George Lazenby: Was wurde aus dem vergessenen „Bond“?

George Lazenby stand nur ein einziges Mal als 007 vor der Kamera. Jetzt wird der Schauspieler 80. Doch was hat er nach „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ eigentlich gemacht?

George Lazenby (80) wurde am 5. September 1939 im Städtchen Goulburn im australischen Bundesstaat New South Wales geboren. 1969 kam er durch eine gehörige Portion Zufall an die Rolle des Geheimagenten James Bond in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969), wandte sich nach einem Film und Differenzen mit den Produzenten aber von 007 ab. Die Rolle bleibt allerdings bis heute wie Pech an ihm haften und die Frage nach dem „einmaligen Bond“ taucht häufig in Kreuzworträtseln auf – doch was hat er seitdem eigentlich sonst noch so gemacht?

Vom Automechaniker über das Modeln zu James Bond

Erst im Jahr 1963 verwirklichte der Automechaniker und Werbedarsteller die Idee, nach London zu ziehen, weil er sich in eine Frau verliebt hatte. „Sie war in einer ganz anderen Liga und ging nach England. Also sagte ich meinem Boss: ‚Ich gehe nach England.'“, erzählte Lazenby der australischen Zeitung „Sydney Morning Herald“. Gefunden habe er sie allerdings nicht. Zu dieser Zeit war Bond-Produzent Albert R. Broccoli (1909-1969) gerade auf der Suche nach einem Nachfolger für Sean Connery (89).

Als Broccoli einen Werbespot der Schokoladenmarke „Big Fry“ mit Lazenby sah, lud er ihn zu Probeaufnahmen ein. Lazenby kam mit Rolex, Connerys Bond-Frisur und einem eigentlich für Connery geschneiderten, aber von diesem nicht abgeholten Anzug ans Set, wie „The Hollywood Reporter“ schreibt. Nachdem er bei den Aufnahmen einem Stuntman aus Versehen die Nase brach, kam er in die engere Auswahl und bekam am Ende tatsächlich die Rolle. Dabei hatte er ausser für Werbeclips noch nie vor der Kamera gestanden und konnte auch die befehlende Art der Produzenten Broccoli und Harry Saltzman (1915-1994) von Anfang an nicht leiden.

Bond war schnell Geschichte

Für „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ erhielt Lazenby zwar eine Golden-Globe-Nominierung, zerstritt sich aber mit den Produzenten der Filmreihe so sehr, dass er sich letztendlich auch nicht auf den Sieben-Filme-Vertrag im Wert von einer Million US-Dollar (etwa 900.000 Euro) eingelassen hat – was damals viel Geld war.

„Als ich nicht unterschreiben wollte, verbreiteten sie, dass ich schwierig im Umgang wäre und keine Filmfirma wollte mich mehr. Ich konnte über Jahre keinen Job mehr bekommen. Also habe ich aufgegeben“, sagte er dem „Sydney Morning Herald“. Allerdings stimmt das nicht ganz, immerhin spielte er 1971 in „Universal Soldier“ und im Jahr darauf im italienischen Giallo „The Child – Die Stadt wird zum Albtraum“ mit, dessen Musik Filmkomponisten-Star Ennio Morricone (90) schrieb.

Flucht nach Honkong und Treffen mit Bruce Lee

Allerdings gibt es auch ein älteres Interview in der Tageszeitung „The Canberra Times“, das im Juli 1969, etwa ein halbes Jahr vor Kinostart, ein etwas anderes Bild zeichnet. „Ich finde James Bond grossartig, aber einige seiner kleinen Eigenarten mag ich nicht, wie Champagner und Kaviar. Das kann ich nicht ausstehen.“ Kurz darauf liess er sich einen langen Bart und lange Haare wachsen, was ihn auch optisch von Bond entrückte. Nach seinem Bond-Aus verliess er gebrochen London und wählte ein Ziel, das näher an seiner Heimat lag: die britische Kolonie Hongkong. Doch auch hier sollte er nicht glücklich werden.

