Niki Lauda: Hart im Nehmen, hart im Geben

Niki Lauda ist einer der bekanntesten und populärsten Österreicher der Welt. Am heutigen Freitag feiert die Formel-1-Legende ihren 70. Geburtstag.

Freunde, sagt er, habe er keine. „Was sind denn überhaupt Freunde?“, fragte er sich vor Jahren in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Er wisse nur eines: Oben habe man viele, in der Mitte wenige und unten keine. „Da mache ich die Dinge lieber mit mir selbst aus.“

So ist er nun mal, der Niki Lauda. Unter den 8,7 Millionen Österreichern dürfte der ehemalige Formel-1-Rennfahrer, Pilot und Luftfahrtunternehmer einer der populärsten sein. „Niki Nationale“, nennen ihn seine Landsleute, und man weiss gar nicht mal so genau, ob sie ihn wegen seiner vielen Erfolge so verehren oder seinen bissigen Humor, seine Zielstrebigkeit und die messerscharfe Intelligenz eher fürchten.

Am heutigen 22. Februar wird einer der bekanntesten lebenden Österreicher 70 Jahre alt.

Der Weltmeister

Man kennt den „Mann mit der roten Kappe“ und dem unfallvernarbten Kopf auf der ganzen Welt. Sein Gesicht symbolisiert gleichermassen Erfolg, Überlegenheit und Tragik. Parameter, die im Leben des Niki Lauda anscheinend eng mit einander verknüpft sind. Doch ganz gleich, wie es gerade kommt: Der Mann kommentiert seine jeweilige Lebenssituation und die der anderen mit Sprüchen, die keinerlei Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen, auch nicht auf die eigenen.

Nach seinen ersten Siegen im Rennsport und einigen spektakulären Unfällen in der Formel 3 beschloss er, nicht länger als „Wahnsinniger in einem Feld von zwei Dutzend Wahnsinnigen“ zu fahren und ging in die Formel 2. Von 1971 und 1985 fuhr er dann in der Formel 1 – und beschrieb sein Talent so: „Ich habe immer gesagt, ein Affe kann mit den heutigen Formel-1-Autos fahren – also auch ich.“

Er wurde dreimal Weltmeister (1975 und 1977 mit Ferrari, 1985 mit McLaren), doch seine Quintessenz dieser Karriere lautete: „Das Ganze ist so dahingefloatet!“

Der Horrorcrash

1976 hatte er einen fürchterlichen Unfall auf dem Nürburgring nur ganz knapp überstanden. Mit schweren Kopfverbrennungen und verätzter Lunge. Später sagte er: „In der Formel 1 hast du nur gewonnen, wenn du sie überlebst.“ 42 Tage nach dem Horrorcrash startete er wieder beim Grossen Preis von Italien, obwohl er sich von Ferrari unter Druck gesetzt gefühlt hat. Dennoch beschied er Kritikern: „Ich werde fürs Fahren bezahlt, nicht fürs Parken!“

Die Narben, die er durch die Brandverletzungen davontrug, versteckt er seit jeher unter einer roten Kappe. So schützt er sich vor den bohrenden Blicken der Öffentlichkeit. Übrigens hat ihm die Werbung mit der Kopfbedeckung mehrere Millionen eingebracht. Er meint, er sei auch vor dem Crash kein besonders schöner Mann gewesen. Und: „Nachdem ich in meinem Beruf nur vom rechten Fuss lebe, ist es mir egal, wie ich aussehe.“

Als er 1985 erneut die Weltmeisterschaft gewann und seine aktive Rennkarriere beendete, lautete sein Kommentar: „Ich habe es satt, blöd im Kreis herumzufahren.“

Der Unternehmer

Niki Lauda war nicht nur Rennfahrer und Motorsportexperte. Er war und ist Unternehmer, was auch an den Genen liegen mag, denn er entstammt einem steinreichen, von Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) geadelten Wiener Industrie-Clan (Ritter von Lauda), der ihm bei seiner Formel-1-Karriere aber nie behilflich war.

Menschen, die ihn kennen, sagen ihm eine extreme Geschicklichkeit im Umgang mit Geld nach. Er ist auch ohne Zutun seiner vermögenden Familie reich geworden. Experten taxieren ihn auf 200 Millionen Euro. Einige behaupten, er sei der grösste Geizhals von Wien. Das dementiert er und sagt: „Wer reich werden will, dessen Bedürfnis, Geld zu behalten, muss grösser sein als sein Bedürfnis, Geld auszugeben.“

Lauda ist ein erfolgreicher Flugunternehmer (u.a. Lauda Air, Niki Luftfahrt), und doch musste er in dieser Branche den schlimmsten Tiefpunkt seines Lebens hinnehmen. Am 26. Mai 1991 stürzte eine Boeing 767 in Thailand ab. 223 Todesopfer, Absturzursache: technisches Versagen. Die Welt erlebte einen vor Entsetzen erstarrten Niki Lauda.

Die Familie

Seit 2008 ist er mit der 30 Jahre jüngeren ehemaligen Stewardess Birgit Wetzinger verheiratet. 2009 kamen die Zwillinge Max und Mia zur Welt. Aus seiner ersten Ehe (1976-1991) mit Marlene Knaus hat er die Söhne, Fussballtrainer Lukas (40) und Rennfahrer Mathias (38).

Seine erste Frau hat gesagt, Niki Lauda sei in seiner Formel-1-Zeit „das grösste Arschloch der Welt“ gewesen. Dazu sagt er: „Das stimmt, und das ist auch ganz logisch. Spitzensportler müssen völlig fokussiert sein, sonst könnten sie sich diesem Risiko nicht aussetzen, schon gar nicht in der Formel 1. Ich war meinen älteren Söhnen in dieser Zeit sicher kein guter Vater, ich war ja nie da. Aber nach dem Unfall hat sich das schon verändert, da gehen die Scheuklappen ein bisschen auf und man kriegt auch was mit vom normalen Leben. Aber mit Windeln und Babyflaschen hatte ich nie was am Hut.“

Der als distanziert wahrgenommene Nike Lauda sagt, er sei „ein sensibler Mensch. Deshalb baue ich eine Mauer um mich auf.“ Er spricht von seelischen Verletzungen, die ihm zugefügt worden seien, zum Beispiel als eine Zeitung nach seinem Unfall schrieb: „Niki Lauda kommt durch, aber wie lebt ein Mann ohne Gesicht?“ Selbst „die Grossmütter“ hätten bei seinem Anblick geflüstert: „Schau, der arme Hund ist da fast verbrannt, ob der überlebt? Diese Aufs und Abs ziehen sich durch mein Leben, und das interessiert die Leute.“

Die Gesundheit

An seinen physischen Verletzungen laboriert er bis heute. Seine beiden Nieren mussten ausgetauscht werden, eine spendete sein Bruder Florian, die andere seine zweite Frau. Und im Sommer letzten Jahres konnte nur eine Lungentransplantation sein Leben retten. Nach wenigen Wochen meldete er sich zurück: „Ich war kurzfristig tot. Jetzt bin ich wiederauferstanden“, sagte er dem „Blick“.

Zwar brachte ihn eine Grippe um den Jahreswechsel wieder in ein kritisches Stadium, doch mittlerweile hat er sich erholt. Derzeit ist er täglich sechs Stunden in der Reha, um seinen geschwächten Körper zu kräftigen. Das Wichtigste sei, so Lauda zum Wiener Blatt Kurier: „Die Lunge läuft wie ein Glöckerl!“

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