Karl Lagerfeld: Sein aussergewöhnliches Leben für die Mode

Sonnenbrille, Kragen. Handschuhe: Die Lagerfeld-Uniform versteckte seit Jahrzehnten den Alterungsprozess von Karl Lagerfeld. Auch dem Modezar selbst war alles daran gelegen, keinen Gedanken an seine Endlichkeit zuzulassen. Umso überraschender kommt nun sein Tod.

In der Frontrow der Modewelt hatte man sich schon länger Sorgen um König Karl gemacht: Im Januar fehlte der Kreativdirektor das erste Mal überhaupt bei der Modenschau von Chanel. Die Sorgen beruhigte der unermüdlich arbeitende Lagerfeld Anfang Februar noch selbst mit einem Instagram-Video, in dem er der ehemaligen „Vogue“-Chefredakteurin zu ihrem neuen Magazin gratulierte.

Kult-Outfit mit hohem Wiedererkennungswert

Auch in diesem letzten Video führte er sie wieder vor, seine „Lagerfeld-Uniform“, die er in mehreren Jahrzehnten zur Perfektion hochstilisiert hat: Weiss gepuderter Zopf, dunkle Sonnenbrille, hochgeschlossener Kragen, Handschuhe. Diese Markenzeichen des Modezars sorgten aber nicht nur für ein Kult-Outfit mit hohem Wiedererkennungswert – sie verbargen auch seit langem das wahre Alter des Modezars, über das seit jeher spekuliert wurde.

So liess sich der Kreativdirektor von Channel 2008 noch zum 70. Geburtstag gratulieren – wahrscheinlicher jedoch ist, dass Kaiser Karl zu diesem Zeitpunkt schon 75 Jahre alt war, wie man unter anderem in der Personendatenbank Munzinger lesen kann. Demnach war der Zar 1933 geboren worden. Und starb nun im Alter von 85 Jahren in Paris, wie aus der Modehauptstadt berichtet wird.

Aus Karl Glücksklee wurde Kaiser Karl

Während die Presse ihn in den letzten Jahrzehnten mit allerlei königlichen Spitznamen bedeckte, wurde Lagerfeld in seiner Jugend Karl Glücksklee genannt. Der Grund: Seinem Vater Otto Lagerfeld gehörte das Kondensmilch-Unternehmen Glücksklee GmbH. Bereits 1953 zog der junge Karl mit seiner Mutter Elisabeth nach Paris. Nach der Schulzeit am Lycée Montaigne arbeitete er 1955 als Assistent bei Pierre Balmain und machte dort seine Schneiderausbildung. Nach Stationen als künstlerischer Direktor bei Chloé und Designer für Fendi wechselte er 1983 dann zu Chanel.

Viele Frauen – und auch einige Männer – durften bereits den Titel „Muse von Karl Lagerfeld“ tragen. Dazu gehören unter anderem: Claudia Schiffer (48), Vanessa Paradis (45, „Der Auftragslover“), Nicole Kidman (51, „Big Little Lies“) oder Baptiste Giabiconi (28, „Là-Bas“). Privat blieb Lagerfeld allerdings für sich. Nach dem Tod seines an Aids erkrankten Partners Jacques de Bascher im Jahr 1989 lebte der Designer allein. Ein Zimmermädchen, ein Koch und zwei Chauffeure kümmerten sich um ihn. In sein Bett durfte nur Katze Choupette.

Letztendlich überzeugte ihn die Jogginghose doch noch

Finanziell musste sich Lagerfeld keine Sorgen machen. Er galt als vielfacher Millionär mit Wohnungen in Paris, Monte Carlo, New York und Biarritz. Er lebte nach dem Motto: „Man muss das Geld zum Fenster rauswerfen, damit es zur Tür wieder reinkommt.“ Ein Spruch, der seither immer wieder zitiert wird. Wie viele andere des Chef-Provokateurs, darunter der Klassiker, dass man die Kontrolle über sein Leben verloren hätte, sobald man in Jogginghosen auf die Strasse gehen würde. Trends gingen allerdings nie an Lagerfeld vorbei, weshalb er 2014 schliesslich Hand in Hand mit Supermodel Cara Delevingne (26) über den Laufsteg schritt – der er eine zerlöcherte Jogginghose auf den Leib geschneidert hatte.

Lagerfeld liebte seine Arbeit – und dachte weder daran, damit jemals aufzuhören, noch sich mit „Gleichaltrigen“ zu umgeben oder seine Memoiren zu schreiben. Zu seinem Lebenswerk zitierte ihn die „Bild“-Zeitung wie folgt: „Wenn man anfängt, sich hinzusetzen und zu denken: ‚Ach, war das schön‘, dann ist man Alteisen und reif für den Mülleimer.“ Dieses Bild liess Lagerfeld niemals von sich aufkommen – bis zum Schluss nicht.

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