Jany Tempel: Kritik an der #MeToo-Bewegung

Was ist von der #MeToo-Bewegung noch übrig? Schauspielerin Jany Tempel, die Vorwürfe gegen Dieter Wedel erhob, zieht in einem offenen Brief eine bittere Bilanz.

Anfang des Jahres 2018 wurden Vorwürfe gegen Dieter Wedel (79) laut: Vor eineinhalb Jahren erschien im „ZEIT Magazin“ der Artikel „Im Zwielicht“, in dem unter anderem die ehemalige Schauspielerin Jany Tempel (49) schwere Anschuldigungen gegen den Regisseur erhob. Er bestreitet die Vorwürfe kategorisch. Nun zieht Tempel in einem offenen Brief namens „512 Tage Schweigen“ auf ihrer Webseite Bilanz und rechnet mit dem Verlauf der #MeToo-Bewegung ab.

„Es wird nur über die Täter gesprochen“

„Mutig habe ich damals meine zutiefst private und schmerzhafte Geschichte erzählt – und damit unzähligen Menschen aus der Seele gesprochen. Viele Betroffene meldeten sich und dankten mir. Viele Frauen schlossen sich mir an, hatten gleiche Erfahrungen mit Dieter Wedel gemacht“, schreibt Tempel. Doch inzwischen spreche so gut wie niemand mehr darüber. Auch die Vorreiterinnen in den USA, wie etwa #MeToo-Gründerin Tarana Burke (45) und Schauspielerin Alyssa Milano (46), seien in Vergessenheit geraten. „Es wird nur über die Täter gesprochen“, kritisiert sie.

Im Rahmen der Ermittlungen in ihrem Fall habe sie zu den Reaktionen, die ihre Enthüllung Anfang 2018 auslösten, geschwiegen. Tempel schildert das als Belastung: „Mir wurde einerseits Schweigen auferlegt, andererseits musste ich zermürbende Anhörungen bei der Kripo über mich ergehen lassen.“

„Wir leben in einer Zeit der Trends“

Die ehemalige Schauspielerin sieht auch die Medien in der Verantwortung und kritisiert den Umgang mit der #MeToo-Debatte: „Wir leben in einer Zeit der Trends. Der Metoo-Trend ist ‚durch‘, sagt man mir. Was mir und den anderen geschehen ist, scheint schon wieder egal zu sein“. Mit ihrem offenen Brief wolle sie „mein auferlegtes Schweigen“ brechen: „Wie sollen wir Vertrauen gewinnen, einen Übergriff zu melden, wenn danach scheinbar nichts passiert?“

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