Reiner Calmund: Warum das Schwergewicht bei allen so beliebt ist

Happy Birthday, Reiner Calmund! Der Fussball-Experte mit Entertainer-Qualitäten wird am Freitag 70 Jahre alt.

Er ist, wenn man so will, immer in Bewegung. Mit seiner Gestik, seinem unermüdlichen Geist, vor allem mit dem Mundwerk. Dann strömt ihm ein breiter, rheinischer Singsang, bei dem noch der grösste Stuss irgendwie lustig und gemütlich klingt, unaufhaltsam über die Lippen. Sein Publikum – anscheinend gibt es Millionen von Fans – liebt diesen breit gestreuten Humor, der immer irgendwo einen Punkt trifft. So kommt es, dass Reiner Calmund zu einem Star wurde. Am heutigen Freitag wird er 70 Jahre alt.

Wie kommt es, dass einer wie Reiner Calmund so bekannt wurde? Er ist kein Sänger und kein Schauspieler, obwohl er sicherlich die Gaben dazu hätte. Ferner ist er weder TV-Koch noch Promi-Friseur, Designer oder Polit-Talker. Calli ist ganz einfach nur Reiner Calmund, nicht mehr, nicht weniger.

Viele Jahre dem Fussball verbunden

Ob man es glauben mag oder nicht: Reiner Calmund kommt vom Fussball. Auf den ersten Blick klingt das wie ein schlechter Scherz, dennoch ist es so. Der Calli war bis 2004 neben Uli Hoeness der wohl bekannteste Manager der Bundesliga. Es gibt Leute, die behaupten, dass Calmund bekannter und vor allem beliebter sei als sein Club Bayer Leverkusen.

28 Jahre lang verkörperte Reiner Calmund den Werksverein des Chemie-Konzerns Bayer, er hob ihn aus der Retorte auf die grosse Bühne, zunächst als Stadionsprecher und Jugendleiter, dann als Manager und Geschäftsführer der Bayer 04 Leverkusen Fussball-GmbH. Calli verpflichtete Starkicker wie Rudi Völler, Bernd Schuster, Ulf Kirsten, Michael Ballack, Jorginho, Zé Roberto, Emerson oder Paulo Sérgio.

Vor allem aber: Calli hatte immer was zu sagen. Er gab jederzeit und zu allem seinen Senf dazu, das machte ihn zu einem begehrten Gast in Talkshows und diversen Sportsendungen des Fernsehens. So stieg dieser äusserlich so unförmig wirkende, schwergewichtige Mann zu einem verbal äusserst eloquenten Irrwisch der Branche auf, der überall zu sein schien.

Dabei hatte er wirklich Ahnung vom Fussball. Der gelernte Aussenhandelskaufmann und studierte Betriebswirt spielte während seiner Schulzeit durchaus talentiert bei den Amateuren der Spielvereinigung Frechen 20. Nach einer schweren Verletzung wurde er 1967 im selben Jahr Jugendtrainer und ein Jahr später mit der B-Jugend von Frechen Mittelrheinmeister. Als Co-Trainer beim Verbandligisten SC Brühl, seinem Heimatort zwischen Köln und Bonn, schaffte er 1975 hinter dem Aufsteiger Bayer Leverkusen die Vize-Meisterschaft am Mittelrhein und erreichte die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Amateurmeisterschaft.

Abschied von Bayer Leverkusen

Nach dem furiosen Aufstieg bei Bayer Leverkusen kam 2004 ein überraschendes Aus. Calmund trat von allen Ämtern zurück, aus gesundheitlichen Gründen, wie es hiess. Zwei Jahre später wurde bekannt, dass der umtriebige Calmund entlassen worden war. Es ging um dubiose Bargeld-Transaktionen.

Immerhin nahm Calli eine Abfindung sowie eine Direktorenpension in Millionen-Höhe mit in den einstweiligen Ruhestand. Die grosse Liebe zwischen Calmund und Bayer Leverkusen war jedoch ein für alle Mal erloschen. Calli wendete sich nun mit gewohnter Vehemenz den wahren Dingen des Lebens zu, wie zumindest er sie sieht.

Dauergast im TV

Die haben alle unmittelbar mit der Person Reiner Calmund zu tun. Mit den Geschichten, die sein Leben schrieb oder sein gnadenloser Appetit. Calli ist ständiger Dauergast in Talksshows, Quiz-Sendungen und diversen Experten-Runden. Das Publikum kennt ihn als Jury-Mitglied bei „Grill den Profi“, „Grill den Henssler und „Die Kocharena“ sowie als Fussball-Fachmann bei Sky. Calmund ist eine bekannte Werbe-Figur und stand für Firmen wie fluege.de, Katjes und Müller-Milch vor der Kamera. Auf Twitter hat er 146’000 Follower, und bei Facebook haben ihn über 67’000 Personen abonniert.

