mehr dorthin.“

Über seine Merkel-Kritik: „Die Leute haben das nicht verstanden“

Trotzdem konnte er es vor einiger Zeit nicht lassen, sich in einer französischen Talkshow zur Flüchtlingskrise in seinem Geburtsland und der Politik von Kanzlerin Angela Merkel (63) zu äussern. Eine Aktion, die ihm einen ziemlichen Shitstorm einbrachte. Unter anderem sagte er öffentlich im TV, man könne nicht Millionen von Juden töten und Jahrzehnte später ihre schlimmsten Feinde ins Land holen. Im Interview mit „Vogue“ und dem „ZEITmagazin“ sagte er darauf angesprochen: „Die Leute haben das nicht verstanden. Das war eine Metapher.“ Er habe nie behaupten wollen, dass alle Flüchtlinge Antisemiten seien, aber er habe auch wenige Araber getroffen, „die sagen: „Ich liebe die Juden'“.

Auch dem Einzug der AfD in den deutschen Bundestag steht Lagerfeld kritisch gegenüber. „Da habe ich beinahe einen Schlag gekriegt, so aufgebracht war ich. Ich war wütend, bin es immer noch“, sagte er im Rückblick auf die Ergebnisse der Bundestagswahl im September. Der Aufstieg der Partei erinnere ihn an die Nazi-Zeit. „Das ist etwas, was man nicht vergeben kann. Deshalb bin ich auch Deutscher geblieben. Auch wenn wir hier damit nichts direkt zu tun haben, ich glaube auch nicht an Erbschuld, aber wir müssen alle bis zu unserem Lebensende damit umgehen.“

Über seine „eigentümliche Art zu leben“

Doch der Chanel-Chefdesigner sprach nicht nur über Deutschland, sondern auch über sein eigenes Leben. Privat lebe er „auf eigentümliche Art“ sehr zurückgezogen. „Hier ist mein Fotostudio, dann habe ich eine sehr schöne Wohnung, in die ich allerdings nur zum Essen gehe, ich schlafe dort nie. Ich wohne und zeichne in einem riesigen Atelier“, so Lagerfeld. Dort lebe er mit seiner Katze Choupette. Manchmal sitze er mit ihr auf seinem Bett und sage zu sich: „Wenn die Leute wüssten, wie die Wirklichkeit ist. Dann sitze ich da und lese, sie hat ihren Kopf auf meinem Ellbogen oder meiner Schulter, und ich denke: So stellen sich die Leute das bestimmt nicht vor.“

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