Sein Herz schlägt für die Musik: Andrea Bocelli wird 60

Andrea Bocelli hat sich durch seine Blindheit nie unterkriegen lassen und gilt als einer der erfolgreichsten italienischen Künstler. Mit seiner einfühlsamen Ballade „Time to Say Goodbye“ wurde er weltberühmt. Heute feiert der Star-Tenor seinen 60. Geburtstag.

Er ist ein absolutes Ausnahmetalent und wurde mit seinem einfühlsamen Song „Time to Say Goodbye“ weltberühmt. Heute feiert der italienische Star-Tenor seinen 60. Geburtstag – an der Seite seiner zweiten Frau Veronica Berti (34). Der dreifache Vater, der bereits seit seiner Kindheit blind ist, blickt auf ein turbulentes Leben zurück, indem vor allem seine Liebe zur Musik eine tragende Rolle spielt.

Seine Kindheit und Jugend

Am 22.September 1958 wurde Bocelli in Lajatico bei Volterra in der Toskana geboren. Er wurde katholisch erzogen und wuchs behütet auf dem Bauernhof seiner Eltern auf. Mit sechs Jahren bekam er erstmals Klavierunterricht und lernte in seiner Jugend zusätzlich Flöte, Saxofon und Klarinette. Bocellis Mutter entdeckte schon sehr früh die Liebe ihres Sohnes zur Musik. In einem Krankenhaus in Pisa konnte er als kleiner Junge erst durch Opernmusik aus dem Nebenzimmer beruhigt werden.

Schon früh völlig blind

Andrea Bocelli wurde mit Glaukom, im Volksmund auch als Grüner Star bekannt, geboren. Trotz 27 Operationen während seiner Kindheit konnte sein Augenlicht nicht gerettet werden. Während eines Fussballspieles wurde der zwölfjährige Bocelli vom Ball am Kopf getroffen, woraufhin er wenig später vollständig erblindete. Trotz dieses Handicaps gab der Sänger stets an, es niemals zu bedauern, blind zu sein und viele bildhafte Eindrücke aus seiner Kindheit behalten zu haben.

Der grosse Durchbruch

Nach dem Abitur begann Bocelli ein Studium der Rechtswissenschaften und arbeitete auch als Rechtsanwalt, während er Gesangsunterricht beim berühmten Luciano Bettarini (1914-1997) nahm. Er sang in verschiedenen Bars und schickte 1987 Aufnahmen an Plattenfirmen, erhielt aber nur Absagen. Nachdem er seine erste Frau Enrica Cenzatti kennengelernt hatte, dachte er sogar darüber nach, die Musik vollkommen aufzugeben. Erst als 1992 der italienische Rocksänger Zucchero (62) einen Opernsänger für sein Lied „Miserere“ suchte, eine Version mit Bocelli aufnahm und an Luciano Pavarotti (1935-2007) schickte, kam der Stein ins Rollen.

Pavarotti sorgte dafür, dass Zucchero den Song mit Bocelli statt mit ihm aufnahm, da er seine Stimme für perfekt hielt. Ein Jahr später ging der Sänger dann mit Zuccero auf Tour und konnte die Geschäftsführer des Plattenlabels Sugar Records für sich gewinnen. 1993 unterschrieb er seinen ersten Plattenvertrag.

Erfolge über Erfolge

16 Studioalben, mehr als 80 Millionen verkaufte Tonträger, unzählige Auszeichnungen – Andrea Bocelli zählt als der Tenor mit den meistverkauften CDs weltweit und gleichzeitig zu den erfolgreichsten italienischen Sängern, die sich auch international etablieren konnten. Sein erstes Album „II Mare Calmo della Sera“ erreichte nach der Veröffentlichung die vorderen Plätze der Charts und erhielt nur wenige Wochen später mehrfache Platin-Auszeichnungen. Sämtliche seiner folgenden Alben erreichten hohe Chartplatzierung, mehrfach Platin und gewannen grosse Musikpreise wie den World Music Award, Echos, Classic Brit Awards, einen Bambi im Bereich Klassik und einen Billboard Award. Für den Grammy war er mehrmals nominiert.

