Melania und Donald Trump: Szenen einer besonderen Ehe

Am Dienstag bestimmt das US-amerikanische Volk ihren Präsidenten für die nächsten vier Jahre. Donald und auch Melania Trump sind natürlich voll im Wahlkampfmodus angekommen.

Ihr Blick ist entschlossen, ihr Lächeln ein wenig maskenhaft, wie so oft, wenn Melania Trump (50) lächelt, um Herzlichkeit zu zeigen. Ihren militärgrünen Trenchcoat trägt sie wie einen Kampfanzug, dafür hat sie – natürlich – keine Corona-Maske auf. Sie sagt, sie sei immun, gegen was auch immer da draussen drohen könnte. Jetzt fightet sie für eine zweite Amtszeit ihres Mannes – und damit für sich selbst als First Lady der USA.

Bei einem Auftritt vor Trump-Klientel der republikanischen Basis in Lancaster in Pennsylvania zeigt sie, dass sie durchaus die grob gestrickte Masche beherrscht. Mit deutlichem, osteuropäischem Akzent keilt die gebürtige Slowenin gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden (77): „Seine sozialistische Agenda wird Amerika und alles, was wir in den vergangenen vier Jahren aufgebaut haben, zerstören. Wir müssen Donald im Weissen Haus behalten, damit er fertigmachen kann, was er begonnen hat.“

Seit 2006 ist Melania US-Amerikanerin

Dann erklärte die First Lady, die im kommunistischen Jugoslawien zur Welt kam, 1995 nach New York ging und 2006 nach der Eheschliessung mit Donald Trump eingebürgert wurde: „Abgesehen davon können die Amerikaner ja auf Bidens 36 Jahre im US-Senat und acht Jahre als Obamas Vizepräsident im Weissen Haus blicken und sich fragen: Ist dieser Mann in der Lage, etwas für sie auf den Weg zu bringen?“

Solche Töne von Melania sind neu. Bislang hielt sich die Präsidentenfrau auffallend zurück. Wenn sie etwas sagte, hörte man ganz andere Töne, nicht die gewohnten Pöbeleien aus dem Hause Trump. So warb sie 2018 beim Thema „Mobbing in sozialen Netzwerken“ eindringlich für den Schutz von Kindern: „Wir müssen jedem Kind die Werte des Mitgefühls beibringen… Freundlichkeit, Achtsamkeit, Integrität. Das geht nur, wenn man mit gutem Beispiel voran geht.“

Kaum Lobeshymnen auf ihren Mann

Selten hörte man von ihr Lobeshymnen über den Ehemann wie 2016 auf dem Parteitag der Republikaner, bei dem sich Donald Trump als Präsidentschaftskandidat bewarb. Er habe beeindruckend um sie gekämpft. „Es gibt niemanden, der so sehr für etwas kämpft wie Donald. Das wird er auch für Amerika tun.“ Ein toller Mann sei er, ein toller Vater, ein toller Leader. Natürlich liebe ihr Mann alle, Christen, Juden und Muslime, die Armen, auch Schwarze und Latinos. „Donald denkt gross, er setzt Dinge durch. Unser Land und die Welt brauchen eine neue, starke Führung“, rief das Ex-Model.

Trotzdem wurde die Rede als „Blamage“ bezeichnet. Sie ähnelte zu sehr der Ansprache von Michelle Obama 2008 auf dem Parteitag der Demokraten. Nach dieser Kritik machte sie sich rar, auch als First Lady. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass ihr die wenigen Auftritte an der Seite ihres exaltierten Mannes eine unsägliche Pein verursachten.

Das Gesicht meist hinter eine Sonnenbrille verborgen

Wenn sie sich zeigte, versteckte sie sich in aller Öffentlichkeit: hinter einem ausdruckslosen Gesicht, das sie meist hinter einer riesigen Sonnenbrille verbarg. Unter Amerikas Verschwörungstheoretikern kursierte das abwegige Gerücht: Das sei oft gar nicht Melania, sondern eine Doppelgängerin. Die wahre Melania habe sich dem Präsidenten als Figur des Volkes geweigert.

