Harvey Weinstein: Eine der Hauptzeuginnen sagt unter Tränen aus

Im Prozess gegen Harvey Weinstein hat eine der Hauptzeuginnen ihre Aussage unter Tränen hinter sich gebracht. Darin beschreibt sie anschaulich, wie es zu dem Übergriff in Weinsteins Wohnung gekommen war und wie sie danach versuchte, damit umzugehen.

In dem laufenden Prozess um Harvey Weinstein (67) hat die Hauptzeugin Miriam Haley, eine frühere Produktionsassistentin, am Montagmorgen vor Gericht ihre Geschichte des sexuellen Übergriffs durch den einstigen Medienmogul im Jahr 2006 erzählt. Demnach traf sie Weinstein auf einer Afterparty 2004 zum ersten Mal und begegnete ihm 2006 bei den Filmfestspielen in Cannes wieder. Dort fragte sie ihn, ob er an einer seiner Produktionen in New York arbeite – später erhielt sie einen Auftritt als Produktionsassistentin in der Show „Project Runway“.

Mutmasslicher sexueller Übergriff in SoHo

In seiner Wohnung in SoHo sei es schliesslich zu dem sexuellen Übergriff gekommen. Anfangs soll Weinstein „freundlich, normal“ gewesen sein. „Irgendwann kam er auf mich zu und stürzte sich auf mich, um mich zu küssen“, sagte Haley vor Gericht, wie unter anderem „The Hollywood Reporter“ berichtet. „Ich stand vom Sofa auf und sagte: ‚Oh nein.‘ Ich wies ihn zurück und stiess ihn weg und er kam einfach zurück und küsste mich und streichelte mich.“ Schliesslich habe er sie rückwärts durch eine offene Tür in das Schlafzimmer und dort auf das Bett gedrängt.

„Jedes Mal, wenn ich versuchte, vom Bett aufzustehen, drückte er mich zurück und hielt mich fest. Er drückte mich runter, er hielt mich an meinen Armen fest. Zu diesem Zeitpunkt begann ich zu begreifen, was tatsächlich geschah.“ Weinstein hat sich ihr demnach mit seinem Mund aufgezwungen. „Ich hatte meine Periode. Ich hatte einen Tampon drin. Ich war beschämt. Ich habe nur geweint: ‚Nein‘.“ Sie erzählte einer Mitbewohnerin von dem Vorfall, ging aber nicht zur Polizei: „Offensichtlich hat Herr Weinstein viel mehr Macht und Ressourcen und Verbindungen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich wirklich eine Chance haben würde.“

Der zweite mutmassliche Vorfall

Etwa zwei Wochen später kam es zu einem weiteren mutmasslichen Angriff, der aber nicht Teil der Anklage ist. Haley traf Weinstein im TriBeCa Grand Hotel, um „eine Art von Macht zurückzugewinnen“. Dort wurde sie nach oben in sein Zimmer geschickt. „Fast sofort nahm er meine Hand und zog mich zum Bett“, sagte Haley am Montag und begann zu weinen. „Ich habe einfach nur dort gelegen. Er hatte Verkehr mit mir. Ich lag regungslos da. Ich fühlte mich taub.“ Weinstein soll sie währenddessen „eine Hure und eine Schlampe“ genannt haben.

„Der erste Vorfall war zutiefst peinlich, aber ich habe mir keine Vorwürfe gemacht“, sagte Haley. „Das zweite Mal hatte ich nicht genug gekämpft.“ Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte, „also habe ich es verdrängt und so weitergemacht wie bisher“. Dass sie danach beruflich immer wieder Kontakt mit Weinstein hatte, könnte die Meinung der Geschworenen an ihrer Aussage beeinflussen.

Das sagte Weinsteins Verteidiger dazu

Weinsteins Verteidiger argumentierte vor der Jury: „Sie wollten eine Verbindung mit Herrn Weinstein, um Ihre Karriere zu unterstützen“, sagte er. „Die Wahrheit ist, dass Sie eine einvernehmliche Beziehung zu Herrn Weinstein hatten. Die Wahrheit ist, dass Sie eine Freundschaft mit Herrn Weinstein hatten.“

Der Prozess hat am 6. Januar begonnen und soll noch bis Anfang März andauern. Bei einer Verurteilung droht Weinstein eine lebenslange Haftstrafe.

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