Schelmischer Schlagmann: Beatles-Legende Ringo Starr wird 80 Jahre alt

Als Musiker oft belächelt, als Schlagzeuger immer ein wenig unterschätzt – doch ohne ihn hätte es die Beatles so nie gegeben. Am 7. Juli 2020 wird Ringo Starr 80 Jahre alt.

„Ringo ist nicht der beste Schlagzeuger der Welt. Er ist nicht einmal der beste Schlagzeuger der Beatles“ – das Zitat wurde lange seinem Bandkumpel John Lennon (1940-1980), zugeschoben, doch in Wahrheit war es ein Radio-Sketch von Comedy-Autor Geoffrey Perkins und Angus Deayton aus dem Jahr 1981. Zu ihrer Verteidigung: Mastermind und Multiinstrumentalist McCartney (78) konnte die Drums mehr als passabel spielen und tat dies auch innerhalb der Gruppe.

Eigentlich war Ringo Starr nur Ersatzmann. Zu seinem Job bei den Beatles kam er durch eine Vertretung für deren ersten Drummer Pete Best (78). Während eines Konzertes 1961 im legendären Cavern Club in Liverpool sprang er für den erkrankten Best ein, den die drei anderen genau ein Jahr später feuerten. Starr war zwar stadtbekannt für seinen straffen Beat, doch so richtig überzeugen wollte er John Lennon, Paul McCartney und George Harrison (1943-2001) anfänglich nicht.

Ihre zu Beginn geringe Wertschätzung gegenüber ihrem neuen Taktgeber brachten die Beatles beispielsweise dadurch zum Ausdruck, dass sie das von Ringo gesungene „I Wanna Be Your Man“ ihren damals grössten Konkurrenten, den Rolling Stones schenkten, die mit ihrer Version direkt einen Charterfolg landeten. Und für ihre Debütsingle „Love Me Do“ hatte Produzent George Martin (1926-2016) sicherheitshalber einen zusätzlichen Schlagzeuger ins Studio bestellt – es wurden schliesslich zwei Versionen des Songs veröffentlicht.

Chronisch unterschätzter Drummer

Der Status des ewig unterschätzten Drummers klebt bis heute an Ringo Starr. Der Linkshänder mit dem Rechtshänder-Set hatte nie die nötige Anerkennung sowohl als Schlagzeuger als auch als Musiker bekommen. Starr stand immer im Schatten der drei Genies, dabei können sein Spiel und sein Einfluss auf andere Trommler gar nicht überschätzt werden. Phil Collins (69) bezeichnete ihn beispielsweise als grosses Vorbild und Ex-Nirvana-Drummer Dave Grohl (51) bemerkte: „Ringo war der König des Gefühls.“

Sein kreativer Beitrag zu den Beatles-Songs war von grosser Relevanz für deren Erfolg. Mit prägnanten Rhythmen, zum Beispiel auf „Ticket to Ride“ oder „Tomorrow Never Knows“ prägte er den Sound der Band. Durch seine ausgelassenen Schläge und ungewöhnlichen Variationen verhalf er den „Fab Four“ schliesslich zu Weltruhm.

Ringo reichte sein präzises Spiel auch an seinen Sohn Zak Starkey (54) weiter, der unter anderem schon für Oasis oder auch The Who hinter dem Drum Kit sass. Neben Zak hat der Mann aus dem Liverpooler Arbeiterbezirk Dingle noch zwei weitere Kinder aus seiner ersten Ehe mit Maureen Tigrett (1946-1994), die vorher mit McCartney zusammen war und später auch eine Affäre mit Harrison gehabt haben soll.

Mit ein wenig Hilfe von seinen Freunden

Das Songwriter-Duo Lennon und McCartney servierten Starr einfach zu singende, aber sehr eingängige Melodien wie die aus „With a Little Help From My Friends“ oder „Yellow Submarine“. Gerade einmal zwei selbst geschriebene Songs konnte Starr im gesamten Beatles-Katalog platzieren: „Don’t Pass Me By“ und „Octopus’s Garden“. Doch gerade Stücke wie diese kamen bei den Fans gut an, und auch Starrs Kollegen wussten inzwischen um seine Qualitäten – sie brauchten ihn mehr als sie zugeben wollten.

Jeder Beatle hatte seine Rolle und seinen Platz, den er innerhalb der Gruppe einnahm. So war Ringo immer der Lustige, der Spassvogel, der Klassenclown – sein komödiantisches Talent zeigte er schon früh in Filmen wie „A Hard Day’s Night“ oder „Help!“.

Dabei hatte Richard Starkey, wie Ringo Starr eigentlich heisst, lange keinen Grund zum Lachen. Er war ein Liverpooler Scheidungskind aus ärmlichen Verhältnissen, das seine Zeit nicht in der Schule, sondern allein ans Bett gefesselt mit schweren Krankheiten wie Tuberkulose verbrachte. Und mit dem Schlagzeug, das ihm Trost spendete und zu einer Karriere als Profimusiker verhalf. Zuerst bei der Beat-Truppe Rory Storm & the Hurricanes, dann bei den Beatles, der bald berühmtesten Band der Welt.

Vom Possenreisser zum Playboy

Wie die anderen machte auch Ringo nach dem Ende der Beatles 1970 solo weiter, was ihm durchaus gelang. Vor allem mit seinem Album „Ringo“ und Titeln daraus wie „It Don’t Come Easy“, „Photograph“ oder „You’re Sixteen“ hatte der einstige Kerl im Hintergrund endlich eigenständigen Erfolg.

Dabei rückte der Musiker auch ein wenig von seinem Schelmen-Image ab. So pflegte Starr Ende der 1970er wie kein anderer Ex-Beatle einen Lifestyle als Playboy. Und auch der Alkohol hatte es ihm angetan. Unterstützt wurde er bei seinen Exzessen von seiner zweiten Frau, dem früheren Bond-Girl Barbara Bach (72). Kennengelernt hatte er die US-Schauspielerin bei den Dreharbeiten zur Steinzeit-Komödie „Caveman“, in der Starr einen Höhlenmenschen spielte.

All you need is „Peace & Love“

Doch diese Zeiten sind lange vorbei, Ringo Starr trinkt und raucht nicht mehr. Heute heissen die Eckpfeiler seines Lebens „Peace & Love“. Und natürlich macht er auch weiterhin Musik: Sein 20. Studioalbum „What’s My Name“ erschien im Oktober 2019, ein besonderes Highlight daraus ist „Grow Old With Me“, ein altes John-Lennon-Demo, das er zusammen mit seinem Freund, dem anderen noch lebenden Beatle Paul aufnahm.

Dazwischen gab es für Starr noch die Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame durch Macca und den Ritterschlag durch Prinz William (38). Ausserdem tritt Ringo Starr als Sänger und Schlagzeuger noch immer regelmässig mit verschiedenen Formationen wie seiner All-Starr Band auf – mittlerweile auch mit der nötigen Anerkennung.

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