In Gegenwart ihres Mannes wirkte sie so niedergeschlagen, wie man es bei einer First Lady noch nie gesehen hat. Bei Staatsbesuchen in Saudi-Arabien und Israel sah man sie kaum lächeln. Meist dackelte sie dem Präsidenten mit gesenktem Kopf hinterher, zweimal wehrte sie den Versuch ihres Mannes ab, mit ihr Händchen zu halten.

Bizarres Verhalten auch beim Papst

Auch die Visite bei Papst Franziskus (83) verlief nicht anders. Donald Trump lächelte, fletschte die Zähne, zog die Mundwinkel verächtlich runter, fuchtelte herum. Seine Frau blickte so ernst unter ihrem schwarzen Spitzenschleier drein, als wollte sie der hektischen Motorik ihres Mannes wenigstens ein bisschen an Würde entgegensetzen.

Trägt Melania schwer an der Bürde ihres Amtes als FLOTUS (First Lady of the United States)? Oder ist es die Last, mit einem Trump verheiratet zu sein? Der Journalist David Cay Johnston, der eine erfolgreiche Biografie über Donald Trump geschrieben hat, glaubt nicht an eine glückliche Ehe.

„Wir müssen uns nur seine Vergangenheit ansehen. Er ist zum dritten Mal verheiratet. Er hat mit seiner ersten Frau in einem Scheidungskrieg gelegen und später kaum Kontakt mit seinen drei ältesten Kindern gehabt. Erst als sie erwachsen waren und Geld verdienen mussten, entdeckten sie plötzlich, wie wundervoll Daddy ist“, sagte Johnston in einem Interview mit „Bild“. „Sie haben getrennte Schlafzimmer. Sie verbringen niemals die Nacht zusammen“, weiss das US-Magazin „Us Weekly“. Melania wolle so wenig wie möglich mit Donald zu tun haben.

Zornige Melania vor der Wahl

Vor einigen Wochen wird der Öffentlichkeit eine andere Melania präsentiert. Sie keift am Telefon wie ihr Mann. In einem Gespräch über ein Aufnahmezentrum für Einwandererkinder sagt Melania angeblich: „Sie sagen, was ist mit den Kindern, die von ihren Eltern getrennt werden? Lass mich in Ruhe damit!“ Das Zitat entstammt einem Buch der ehemaligen Beraterin Stephanie Winston Wolkoff, die Melanias Telefonate protokolliert hat.

In einer anderen Szene regt sich die First Lady über Weihnachtsschmuck im Weissen Hauses auf. Sie habe sich „den Arsch aufgerissen“ („I put my ass off“). „Wer interessiert sich für das verdammte Weihnachtszeug und Dekoration? Aber ich muss es tun, richtig?“ („Who gives a fuck about Christmas stuff and decoration. But I need to do it, right?“)

Nun der Wahlkampfauftritt von Lancaster. Melania spricht auch über Corona: „Wie viele von Ihnen habe auch ich die Auswirkungen von Covid-19 selbst zu spüren bekommen… Ich weiss, dass es viele Menschen gibt, die eine geliebte Person verloren haben und für immer von diesem stillen Feind getroffen worden sind.“

Joe Biden der Schuldige am Corona-Desaster?

Die Schuld daran gibt sie Joe Biden und seiner Partei: „Vergessen wir nicht, worauf sich die Demokraten konzentrierten, als Covid-19 zum ersten Mal in unser Land kam. Während der Präsident entschlossene Massnahmen ergriff, um das amerikanische Volk zu schützen, verschwendeten sie Steuergelder in einer Betrugs-Amtsenthebung.“

Zur Erinnerung: Die Amtsanklage der Demokraten war Mitte Dezember 2019, da sprach in den USA niemand von Covid-19. Der schnelle Freispruch Trumps im Senat erfolgte am 5. Februar 2020. Drei Tage zuvor hatte der Präsident gesagt: „Wir haben das, was aus China kommt, so ziemlich ausgeschaltet.“ Und am 26. Februar verkündete er: „Wenn man 15 Fälle hat – 15 Fälle, da sind wir in wenigen Tagen runter auf fast null. Da haben wir ziemlich gute Arbeit geleistet.“

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