Hannelore Elsner: Darum war sie die letzte Diva Deutschlands

Schauspielerin Hannelore Elsner galt als die Grande Dame des deutschen Films. Am Osterwochenende ist die gebürtige Bayerin überraschend gestorben. Ein kleiner Rückblick auf ihr Leben.

Hannelore Elsner ist tot. Die Schauspielerin starb am Ostersonntag im Alter von 76 Jahren nach überraschender schwerer Krankheit, wie der Anwalt der Familie, Dr. Matthias Prinz, der Redaktion am Dienstag bestätigte. Die letzte Diva Deutschlands wurde sie unter anderem genannt. In Interviews galt sie unter Journalisten als schwierig. „Wenn sie etwas nicht mag, sagt sie das direkt, aber meistens freundlich“, beschrieb ihr Sohn Hannelore Elsner einmal im Doppelinterview mit der „Bild“-Zeitung.

Liest oder hört man sich alte Interviews mit der Schauspielerin an, stellt man fest: Sie sprach stets mit Bedacht. Hörte bei jeder Frage genau hin, versuchte dem Interviewpartner die richtige Antwort zu geben. Verstand sie eine Frage nicht, liess sie einen das wissen. Fand sie eine Frage zu oberflächlich, zu dumm, ebenfalls. Hannelore Elsner konnte sich das leisten, denn ihre Karriere im deutschen Film und Fernsehen war eine beeindruckende.

Ihre Entdeckung

Mit 16 Jahren wurde sie von einem türkischen Regisseur entdeckt, als sie gerade mit ihrer Mutter die Strasse entlangspazierte. Aus dem geplanten Film wurde zwar trotz eines Fluges nach Istanbul nichts, doch es folgte eine Schauspielausbildung in München, die quasi den Grundstein für Hannelore Elsners Werdegang legte. Nach ersten Theaterengagements gab die Elsner mit 17 Jahren ihr Filmdebüt in „Freddy unter fremden Sternen“ (1959). 1963 folgte die Rolle der mittellosen Schauspielerin Sylvia Stössi im Filmdrama „Die endlose Nacht“ von Regisseur Will Tremper (1928-1998).

Dem folgten unzählige Rollen in TV- und Filmproduktionen. Von 1983 bis 1997 wirkte sie in insgesamt sieben „Tatort“-Krimis mit – am bekanntesten ist wohl ihre Darstellung der Peggy Karoly im „Tatort: Peggy hat Angst“ (1983). Ab 1994 ermittelte sie ganze 66 Episoden lang als „Die Kommissarin“ Lea Sommer im Abendprogramm des Ersten. Zu ihren grossen Erfolgen gehören ausserdem die Filme „Die Unberührbare“, „Mein letzter Film“ oder auch „Hanami – Kirschblüten“. Sie erhielt das Bundesverdienstkreuz, den Deutschen Filmpreis sowie den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises für ihr Lebenswerk.

„Die Filmrollen finden mich“

Ihre bayerische Oma habe sie schon als Kind gelehrt, das Leben so zu nehmen wie es kommt, erzählte Hannelore Elsner, als sie 2011 im Rahmen ihrer Autobiografie „Im Überschwang“ in der NDR-Talkshow „DAS!“ zu Gast war. Dieses Prinzip schien die Schauspielerin auch auf ihren Beruf übertragen zu haben. „Die Filmrollen finden mich. Eine Filmrolle lehrt einen etwas. Das ist eine grosse innere Beschäftigung. Da beginnt die Suche in einem selbst nach Empfindungen oder Parallelen, Wissen, Erfahrungen, die man dann verwenden kann“, erklärte sie im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen“.

Dass man gegen das Spiel des Lebens machtlos ist, musste Hannelore Elsner schon früh lernen. Ihr Bruder Manfred wurde bei Kriegsende im März 1945 bei einem Tieffliegerangriff getötet. Ihr Vater starb als sie acht Jahre alt war an Tuberkulose. Ihre Mutter blieb ihr fremd. „Kurz bevor sie starb, gab es einen Moment, wo wir uns verabredet hatten zum Gespräch. Daraus wurde nichts; an dem Tag, an dem wir uns treffen wollten, starb sie ganz plötzlich an Herzversagen. Mit 59 Jahren“, erzählte sie 2011 der „Süddeutschen Zeitung“.

Zu ihrem Sohn Dominik – aus der Beziehung mit Regisseur Dieter Wedel (77) – pflegte sie ein enges Verhältnis. Ihr einziges Kind kam am 18. April 1981 zur Welt, ganze drei Monate zu früh. Zweimal war die Grande Dame insgesamt verheiratet. Ihre erste Ehe mit Schauspieler und Synchronsprecher Gerd Vespermann (1926-2000) hielt zwei Jahre, die zweite Ehe mit dem Dramaturgen Uwe Carstensen (63) dauerte von 1993 bis 2000.

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