„Ich war auf der Strasse und klammerte mich an einen Telefonmasten, als Bruce Lees Auto anhielt und er mir sagte, ich solle einsteigen. Ich hatte keine Wahl, da ich kein Geld hatte, aber eine schwangere Freundin“, erzählte Lazenby der Zeitung aus Sydney. „Er gab mir 10’000 US-Dollar und eröffnete ein Konto für mich. Bruce starb drei Tage später und ich mit ihm.“

Eigentlich hätte Lazenby in Lees letztem Film „Game of Death“ (deutscher Titel: „Bruce Lee – Mein letzter Kampf“) mitspielen sollen. Für drei Hongkong-Actionstreifen sollte es aber noch reichen, darunter auch ein Film mit dem findigen deutschen Titel „Stoner – Im Geheimdienst ihrer Majestät“ (1974).

John Cleese wollte ihn als Jesus Christus

1977 gelang Lazenby im Nachhinein sogar ein kleiner Coup, denn er ergatterte eine Rolle im „Kentucky Fried Movie“, dem ersten Film des Regietrios ZAZ (Jerry Zucker, Jim Abraham, David Zucker), die später Filme wie die „Die nackte Kanone“ (1988) drehten. Wie in der kommentierten DVD-Version von „Das Leben des Brian“ (1979) bekannt wurde, wollte „Monty Python“-Legende John Cleese (79), dass er als Jesus auftritt, damit man auf das Filmposter „und George Lazenby als Jesus Christus“ schreiben könne.

In den 1980er spielte er in vielen Fernsehserien mit, während als Film nur „Lance – Stirb niemals jung“ (1986) erwähnenswert ist. Hauptdarsteller John Stamos (56, „Full House“) sagte laut dem US-Branchenmagazin „The Hollywood Reporter“ über den Film lediglich: „Ich dachte, ich bin fertig mit dem Fernsehen – ich werde jetzt Filmstar! Und machte ich dieses Stück Scheisse.“ Das gibt auch so ziemlich die Einschätzung der Kritiker wieder.

Auch weiterhin flog Lazenby eher unter dem Radar und konnte bis zu seinem vorübergehenden Rückzug mit „Gettysburg“ (1993) immerhin noch einen von der Kritik gelobten Film vorweisen. Darin spielte er an der Seite von Martin Sheen (79, „Selma“) und Tom Berenger (70, „Inception“). Ansonsten war er Ende der 90er Jahre auch noch in einer Folge „Baywatch“ und weiteren Serien zu Gast. 2003 zog er sich dann für elf Jahre aus dem Filmgeschäft zurück. Danach drehte der vergessene „Bond“-Darsteller Streifen wie den unbekannten „Hunter“ (2015). Künftig wird er in „The Order“ und dem Zombieschocker „Z Dead End“ zu sehen sein.

Privat erlebte er Höhen und Tiefen

Auf familiärer Seite konnte George Lazenby jedoch aus dem Vollen schöpfen – und macht dafür auch seinen frühen „Bond“-Ausstieg mitverantwortlich. „Ich hätte nicht das Leben gehabt, das ich hatte. Ich habe wunderschöne Kinder, die ich vielleicht nicht gehabt hätte, wenn ich mit Bond weitergemacht hätte“, gestand er dem „Sunday Morning Herald“. Denn 1973, kurz vor der Geburt seiner Tochter Melanie (45), heiratete er Christina Gannett. „Wir haben zum Wohl des Kindes entschieden, dass wir das machen“, verriet er dem Magazin „The Australien Women’s Weekly“ im Jahr 1973.

Der gemeinsame Sohn Zachary starb allerdings 1994 im Alter von 19 Jahren an einem Hirntumor. Die Ehe ging im Jahr darauf in die Brüche. Eine zweite ging Lazenby 2002 mit Ex-Tennisprofi Pam Shriver (57) ein. Daraus gingen Sohn George Jr. (14) sowie die Zwillinge Kaitlin und Samuel (13) hervor. Die beiden liessen sich nach einem schmutzigen Scheidungskrieg 2011 aufgrund „unüberbrückbarer Differenzen“ scheiden, schon seit 2008 hatte es Berichte über ihre zerrüttete Ehe gegeben, wie damals etwa „The Telegraph“ schrieb.

Daneben war er in den 1980ern auch Motocross-Fahrer und gewann laut „Los Angeles Times“ sogar mehrere Rennen. Zuletzt lebte der Ex-Bond in Kalifornien, verkaufte aber 2018 sein langjähriges Haus in Antelope Valley.

Vorheriger ArtikelDwayne Johnson bricht Hochzeitsreise für Kumpel Kevin Hart ab
Nächster ArtikelDie Netflix-Serie „Grace and Frankie“ endet nach Staffel 7