Britney Spears: Wie ein Weltstar zur Marionette wurde

Britney Spears wurde als Teenager zum Weltstar und verkaufte Millionen von Alben. Ihr Erfolg machte sie zwar unfassbar reich, aber auch kaputt. Heute ist die Sängerin entmündigt und wird fremdgesteuert.

US-Star Britney Spears (37) steht schon lange unter der Vormundschaft ihres Vaters Jamie Spears. Diese wird er auch nach dem jüngsten Schlagabtausch vor Gericht zumindest teilweise behalten. Um den wahren Gehalt dieser Meldung zu verstehen, muss man allerdings etwas tiefer graben.

Wirtschaftsmacht und Privatperson

Britney Spears hat weit über 150 Millionen Alben verkauft und wurde mit einem Grammy und zahllosen anderen Preisen ausgezeichnet. Sie ist eine Wirtschaftsmacht und Werbe-Ikone, die Marken wie Motorola (Handys), Skechers (Schuhe), Pepsi (Limonade), Candie’s at Kohl’s (Mode) oder Elizabeth Arden (Parfums) als Testimonial millionenfache Gewinne bescherte.

Die Privatperson Britney Spears ist zigfache Millionärin, Mutter von zwei Söhnen (13 und 14 Jahre alt), geschieden von Ehemann Nummer eins (55 Stunden nach der Eheschliessung) und Ehemann Nummer zwei (nach drei Jahren).

Doch wenn man es ganz genau nimmt, ist Britney Spears eine Null. Ein höchstdotierter Niemand. Die 37-Jährige hat längst die Kontrolle über ihr Leben als Sängerin, Wirtschaftsmacht, Werbe-Ikone und Privatperson abgeben müssen. Seit über elf Jahren ist sie nicht mehr Herrin über sich selbst, seit sie am 1. Februar 2008 entmündigt wurde.

Wie sie zum Weltstar wurde

Ihre Karriere begann offiziell 1999 mit ihrem Debütalbum „… Baby One More Time“, das auf Anhieb auf Platz eins der US-Billboard-Charts schoss. Da war sie keine 18 Jahre alt – und bereits ein alter Hase im Showbiz. Schon mit drei Jahren wurde das Kind von den Eltern, vornehmlich von der Mutter, mit Gymnastik-, Tanz- und Gesangsunterricht auf eine Entertainment-Karriere getrimmt. Die kleine Britney gewann zahlreiche Wettbewerbe und Kindertalentshows, sie spielte in einem Musical mit, war Mitglied im „Mickey Mouse Club“, wo sie unter anderem mit Justin Timberlake (38) und Christina Aguilera (38) auftrat.

„Spears ist bekanntlich eine der ältesten Ikonen, die der Teenage-Pop jemals hervorgebracht hat, in Bezug auf Konzentration und Entschlossenheit in ihrem Alter. Viele 19-Jährige haben noch nicht einmal gearbeitet, während Britney […] ein Kind mit einer Vollzeit-Karriere ist. Während andere kleine Mädchen Plakate an ihre Zimmerwände klebten, wollte Britney das Plakat an der Wand sein. Während andere Kinder sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln, wurde Britney von der […] amerikanischen Entertainment-Industrie mit Tempo durch den Markt gehetzt.“ So hat der britische „Observer“ den ersten Lebensabschnitt von Britney Spears beschrieben.

Von oben nach ganz unten

Für dieses Tempo hat sie einen hohen Preis gezahlt. Irgendwann im Jahr 2007 kamen die ersten Ausraster der Künstlerin. Die bunten Blätter schrieben von „exzessiven Partynächten“, dann kam die Scheidung von Ehemann Nummer zwei, dem Tänzer Kevin Federline (41), ein gelernter Automechaniker, dem sie mit ihrer Bekanntheit den entscheidenden Karriereschub gegeben hatte. Es folgte ein Krieg um das Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Söhne Jayden James und Sean Preston.

Britney Spears erlitt einen Nervenzusammenbruch. Sie liess sich eine Glatze scheren. Weil die Sängerin ihre beiden Kinder nicht fristgerecht bei ihrem Ex-Mann Kevin Federline abgeben wollte, verbarrikadierte sie sich mit ihnen in ihrer Villa in Los Angeles. Das Gericht entzog ihr das Besuchsrecht für die Söhne, dann wurde sie aufgrund einer gerichtlichen Verfügung in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik eingeliefert, nach der ärztlichen Vorgabe „5150“ für Patienten, die eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellen. Kevin Federline wurde das alleinige Sorgerecht für Jayden und Sean zugesprochen.

Es folgte die Entmündigung

Schliesslich stellten ihre Eltern einen Eilantrag auf Entmündigung, dem das Gericht von Los Angeles am 1. Februar 2008 nachkam. Als Vormund wurde ihr Vater, Jamie Spears, bestellt. Britney sei, so berichtete laut der „Süddeutschen Zeitung“ das Portal „TMZ“ unter Berufung auf Augenzeugen, „vollkommen ausgerastet“, als sie von der Vormundschaft des Herrn Papas erfahren habe. An diesem rechtlichen Zustand hat sich für den Star seit 2008 nichts geändert.

Britney hatte wieder zurück in die Spur gefunden, das heisst die Geldmaschine Britney Spears funktionierte wieder prächtig. Bereits 2008 holte sie in drei Kategorien die MTV Video Music Awards. Allerdings durfte sie ohne den Vater keinen Schritt mehr selbst bestimmen. Jamie Spears bestimmte seither ihre Auftritte, die Verabredungen, ihre Termine.

Inzwischen hat sie den Vormund akzeptiert – bis jetzt

Dem Vernehmen nach ist Britney mit dem Vater als Vormund „superglücklich“, insofern ist es schon verwunderlich, dass Jamie Spears nun vor einigen Tagen verkündet hat, er wolle aus „persönlichen gesundheitlichen Gründen“ die Vormundschaft für seine Tochter abgeben – aber nur teilweise.

Die amerikanischen Medien haben diese Nachricht in Verbindung mit einer Meldung vom 24. August 2019 gebracht. An diesem Tag soll Jamie Spears seinen Enkel Sean Preston (14) „heftig geschüttelt“ haben. Der Vater Kevin Federline habe daraufhin seinen ehemaligen Schwiegervater angezeigt und eine Kontaktsperre gegen Jamie Spears erwirkt. Der dürfe sich nun bis auf weiteres seinen Enkeln nicht mehr nähern.

Wie es weitergeht

Nun wird Britneys langjährige „Care Managerin“ Jodi Montgomery, die sich bislang um Arztbesuche und Medikation ihres Schützlings gekümmert hatte, die Privatperson Britney Spears persönlich, medizinisch und juristisch bevormunden. Über die Sängerin, Wirtschaftsmacht und Werbe-Ikone Britney Spears bestimmt nach wie vor der Vater Jamie Spears, wie die „Süddeutsche Zeitung“ aus den Akten des Bezirksgerichts von Los Angeles erfahren haben will. Er ist immer noch der Verwalter ihres Vermögens, das auf 215 Millionen Dollar geschätzt wird, er bestimmt nach wie vor über die Karriere, über Termine, Auftritte, Honorare.

Das verworrene Leben der Britney Spears, in dem offensichtlich nur das Chaos die einzige verlässliche Konstante ist, geht also weiter…

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