Dem Entführungsopfer Natascha Kampusch schlägt im Netz und auch auf offener Strasse viel Hass entgegen, wie sie im Interview verrät.
Über acht Jahre dauerte das Martyrium von Natascha Kampusch (31) an, eingesperrt im Keller ihres Entführers. Heute, rund 13 Jahre nachdem sie sich selbst aus der Gefangenschaft befreien konnte, wird die inzwischen 31-Jährige auf gänzlich andere Weise gepeinigt. Nicht das Leben in völliger Isolation ist es, durch das ihr Leid widerfährt, sondern jenes in der Öffentlichkeit. Schuld daran ist teils menschenverachtender Hass, der ihr im Netz entgegenschlägt, wie Kampusch im Interview mit der Zeitschrift „Bunte“ verrät.
Sie findet keine Ruhe
Selbst ihr Kinderwunsch wurde indirekt durch das Cyber-Mobbing zerstört. Sie habe sich zwar unabhängig davon „ein Limit bis zum 25. Lebensjahr gesetzt“, bis zu dem sie spätestens Kinder haben wollte. Sie fühle sich inzwischen aber sogar wie 41 und komme nie zur Ruhe, und das „auch wegen des Cybermobbings. Ich finde es schrecklich, wie Frauen mit Worten gequält, gefoltert und gedemütigt werden und dass die meisten nur zuschauen, ohne etwas dagegen zu tun.“
Sie selbst macht sehr wohl etwas dagegen. Ihr inzwischen drittes Buch trägt den Namen „Cyberneider“ und weist laut Verlag „auch auf bestehende Gefahren im Netz hin“. Zudem versucht sie darin den Ursprüngen auf den Grund zu gehen, die Menschen dazu bewegen, über eine ihnen unbekannte Person grausamen Hass auszuschütten. Ein Umstand, mit dem sich Kampusch leider bestens auskennt, wie sie im Interview verrät.
Ablehnung, wohin sie geht
So seien „Wörter wie habgierig, mediengeil, verlogen, fresssüchtig und hässlich […] noch relativ harmlos. Richtig gemein wird es, wenn jemand schreibt: ‚Stirb doch endlich‘ oder ‚Geh wieder zurück in den Keller'“. Auch hält sich im Netz die Meinung, sie sei „kein echtes Entführungsopfer“ oder habe alles ins kleinste Detail inszeniert. Noch nicht einmal auf offener Strasse sei sie vor Anfeindungen sicher – „vor allem ältere Frauen beschimpfen“ sie dort, so Kampusch.
„Als ich mich selbst befreit hatte, dachte ich, die Menschen würden sich für mich freuen. Davon war ich ganz fest überzeugt“, so die 31-Jährige. Inzwischen weiss sie es besser und versucht nicht zuletzt durch ihr Buch konstruktiv damit umzugehen.