Senta Berger: Gedanken um das liebe Geld

Schauspielerin Senta Berger spricht in einem neuen Interview offen über frühere Gagen, ihre generelle Einstellung zum Geld und ihren Notnagel in Wien.

Senta Berger (77, „Unter Verdacht“) ist eine der beliebtesten deutschsprachigen Schauspielerinnen. Ein Weltstar, der in Hollywood gearbeitet und mit Leuten wie John Houston, Orson Welles, Frank Sinatra, Kirk Douglas, Yul Brynner, Alain Delon und Marcello Mastroianni gedreht hat. In über 100 Filmen und TV-Serien stand die Charakterdarstellerin im Mittelpunkt. Da bleibt auch materiell mehr hängen als die treue Sympathie des Publikums. „Je mehr Geld man hat, desto unwichtiger wird es“, erklärt sie jetzt in einem neuen Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ).

„Ich scheue die Verantwortung“

Zwar würde ihr Mann, der Regisseur Michael Verhoeven (80), nun sagen: „Aber Senta, da bist du sehr naiv, je mehr Geld man hat, desto mehr möchte man haben.“ Doch bei ihr sei das nicht so. „Ich scheue die Verantwortung, mehr Geld zu haben, einfach weil ich mich damit nicht zu sehr beschäftigen möchte.“

Sie kommt aus einfachsten Wiener Verhältnissen und hatte 1957 im Alter von 16 Jahren eine erste Rolle im Film „Die Lindenwirtin vom Donaustrand“. Die Gage betrug: „80 Schilling (ca. 6 Franken) pro Tag.“ Es waren zehn Drehtage. „Während der Schauspielschule habe ich dann mit Yul Brynner gedreht. Dafür gab’s 3’000 Schilling (ca. 230 Franken). So viel, wie mein Vater nach Hause gebracht hat in zwei Monaten.“

Existenzängste hat Senta Berger nicht

Als sie etwas über 20 war, bekam sie für ihre grosse Rolle in „The Waltz King“ („Liebe im 3/4-Takt“) schon ein richtig stattliches Honorar: „Für die Gage von damals 40’000 Mark (umgerechnet ca. 25’000 Franken) habe ich mir eine Wohnung in Wien gekauft. Neubau, mit rosa gekacheltem Bad. Die Wohnung gibt es immer noch, und wir nutzen sie, wenn wir, viel zu selten, in Wien sind. Ihre „tatkräftige, praktisch veranlagte Wiener Verwandtschaft“ rate immer zum Vermieten. Das sei natürlich undenkbar, „es sei denn, du bist wirklich am Hund“.

Existenzängste wie so viele andere Schauspieler hat sie nicht, andererseits kann sie sich an ein Gespräch mit der befreundeten Kollegin Christiane Hörbiger (80) erinnern. Da haben die beiden Stars, „als wir so Anfang/Mitte 50 waren scherzhaft, aber nicht ganz, gesagt: ‚Wenn nix mehr geht, dann gehen wir halt putzen. Weil des könn‘ ma!'“. Schauspielerinnen könnten „wahnsinnig gut putzen“, weil sie „Ästhetikerinnen“ seien. „Wir haben einen Blick, wir sehen den Staub. Wir lernen Texte beim Putzen.“

Sie weiss, dass sie „Glück hatte, einigermassen gesichert leben zu können. Mit Durststrecken“. Sie kenne auch die schlaflosen Nächte, als sie zum Beispiel 1982 mit der gemeinsamen Filmproduktionsgesellschaft Sentana, die mittlerweile auf die beiden Söhne Simon (46) und Luca Verhoeven (40) überschrieben wurde, den preisgekrönten Erfolgsfilm ihres Mannes, „Die weisse Rose“, selbst finanzieren mussten. „Aber wir hatten ja das Haus hier (in Grünwald bei München – die Red.) Bei allen Finanzierungen war das Haus immer das Pfand.“

Die Schauspielerin möchte für ihre Enkel da sein

Natürlich weiss sie auch von der unterschiedlichen Bezahlung von weiblichen und männlichen Schauspielern. „Als Produzentin habe ich immer darauf geachtet, dass Frauen und Männer gleiches Honorar bekommen“, sagt sie der SZ. „Als Schauspielerin kenne ich allerdings die Ungerechtigkeiten des Gagengefälles von vielen Kollegen.“

Grundsätzlich könne es aber nicht nur um Gage und immer mehr Gage gehen. „Das Geld vergeht, die Schande bleibt. Es ist so: Wenn ich höre, was einer mit einem Film, den ich verachte, verdient hat, dann perlt das an mir ab. Ich trage die Nase dann sehr hoch. Das ist ein furchtbarer Hochmut, aber der einzige, den ich mir leiste.“

In ihrem Leben seien jetzt andere Dinge wichtiger: „Ich habe es versäumt, meine drei Enkelkinder richtig zu begleiten. Ich habe so viel gearbeitet bis vor zwei Jahren, dass ich sie gar nicht richtig habe aufwachsen sehen. Und das möchte ich nicht. Ich möchte eine Oma Resi sein, wie es meine Mutter für meine Kinder gewesen ist.“

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