John Wayne: Vor 40 Jahren starb die Männlichkeit

John Wayne – die Gravitas dieses Namens und alles, wofür er steht, ist auch 40 Jahre nach dem Tod des Schauspielers erdrückend. So wie viele Überzeugungen des „Muster-Patrioten“.

Was wohl John Wayne zu sagen hätte, würde sein Blick über die heutigen Actionhelden schweifen? Selbst die kernigsten unter ihnen, „The Rock“ (47) oder Vin Diesel (51), würden wohl nur ein verächtliches Schnauben des Mannes hervorrufen, der in über 150 Filmen stets den Ton angab. Ob als Cowboy, Soldat oder Sheriff. Vor 40 Jahren, am 11. Juni 1979, starb das Epizentrum der Kino-Männlichkeit, das heutzutage umgehend und nicht zu Unrecht den Zusatz „toxisch“ bekommen würde. Und auch die politischen Ansichten des Oscargewinners verdienen dieses zweifelhafte Prädikat.

Ein Mann, viele Namen

Zunächst hörte John Wayne auf den wenig kassentauglichen Namen Marion Robert Morrison, seine Eltern änderten den zweiten Vornamen jedoch nachträglich in Mitchell um. Zum Künstlernamen John Wayne kam er 1930 wie die Jungfrau zum Kinde. Nicht er, sondern Regisseur Raoul Walsh verlieh ihm den klangvollen Namen, als er ihn für seinen Western „Der grosse Treck“ engagierte. Und der Spitzname „The Duke“, den er bis zum Rest seines Lebens trug? Der rührte von seinem Hund Duke, mit dem er als Kind unzertrennlich war und daher schliesslich selbst zum „Duke“ (Herzog) ernannt wurde.

Vom B-Movie-Nobody zum Topverdiener

Dass Wayne nicht auf Lebzeit mit seinem weltberühmten Gang durch B-Movies wanken musste, hatte er Filmemacher John Ford zu verdanken. Der castete seinen Freund entgegen der Wünsche der Produzenten in seinem Film „Ringo“, mit dem der Name Wayne Ende der 30er Jahre schlagartig ein Begriff wurde. 14 gemeinsame Filme, fast allesamt Western, sollten die beiden als Regisseur/Hauptdarsteller-Gespann insgesamt ins Kino bringen.

Zwar machte Wayne grösstenteils als Bewohner des Wilden Westens von sich reden, aber auch im Krieg war er zumindest schauspielerisch oft zu Hause. Ob in „Alarm im Pazifik“ (1944), „Stahlgewitter“ (1945) oder „Schnellboote vor Bataan“ (1945). An die echte Front verschlug es den Patrioten aber nie – als Vater von damals vier Kindern (insgesamt hatte er sieben Kinder aus drei Ehen) wurde er nicht eingezogen. Einer der grössten Leinwandhelden des Zweiten Weltkriegs hatte also nie gedient und wurde reich, während andere Männer starben. Diesen Vorwurf soll ihm jedenfalls sein Freund John Ford gemacht haben.

Was Wayne definitiv nicht reich machte war sein Regiedebüt 1960. Als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller inszenierte er die berühmte Schlacht von Alamo im gleichnamigen Film, der jedoch floppte und ein beträchtliches Loch in Waynes Bankkonto riss. Vielleicht auch deshalb wagte er sich danach nur noch ein einziges Mal hinter die Kamera…

Der Mann vs. der Mythos

Stoisch, bestimmend, zuweilen galant, oft raubeinig und immer autoritär. So lässt sich der Archetypus der John-Wayne-Rolle beschreiben. Kurzum: Ein Mann, mit dem man vielleicht nicht einer Meinung ist, dem aber nicht widersprochen wird.

In der Realität sah das anders aus, was vornehmlich an Waynes drastischen Überzeugungen lag. Als ultrakonservativer Hardliner drehte er etwa den Propagandafilm „Die grünen Teufel“ (seine einzige weitere Regierarbeit) während des Vietnamkriegs, bezeichnete in einem Interview die Ureinwohner Amerikas als egoistisch und auch bezüglich der Sklaverei liess er skandalträchtige Meinungen verlauten. Und dennoch vermochte zu Lebzeiten quasi nichts an seinem Image als makelloser Patriot zu rütteln. Bei manch einem Republikaner, denen Wayne glühend angehörte, ist das vielleicht bis heute so.

Der lange Kampf und der plötzliche Abschied

Die Umstände John Waynes langjähriger Krebserkrankung sind dubios. Zwar rauchte er mehrere Schachteln Zigaretten am Tag, immer wieder wird aber der Dreh des Films „Der Eroberer“ als Ursache genannt. Der fand nahe eines Atomwaffen-Testgebiets statt, in der Folge ereilte noch andere Crew-Mitglieder eine Krebsdiagnose. Rund 15 Jahre lang kämpfte Wayne gegen die Krankheit, der 1964 bereits einer seiner Lungenflügel zum Opfer fiel.

1979 hatte er seinen letzten öffentlichen Auftritt, bei der 51. Oscarverleihung. Unter Standing Ovations des Publikums sagte er dort, viel mit dem Goldjungen gemein zu haben. „Oscar betrat 1928 die Hollywood-Bühne – genau wie ich. Wir sind beide etwas vom Leben gezeichnet, aber noch immer hier. Und wir planen beide, noch eine ganze Weile länger zu verweilen.“ Zwei Monate später war John Wayne tot.

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