„Time to Say Goodbye“

Unvergessen ist der emotionale Auftritt Bocellis gemeinsam mit der englischen Sopranistin Sarah Brightman (58). Gemeinsam mit dem London Symphony Orchestra sangen sie anlässlich des letzten Kampfes von Boxer Henry Maske (54) die englische Version von „Time to Say Goodbye“ in der Royal Albert Hall. Der Titel wurde ein weltbekannter Nummer-eins-Hit und in wenigen Monaten bereits drei Millionen Mal verkauft sowie fünfzehnfach mit Platin ausgezeichnet. Zeitweise sollen täglich etwa 40’000 bis 60’000 Exemplare der Single verkauft worden sein. Ursprünglich war das Lied auf Italienisch unter dem Titel „Con te partirò“ veröffentlicht worden.

Die Oper und das Theater

Eine weitere Leidenschaft des Tenors war die Liebe zum Theater. Nachdem ihm in jungen Jahren mehrmals versichert wurde, er sei aufgrund seiner Blindheit völlig ungeeignet, gab er diesen Traum zunächst auf. Trotz der vielen Zweifel spielte er 1994 in seinem ersten Theaterstück, „Macbeth“ von William Shakespeare, die Rolle des Macduff. Auch am Teatro Verdi in Pisa sang er vor, überzeugte den Direktor und sang im vierten Akt die Arie „Ah, la paterna mano“.

1998 schaffte es Bocelli an die Oper und spielte die Rolle des Rodolfo in „La Bohème“. Ein Jahr später folgte eine weitere Gastrolle an der Oper in Rom. Bocelli schaffte alle Auftritte fehlerfrei und erhielt Standing Ovations nach seiner Performance.

Eine besondere Beziehung zum Papst

„Es ist ein Privileg, denn vor dem Heiligen Vater zu singen, ist eine grosse Freude“, sagte Bocelli jüngst in einem Interview. Im Laufe seiner Karriere hatte er mehrfach die Gelegenheit vor Päpsten aufzutreten. So sang er an Heiligabend 1994 im Beisein von Papst Johannes Paul II. (1920-2005) in Rom und trat einen Tag nach dem Tod seines Vaters Sandro Bocelli im Jahr 2000 ebenfalls vor ihm auf. Bocellis Mutter bat den Kirchenvater nach dem Konzert an der Beerdigung teilzunehmen, was dieser auch tat. Auch vor Papst Benedikt XVI. (91) und vor dem derzeitigen Papst Franziskus (81) ist Bocelli schon aufgetreten.

Er hat ein grosses Herz

Während seiner gesamten Karriere war es Bocelli stets ein Anliegen, sich für Menschen in Not einzusetzen. Er engagiert sich seit jeher bei Benefizkonzerten. Die Einnahmen des Liedes „Bridge Over Troubled Water“, das Bocelli gemeinsam mit Sängerin Mary J. Blidge (47) aufnahm, wurden zum Beispiel an die Erdbebenopfer in Haiti gespendet. Beim Gedenkgottesdienst für die Opfer der Terroranschläge vom 11. September sang er 2001 ein „Ave Maria“ am Ground Zero und hielt bei der Mailänder Modewoche ein Plädoyer für den Frieden.

Unzählige Auszeichnungen

Neben den zahlreichen Preisen anlässlich seiner sehr erfolgreichen Plattenverkäufe erhielt Bocelli am 2. März 2010 einen Stern auf dem Walk of Fame in Los Angeles. 2003 wurde ein Stück der Adriaküste nach ihm benannt und 2008 bekam der Komet 27891 seinen Namen. Im Jahr 2006 initiierte Bocelli den Bau eines Theaters nahe seiner Heimatstadt. Das „Teatro del Silenzio“ benutzt er lediglich eine Nacht im Jahr für eines seiner Konzerte, den Rest des Jahres herrscht dort Stille.

„Perfect“

Im Dezember 2017 konnte Pop-Musiker Ed Sheeran (27) Bocelli für ein aussergewöhnliches Duett gewinnen. Er nahm gemeinsam mit dem Tenor seine Liebeshymne „Perfect“ neu auf, die er für seine Verlobte Cherry Seaborn geschrieben hat. Unter dem Titel „Perfect Symphonie“ ist auch ein Musikvideo gedreht worden, das die Zusammenarbeit zwischen Sheeran und Bocelli zeigt. Inzwischen hat es mehr als 139 Millionen Views. Der britische Sänger hatte für die Version mit Bocelli sogar einige Passagen auf Italienisch eingesungen.

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