Die Medien schätzen Callis Talent als Geschichtenerzähler, denn ihm fliegen die Storys nur so zu. Er hat immer was zu erzählen, da muss er gar nicht lange nachdenken. Ob er nun über seine Mama Annelore berichtet – oder über einen besonders üblen Bandscheibenvorfall. Calli fällt immer etwas ein.

Für Aufregung sorgte Story über seinen toten Vater Karl Calmund, an der er die „Bild“-Zeitung teilhaben liess. Der Vater, „ein Junge aus dem Leben. Er hat feste gearbeitet und Feste gefeiert“, ging 1952 nach einem Familienkrach in die Fremdenlegion. Zwei Jahre später ist er im Indochinakrieg in der Schlacht um Dien Bien Phu gefallen. 2008 hat Calmund das Grab in Vietnam ausfindig gemacht. Dann steht er ganz in Schwarz auf dem Friedhof von Bac Ninh – und „Bild“ berichtet: „Er gibt dem Grabstein seines Vaters einen Klaps und sagt: ‚Da hast du schönen Unfug gemacht. Ich hatte so wenig von dir. Musste das sein, dass dein Leben hier so zu Ende geht? Mach es gut.'“

Seine Liebe zur Familie und zum Essen

Gern erzählt er auch von Frau und Kind. Calmund ist seit 2003 in dritter Ehe verheiratet, er hat fünf Kinder und vier Enkelkinder aus seinen ersten beiden Ehen. Die Familie lebt jetzt im Saarland. 2012 hat er die kleine Nisha (8) aus Thailand adoptiert.

Man kann nicht sagen, dass der Calli ein Star aus der Retorte ist. Eher einer aus der Torte oder vielmehr etlichen Torten, denn sein stattliches Übergewicht dürfte – neben dem Mundwerk – ein primäres Markenzeichen sein, dem er geradezu zwangsläufig ein ganzes Buch gewidmet hat: das Werk „Eine Kalorie kommt selten allein“. Hübsch ist auch die Anekdote, wie ihn seine jüngste Liebe über den Magen erobert hat: „Ich habe meine Frau ja auch beim Essen kennengelernt. Sylvia und ich sassen im Restaurant, wir haben privat geredet, am Ende des Abends war ich in sie total verknallt. Bei unserer nächsten Verabredung gab es Meeresspezialitäten – wir hatten dummerweise am nächsten Tag beide eine Fischvergiftung. Davon haben wir uns aber nicht beirren lassen.“

Calli liebt die gutbürgerliche Küche. „Dass ich so dick bin, liegt nicht an meinen Erbanlagen. Ich bin selber schuld. Zu viel gegessen, zu wenig bewegt. Ganz einfache Sache. Ich kriege das nicht in meine Birne rein. Das ist einfach so. Ich habe es aber auch nie anders kennengelernt, schon als kleines Kind habe ich immer etwas zu naschen bekommen. Das prägt fürs Leben.“

Vor etwa zehn Jahren hat ihn der Musiker und Extremsportler Joey Kelly trainiert. Calli nahm über 30 Kilo ab und wog (nach eigenen Angaben) nur noch: 137,5 Kilo. Nach zehn Monaten nahm er sogar an einem Halbmarathon (21,1 km) teil. Er fühlte sich leicht „wie eine Bleifeder“ und wankte nach 3:56:07 Stunden über die Ziellinie. Die Zuschauer haben ihren Calli bejubelt. Einige versuchten ihn mit Sahnetorte, gegrillten Würstchen oder Schokoriegeln in Versuchung zu führen – angeblich vergeblich. Solche Torturen nimmt er nicht mehr auf sich. „Ich trainiere nicht mehr Richtung Halbmarathon wie vor zehn Jahren, als mich Joey Kelly so zärtlich unter seine Fittiche nahm, dass mir am Anfang regelmässig schwarz vor Augen wurde. Aber tatsächlich ist mir Sport im Wasser lieber“, sagte er „Focus online“. „Ich schwimme regelmässig und betreibe unter Anleitung Aquajogging. Ich fühle mich sehr wohl im Wasser, weil es mich natürlich leichter macht und die Bewegung deutlich gelenkschonender ist.“

Und wie wird er seinen Ehrentag heute verbringen? „Das wird nicht verraten. Nur so viel: Es wird ein bisschen grösser und wir feiern doppelt. Einmal im Rheinland und einmal in meiner neuen Heimat Saarland“, gibt sich der Jubilar geheimnisvoll.

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